Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Frankreich 1764:
Eine wilde Bestie macht die Gegend um das Gévaudan unsicher. Der Wildhüter Jean Chastel und seine beiden Söhne Antoine und Pierre machen Jagd auf das Untier, welches angeblich ein Loup-Garou sein soll, ein Werwolf.
Tatsächlich gelingt es den Jägern, die Bestie zu stellen, und Antoine schafft es das Monster zu töten. Doch der Werwolf war nicht allein und seine Gefährtin verletzt Pierre und Antoine, bevor sie die Flucht ergreift.
Damit geht der Fluch des Loup-Garou auf die Söhne des Wildhüters über, sie werden selbst zu Werwölfen, die das Gévaudan unsicher machen. Jean Chastel deckt seine Söhne und macht sich auf die Suche nach einem Heilmittel. Tatsächlich hat ein Heilkundiger ein Rezept, mit dem man den Fluch des Werwolfs löschen kann. Dazu benötigt man allerdings das Blut der Bestie, welche den Unglücklichen zum Wandelwesen machte.
Der Werwolf mordet weiter und ein von König Ludwig erhobenes Kopfgeld lockt immer mehr Jäger in das Gévaudan, was die Mission Chastels massiv erschwert. Malesky, ein moldawischer Jäger, der als einziger neben Chastel und seinen Söhnen nicht an einen "gewöhnlichen" Wolf glaubt, schließt sich dem Wildhüter an und hilft ihm bei der Jagd. Doch die Bestie ist gerissen und entkommt immer wieder ihren Häschern. Zu allem Unglück verliebt sich Pierre, Chastels ältester Sohn, in das Mündel der erwürdigen Äbtissin Gregoria aus dem nahen Kloster St. Grégoire. Auch Gregoria scheint mehr zu wissen als sie zugibt, und als selbst der Heilige Vater in Rom einen Abgesandten ins Jagdgebiet des Werwolfs schickt, steht fest, dass mehr hinter der Bestie von Gévaudan steckt ...
2004:
Eric von Kastell ist auf der Jagd nach Werwölfen, seit seine Mutter von einer dieser Bestien zerfleischt wurde. Gemeinsam mit seinem Vater hat er es geschafft, wirksame Waffen gegen die Bestien zu entwickeln. Doch dann wird Johann von Kastell von einer organisierten Zelle der Wandelwesen entführt. Eric will seinen Vater befreien, doch im Kampf gegen die Werwölfe und Werschakale stirbt Johann. Erics Hass auf die Monster wird immer stärker. Da erfährt Eric von bestialischen Morden in Sankt Petersburg. Die Taten tragen die Handschrift eines ganz besonderen Werwolfs, einer Bestie, der Eric und sein Vater schon ihr ganzes Leben hinterher jagen. In den Wäldern rund um Sankt Petersburg wird ein Wolfsforscher zum Opfer der Bestie, die diesen aber nicht tötet, sondern zu einem der ihren macht. Als Eric bei dem Forscher eintrifft wird er Zeuge, wie Vermummte den Mann aus dem Fenster werfen und seine Kollegin Lena umbringen wollen. Eric kann Lena vor den Männern retten. Nach einigen Missverständnissen fasst die junge Frau Vertrauen zu Eric, als dieser den Werwolf tötet, der einmal ihr Kollege war. Eric und Lena verfolgen die Spur der Bestie in einen Nationalpark in Polen. Dort wird Lena von dem Werwolf verletzt und trägt ab sofort ebenfalls den Keim in sich. Eric, der sich inzwischen in Lena verliebt hat, will ein Gegenmittel gegen den Wolfskeim finden und zu diesem Zwecke eine alte Formel analysieren lassen. Kurz bevor Lena die Formel einem befreundeten Wissenschaftler geben kann, wird sie entführt. Eric wird in einen Kampf verwickelt, offensichtlich mit Männern, die derselben Gruppierung angehören, welche Lenas Kollegen in Sankt Petersburg aus dem Fenster warfen und Lena selbst töten wollten. Eric kann einen der Männer verhören. Sie gehören zu einer Sekte, die sich "Orden des Lycáon" nennt und die Werwölfe als göttliche Wesen verehrt. Erics Kampf wird schwerer als je zuvor ...
"Ritus" ist der erste Teil von Markus Heitz? Werwolf-Saga, die in zwei Zeitebenen spielt, welche beide eng miteinander verzahnt sind. Grundpfeiler der Geschichte bilden die historischen Vorkommnisse der Bestie von Gévaudan, die tatsächlich in Frankreich in den Jahren 1764 bis 1767 wütete und seitdem Stoff für einige Bücher und Filme lieferte, u.a. ist sie die Vorlage für den Blockbuster "Pakt der Wölfe" gewesen. Zudem hat der Autor hervorragend recherchiert und tatsächlich existierenden Personen neues Leben eingehaucht, nicht zuletzt dem Wildhüter Chastel, der wirklich gelebt hat und ebenfalls auf die Jagd nach der Bestie von Gévaudan ging. Da viele Aufzeichnungen verloren gingen oder sich wiedersprechen, bleibt viel Raum für Spekulation, den Markus Heitz weidlich ausnutzte, und selbst die althergebrachte Verschwörungstheorie, nach der die Kirche mächtig Dreck am Stecken hat, findet Eingang in das faszinierende Werk aus Fakten und Fiktion.
Die Geschichte bleibt das ganze Buch über dramatisch und spannend, ganz egal in welcher Zeit sich der Leser gerade befindet. Auch überraschende Wendungen gibt es zur Genüge. Um so ärgerlicher, dass das Ende offen bleibt und man ungeduldig auf die Fortsetzung warten muss, welche im August 2006 unter dem Titel "Sanctum" erscheint.
Wünschenswert wäre ein Vermerk gewesen, dass es der erste Teil eines Mehrteilers ist, so dass sich der Leser darauf einstellen kann, dass am Ende des Buches nicht alle Fragen beantwortet werden. Dafür ist die Geschichte auch viel zu komplex, wie der Leser allzu bald merkt.
Die Figuren wurden sehr glaubhaft und realistisch geschildert, insbesondere das ambivalente Verhältnis zwischen Jean Chastel und der Äbtissin Gregoria ist spannend. Auf der einen Seite der verbitterte Wildhüter, der von Gott und der Kirche enttäuscht wurde, und auf der anderen die fromme Ordensschwester.
Eric von Kastell erinnert ein wenig an den Vampirjäger "Blade"; durchtrainiert, geschult in mehreren Kampfsportarten, cooles Outfit und umgeben von einem düsteren Geheimnis. Nicht der originellste Einfall des Autors, doch wenigstens werden dieses Mal die Vampire in ihren Gräbern gelassen und endlich mal wieder die Werwölfe bemüht, die schon immer ihr Dasein im Schatten der Blutsauger fristeten.
Abgerundet wird das Buch von einer Karte des Gévaudan, zur Zeit des mittleren 18. Jahrhunderts, worauf man die Spur der Bestie genau verfolgen kann. Die Aufmachung des Buches sucht ihresgleichen. Allein die erhabene Schrift des Titels und der Scherenschnitt eines düsteren Baumskeletts machen den Roman zu einem Blickfang.
Ein kurzweiliges, gut recherchiertes Buch, mit einigen Klischees, die durch eine rasante und spannende Erzählweise wett gemacht werden.