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Siddhartha ist ein junger Brahmane - schön, stark und klug, von allen bewundert und geliebt. Ganz besonders geliebt wird er von seinem Freund Govinda, der davon überzeugt ist, dass Siddharta zu etwas Großem bestimmt ist, dass er kein einfacher Brahmane werden wird, sondern ein Gott - und Govinda würde ihm folgen. Siddharta selbst jedoch ist nicht zufrieden, nicht mit sich selbst, nicht mit seiner Umgebung, mit seinem Leben. Waschungen, Gebete und Meditationen erfüllen ihn nicht. Ständig plagen ihn Fragen, es drängt ihn nach Wissen, Erkenntnis und Weisheit. Siddharta möchte den Weg zum Atman finden, dem Ursprung des Ichs.
Um dieses Ziel zu erreichen, fasst Siddhartha den Entschluss, sein Elternhaus zu verlassen. Govinda begleitet ihn natürlich. Nun wird Siddhartha Samana, ein Asket und Bettler, der nur vom Nötigsten lebt, kaum Nahrung und Kleidung besitzt. Doch dies ist nur eine Station auf seinem Weg zur Erkenntnis. Schnell plagt Siddhartha wieder die Unzufriedenheit, er kann sich mit dem, was er als Samana gelernt hat, nicht zufrieden geben, weshalb er auf Govindas Drängen hin zustimmt, Buddha aufzusuchen. Obwohl Siddhartha Buddhas Weisheit anerkennt, merkt er doch, dass Buddhas Weg zur Erleuchtung nicht derselbe sein kann wie der, den er gehen muss, und so pilgert er weiter. Govinda allerdings bleibt ein Jünger Buddhas, endlich hat er einen eigenen Schritt getan und sich von Siddharta gelöst.
So geht Siddharta nun vorerst allein seinen Weg, lernt die weltlichen Freuden kennen, führt ein ausschweifendes Leben, wird Kauf- und Fährmann, bekommt einen Sohn und schließlich, nachdem er immer glaubte, gescheitert zu sein, begreift er auch, wie er wirklich Weisheit und Frieden erlangen kann ...
Hermann Hesse gehört zu den bekanntesten deutschen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Er hat intelligente, komplexe Romane voller Tiefe und sprachlicher Klar- und Schönheit geschrieben. Einer dieser Romane ist "Siddhartha", der zu seiner Zeit wenig Beachtung fand, Jahrzehnte später aber Kultstatus erreichte und in den USA und Japan besonders beliebt wurde. Der Hörverlag hat diesen Klassiker in einer ungekürzten Lesung vertont.
"Siddhartha" ist natürlich eine Geschichte, die man mit zeitgemäßen Werken nicht vergleichen kann. Spannung wird man vergeblich suchen und zu schwere Kost beinhaltet der Roman, als dass man ihn unterhaltsam und kurzweilig nennen könnte. Trotzdem ist das Buch lesenswert, denn nicht die Art, wie erzählt wird, ist hier von Bedeutung, sondern das, was erzählt wird und das, was zwischen den Zeilen steht. Hesse schafft es, einen Abriss asiatischer Philosophien und Lehren wiederzugeben, er erschafft eine Figur, die dem echten Buddha durchaus ähnlich ist, auch dank ihres Namens und Lebenslaufes, die aber irgendwie noch interessanter wird und die den Leser berührt und fasziniert. Mal leidend, mal lachend verfolgt man Siddharthas Weg, bis man am Ende, wie die Hauptfigur selbst, neue Erkenntnisse gewinnt. Sicher ist das Buch kein universeller Führer zu Weisheit und Zufriedenheit, das lag auch niemals in der Intention des Autors, dennoch birgt es interessante Denkanstöße und bisweilen ist die Lektüre Balsam für die Seele - das kann man nicht jedem Werk Hesses nachsagen, wenngleich andere Werke des Autors dafür noch mehr Tiefgang besitzen, was aber nicht heißen soll, "Siddhartha" wäre oberflächlich und nichtssagend.
Hesses Sprache ist stark archaisierend und manchmal kann man den langen Sätzen nur schwer folgen, wenn man sich nicht konzentriert. Dies mag auch am Sprecher liegen. Ulrich Matthes liest hier ohne viele Änderungen des Timbres, der Intonation, ohne große Emotionen. Seltsamerweise hat genau das, dieses Lesen, das wie das Herunterbeten eines Mantras klingt, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase eine sogartige Wirkung auf den Hörer. Zumal Matthes Stimme sehr markant und einprägsam ist, eine Stimme, deren Echo man noch zu hören glaubt, wenn man den CD-Player bereits ausgeschaltet hat.
"Siddharta" ist eines dieser unheimlich seltenen literarischen Werke, die das Leben eines Menschen bereichern können. Gespickt mit unaufdringlichen Anregungen zum Nachdenken und kleinen Lebensweisheiten, weiß es den Hörer zu verzaubern. Es ist allerdings auch ein Hörbuch, das man fernab vom Alltagsstress hören sollte, denn es verlangt dem Hörer viel Konzentration und innere Ruhe ab, wenn man es wirklich genießen möchte.