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Der englische Buchhändler David Tristram begegnet in einer Poststation in Florenz einem Mann, in dem er den toten Sherlock Holmes zu erkennen glaubt. Scheinbar hat Holmes den Kampf mit Moriarty an den Reichenbachfällen überlebt und sich nach Italien abgesetzt. Tristram beschwört den Meisterdetektiv, den Mord an seinem Schwiegervater, dem berühmten Bildhauer Lorenzo Boldoni, aufzuklären. Die Ermittlungen führen Holmes und seinen neuen Begleiter in die Villa des Kunsthändlers Mortimer Hopper, wo der englische Detektiv die verschwundene Büste der Primavera wiederfinden muss und zugleich das mysteriöse Erscheinen eines Geistes entmystifiziert.
Doch damit beginnt der Fall erst richtig, denn die Büste stammt aus dem Museum Borgello in Florenz und wird plötzlich aus Holmes’ Unterkunft entwendet, bevor er sie zurückgeben kann. Die Jagd nach dem wertvollen Kunstgegenstand führt den Meisterdetektiv und David Tristram in die Ewige Stadt Rom und nach Venedig, wo Holmes einem ebenbürtigen Gegner gegenübertritt …
Zum 150. Geburtstag von Sir Arthur Conan Doyle, dem Erfinder des berühmtesten Detektivs der Literaturgeschichte, Mr. Sherlock Holmes, präsentiert der KBV Verlag eine durchgehend spannende, gut durchdachte und gewissenhaft recherchierte Episode aus einem der interessantesten Kapitel aus dem Leben des privaten Ermittlers. Bislang wurde wenig darüber bekannt, was Holmes in seinem über zwei Jahre andauernden Exil erlebt hat. Eine wahre Fundgrube an unveröffentlichten Abenteuern warten darauf erzählt zu werden und die freischaffende Autorin Franziska Franke hat eindrucksvoll bewiesen, wie eine solche Aufgabe anzupacken ist. Sir Arthur Conan Doyle wäre sicherlich stolz auf das Werk der Schriftstellerin gewesen, schafft sie es doch scheinbar mühelos, die extravaganten Charakterzüge des hageren Engländers herauszuarbeiten. Der Chronist David Tristram, der ganz im Stil eines Dr. Watson die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive schildert, ist nicht nur ein passabler Ersatz des englischen Armee-Arztes, sondern auch eine skurrile Persönlichkeit, die genügend Eigenständigkeit besitzt, um nicht nur ein bloßes Abziehbild von Dr. John H. Watson zu sein. Die Suche nach der Büste fordert den scharfen Verstand des Meisterdetektivs des Öfteren heraus und entlockt Holmes einige äußerst faszinierende Deduktionen, wie sie Doyle nicht treffender hätte beschreiben können. All dies beschreibt Franziska Franke in einer angenehm unterhaltsamen Sprache, welche die imaginäre Reise durch die drei interessantesten Städte Italiens im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert zu einer kurzweiligen Lektüre macht.
Die Bücher des KBV Verlags überzeugen durch hochwertige Papierqualität und einem angenehmen Satzspiegel. Leider trüben häufig fehlende Wörter und Buchstaben den Lesefluss ein wenig, doch der gute Gesamteindruck überwiegt, nicht zuletzt dank der edlen, gediegenen Aufmachung, wegen derer sich der Band hervorragend in jeder Sherlock-Holmes-Sammlung ausnimmt.
Fazit:
Sherlock Holmes, wie er im Buche steht: distinguiert, ironisch und absolut logisch. Eines der interessantesten Kapitel aus dem Leben des Meisterdetektivs wird beleuchtet. Vor einer äußerst faszinierenden Kulisse löst Holmes einen ausgeklügelten Fall, wie ihn Sir Arthur Conan Doyle nicht besser hätte ersinnen können.