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 Schreckensgletscher


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit "Schreckensgletscher" legt der Journalist Manfred Köhler seinen Debütroman vor. Der Thriller erschien im Februar 2007 beim Gmeiner Verlag und umfasst 274 Seiten.

Nelli kann es kaum mehr erwarten, endlich nach Hause zu kommen. Viele Jahre war sie, nur mit Fahrrad, Satteltaschen und Mut bewaffnet, in der Welt unterwegs, bereiste die Kontinente, erlebte unzählige Abenteuer.
Doch nun will sie nach Hause zurückkehren, um ihre Tochter endlich wieder in die Arme schließen zu können. Sich dem Zuhause stellen, das sie damals verlassen hatte, weil zu viel geschehen war. Sie hatte ausbrechen müssen aus diesem Leben. Und nun soll es endlich soweit sein: Ihr Ziel ist nicht mehr fern. Sie ist auf einer ihrer letzten Etappen in den Bergen unterwegs, genauer gesagt in den Alpen, als es zu einem Unglück kommt; an den steilen Serpentinen blockiert ihr Fahrradlenker, und sie stürzt schwer.
Nachdem Nelli aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht ist, muss sie feststellen, dass jemand ihr Fahrrad geklaut hat - hier, mitten auf einem Alpenpass! Das Rad könnte sie noch verschmerzen, trug sie ihr Geld und die Papiere doch direkt am Körper. Doch in einer der Satteltaschen steckte ihr Tagebuch: tausend Seiten dicht beschriebenes Papier, auf dem all ihre Erlebnisse festgehalten sind und das sie ihrer Tochter überreichen wollte. Mit dreckigen und zerrissenen Kleidern macht sich Nelli auf den Weg und erreicht bald eine Wirtsstube. Der Besitzer Andi zeigt sich hilfsbereit und verspricht, ihr beim Suchen ihrer Sachen zu helfen. Doch der überfürsorgliche Retter in der Not kommt Nelli nicht ganz geheuer vor - steht in seiner Garage nicht ein Fahrrad, das ihrem zum Verwechseln ähnlich sieht? Sie muss es bald schon erfahren ... denn Andis Hilfe entpuppt sich ganz anders als gedacht.

Eine Frau allein unterwegs - in einer solchen Situation darf sie weder zimperlich noch ängstlich noch wehrlos sein. Nelli ist ein solcher Mensch. Diese wichtigen Aspekte arbeitet Manfred Köhler nachvollziehbar heraus, selbst als Nelli in Gefahr gerät und trotz so mancher Fluchtmöglichkeit doch nicht die Chance zur Rettung ergreift. Glaubwürdig soll das sein, wenn jemand die Gefahr sieht, in der er sich befindet, und trotzdem nicht das Vernünftigste macht, nämlich den Rückzug? Überraschenderweise ja, zumindest bei Köhler. Der Leser kann Nellis Gedankengänge verfolgen und verstehen, wobei er längst nicht immer damit konform gehen muss. Handlungen in Extremsituationen sind manchmal von mehr geprägt als von kühlem Verstand, und das zu verdeutlichen ist in diesem Roman sichtlich gelungen.
Auch das Setting gefällt. Oben in den Bergen und fernab der Zivilisation, gerade in der heutigen Zeit, da man sich mit Telefon, Internet und Handy nirgendwo allein fühlen müsste, wirkt diese Situation bedrohlich und ausweglos; man fühlt und fiebert mit Nelli mit, die sich irgendwie zurechtfinden und vor allem zur Wehr setzen muss.
Der Showdown schließlich zeigt sich noch einmal von der spannenden und unterhaltsamen Seite. Ohne dramatische Knalleffekte und atemberaubende Wendungen, aber mit viel Gefühl für Glaubwürdigkeit lässt Köhler seinen Roman ausklingen.

Der reißerische Titel des Thrillers lässt Schlechtes erahnen, so dass man beim Lesen umso überraschter ist, aus welchem Stoff Manfred Köhler einen spannenden und interessanten Thriller aufbereitet. Ein gelungener Debütroman, der auf weitere gute Krimis in dieser Form aus der Feder des Autors hoffen lässt.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2007 | ISBN: 9783899777093 | Preis: 9,90 Euro | 274 Seiten | Sprache: Deutsch

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