Mehr als 800 Jahre sind vergangen und das, was der Fluch der Magierin Imogene nicht geschafft hat, ist nun zum Greifen nah: Wohlgezielte Anschläge der Schattengeborenen haben einen Keil zwischen Licht- und Nachtgeborene getrieben. Doch statt sich gemeinsam der Bedrohung aus den Grenzländern zu stellen, setzen die lichtgeborenen Magier alles daran, die Schattengeborenen und ihre Magie zu leugnen, da sie selbst diese nicht mehr spüren können. Doch währenddessen hat der Krieg die Grenzländereien längst erreicht.

Um das Schlimmste zu verhindern, reisen Lady Telmaine und Fürst Vladimir mit den stärksten nachtgeborenen Magiern in die Grenzlande. Baron Ishmael di Studier, der sich dort hin geflüchtet hat, um einer Anklage zu entgehen und um die Baronien der Grenzländer zu warnen, kann die unerwartete Unterstützung nur recht sein, denn das Haus Stranhorne sieht sich einer unbesiegbaren Streitmacht von schattengeborenen Magiern und deren Kreaturen gegenüber.

Zeitgleich sucht Prinz Fejelis nebst seinem Bruder und dem Magier Tammon einen Weg zurück nach Minhorne. Dabei geht es ihm nicht einmal darum, seinen Thron zurückzuerobern, vielmehr will er all seinen Einfluss nutzen, die lichtgeborenen Magier von der nahenden Bedrohung zu überzeugen, denn ohne die viel stärkeren Lichtmagier stehen die Chancen schlecht, den Schattengeborenen etwas entgegenzusetzen.

Doch keine der Parteien ahnt, welcher Macht sie tatsächlich gegenüberstehen ...

Mit "Schattengeboren" ist Alison Sinclair schon bei ihrer dritten Fantasy-Novelle angelangt. Dieser Band baut auf den Bänden "Nachtgeboren" und "Lichtgeboren" auf, doch einen Namen hat diese High-Fantasy-Reihe trotz ihres Potenzial noch nicht. Dabei bewegt sich Alison Sinclair jenseits aller Klischees. Ihre Protagonisten sind Nachtgeborene, die nur in der Dunkelheit leben können, und Lichtgeborene, die das Licht des Tages benötigen. Und doch leben diese beiden Völker Seite an Seite. Doch eine dritte Partei, die Schattengeborenen, sorgen auch in diesem dritten Band für reichlich Chaos, denn ihnen ist durch eine Reihe von Intrigen gelungen, was dem Fluch, der Licht- und Nachtgeborene trennt, nicht gelungen ist: sie aufeinander zu hetzen.

"Schattengeboren" ist daher ein Kampf an mehreren Fronten. Die Hauptfiguren Telmaine, Ishmael, Balthasar, Floria, Fejelis und Tammon verdeutlichen dies nur noch mehr, begleiten sie den Leser doch durch diesen Band, mal allein, mal in kleinen Gruppen. Durch diese vielen Perspektiven schafft sich die Autorin eine spannungsreiche Atmosphäre, denn sie weiß, wann sie die Perspektive zu wechseln hat, um den Leser bei der Stange zu halten. Doch dies würde nichts nützen, wüsste sie nicht ein Gleichgewicht zu schaffen und dafür zu sorgen, auch die Handlung vorwärts kommt.

Vereint werden die einzelnen Perspektiven durch einen gemeinsamen Gedanken: Die Schattengeborenen und ihre dunklen Machenschaften aufzuhalten, was gar nicht so einfach ist in dem Netz von politischen Intrigen und magischen Komplotten, die sich im Laufe der letzten Bände entwickelt haben.
Wie der Buchtitel erwarten lässt, erhält der Leser nun auch einen Blick in die Welt der Schattengeborenen, die aus ihren Schatten heraustreten und ihren Krieg nun ganz öffentlich führen. Dabei hält die Autorin noch die ein oder andere Überraschung parat, denn die Geheimnisse, die sich in den Schatten verbergen sind größer, als man zu Anfang vermutet hätte.

Nach einem bombastischen Finale, bei dem Leser und Protagonisten fast nicht mehr hinterherkommen, gestaltet die Autorin das Ende sehr offen. Obwohl jeder vermuten dürfte, dass es damit getan war, bewahrt sich Alison Sinclair auf jeden Fall eine Option, in ihre Welt zurückzukehren.

Alles in allem ein sehr gelungener dritter Teil, der durch die interessante Welt mit den dazugehörigen Figuren, viel Action und ein feines Gespinst aus Intrigen den Leser von Anfang bis Ende zu fesseln weiß.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.