Gesamt |
|
Brutalität | |
Gefühl | |
Spannung | |
Mackie Doyler ist anders als andere Jungen seines Alters, anders als alle Bewohner der kleinen Stadt Gentry, einer einstigen Industriehochburg. Sein Haar ist zu schwarz, seine Augen leuchten zu intensiv, sein ganzes Wesen hat etwas Unheimliches und Fremdes. Jeder in Gentry sieht seinen Makel, und doch wagt niemand offen darüber zu sprechen. Denn die Stadt hütet ein Geheimnis: Seit Jahr und Tag verschwinden Neugeborene aus ihren Wiegen und werden von unbekannter Hand durch abscheuliche Wechselbälger ersetzt. Diese Wechselbälger werden in der Regel von den Eltern getötet - nur Mackie, der in die Familie des Reverends "getauscht" wurde, hat überlebt. Aber er ist sich seiner Anderartigkeit bewusst. Und während er als Teenager mit den üblichen Problemen kämpft - die Anerkennung seiner Freunde, der erste Kuss, die Loslösung vom Elternhaus - beginnt er nach seinen Wurzeln zu suchen.
Bald verschwindet wieder ein kleines Mädchen, die Schwester seiner Schulkameradin Tate, zu der er sich hingezogen fühlt. Und so tritt Mackie in Kontakt zu den Wesen, die seit jeher die Kinder rauben und die auch ihn in die Wiege seiner Eltern gelegt haben: Die Morrigan und ihre unheimlichen Diener, die in den Ruinen am Schlackenberg leben. Von ihnen erfährt Mackie bald, warum er eine schwere Eisenallergie hat, und dass die gestohlenen Kinder als Opfergaben der grausamen Schwester der Morrigan überbracht werden. Mackie beschließt, zumindest Tates Schwester aus ihren Klauen zu befreien.
Eine bitterböse Kobolds- oder Feengeschichte im modernen Gewand legt die amerikanische Autorin Brenna Yovanoff vor. "Schweigt still die Nacht" kommt als modernes Märchen, als schwarzromantische Coming-of-age-Geschichte daher, deren Hauptfigur und Ich-Erzähler ein Wechselbalg wider Willen ist; ein Youngster, der sich zurecht nicht wohl in seiner Haut fühlt.
Yovanoff hat mit der verfallenden Industriestadt Gentry und der Gegenwelt der Kobolde unter dem Friedhof einen bizarren Kosmos geschaffen, dessen Atmosphäre zum Schneiden dicht ist ... eine Mischung aus Freddy Krueger und Silent Hill, aus Highschool-Romanze und Splatter.
Gerade am Ende geht es richtig zur Sache, wenn Mackie der Schwester der Morrigan und ihren Schergen gegenübertritt. Leider kommt das Finale etwas überhastet daher, der subtile Horror wird von brachialer Gewalt abgelöst. Davon abgesehen ist "Schweigt still die Nacht" ein fesselnder Roman und ein echter Pageturner, der nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Auf der Verlagswebsite gibt es einen Trailer und eine Leseprobe zum Buch: "Schweigt still die Nacht"