Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
England im Jahr 1817. Es klingt wie das perfekte Gaunerstück: Der Betrüger Frederick Whithers will sich mithilfe gefälschter Papiere als ein Mann namens Oliver Beard ausgeben, um das Erbe des gerade verstorbenen Harry Beard anzutreten. Dieser hat keine Erben. Doch es kommt bekanntlich alles anders, als man denkt: Wegen einer anderen Betrügerei landet Frederick kurz bevor er seinen Plan ausführen kann im Gefängnis. Von dort kann er fliehen, und zwar mit dem beliebten Sargtrick - als sein Zellenmitbewohner an der Schwindsucht stirbt, lässt Frederick sich kurzerhand als Leiche aus dem Gefängnis schmuggeln. Doch damit fangen die Probleme erst so richtig an: Als der Sarg ausgerechnet auf einem Friedhof geöffnet wird und Frederick ihm entsteigt, sieht er sich von Vampiren umzingelt. Sie halten ihn für den "Erhabenen", den lange ersehnten König der Vampire, dem sie sich nun anschließen wollen. Frederick gelingt zunächst die Flucht vor seinen neuen untoten Untergebenen, doch seine Vampir-Anhänger wird er nicht mehr so leicht los – genauso wenig wie seine treulose Verlobte, einen äußerst seltsamen Reisefährten, der nur in Reimen spricht, eine junge Frau, die Leichenteile sammelt, und nicht zuletzt einen zu allem entschlossenen Vampir-Jäger, der den vermeintlichen Blutsauger nur zu gern mit einem Pflock durchs Herz unschädlich machen will. Und dann taucht zu allem Überfluss auch noch der echte Erhabene auf ...
Mit "Sarg niemals nie" wendet Dan Wells sich vom Serienkiller-Genre ab und ausgerechnet den Vampiren zu. Zunächst gewöhnungsbedürftig, aber da Wells das Blutsaugerthema auf äußerst witzige und absurde Art angeht, liest sich der Roman sehr unterhaltsam. Die wahnwitzigen Ereignisse, denen sich der sympathische Gauner Frederick alias Oliver bald hilflos ausgesetzt fühlt, sind mehr als bizarr: Er landet im Knast – wie sich bald herausstellt, ist seine gar nicht so anbetungswürdige Verlobte Gwen daran nicht ganz unschuldig -, wird von trotteligen Vampiren für ihren neuen Gebieter gehalten, macht die Bekanntschaft eines äußerst seltsamen neuen Freundes und lernt schließlich sogar eine bekannte Autorin von Schauergeschichten kennen.
All diese Ereignisse werden mit einer großen Portion Ironie und viel Albernheit sehr kurzweilig erzählt. Teilweise liest sich "Sarg niemals nie" wie ein früher Terry-Pratchett-Roman oder eine witzige Klamotte, die man sich ausgezeichnet als Theaterstück oder Fernsehkomödie vorstellen könnte: Auf einmal gibt es viel zu viele Leichen, viel zu viele Särge, viel zu viele Verwechslungen. Und da Frederick von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt und von einer dummen Situation in die nächste gerät, kann er bald auch niemanden mehr davon überzeugen, dass er gar kein Vampir ist. Wer einen blutigen, hochspannenden Wells-Roman im Stil von "Ich bin kein Serienkiller" erwartet, könnte vielleicht enttäuscht sein – der witzige Ausflug ins Vampirgenre liest sich eher wie eine schnelle Fingerübung zwischendurch. Dennoch ist dieses humorvolle Intermezzo auf jeden Fall lesenswert, wenn auch recht schnell ausgelesen.
Im Englischen erschien der Roman gar nicht als Printausgabe, sondern exklusiv als Hörbuch. Die deutsche Fassung ist dann als gedruckter Roman im Piper-Verlag erschienen und folgt auch optisch der Aufmachung der anderen Dan Wells-Werke: Das Softcover sticht durch den sogenannten rauen Schnitt angenehm unter anderen Büchern hervor und wirkt angemessen zerfleddert.
Fazit: Augenzwinkernde Vampir-Parodie – mal abenteuerlich, mal komisch, mal höchst albern. Ein ganz anderer Dan Wells, dennoch lesenswert und unterhaltsam!
Zur Leseprobe bei Piper Fantasy