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 Sieben Jahre in Tibet


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Der Österreicher Heinrich Harrer bricht zu einer Expedition auf, die ihn auf den Nanga Parbat bringen soll. Obwohl seine Frau schwanger ist, brennt er darauf, mit einer deutschen Gruppe diesen Himalaya-Berg als Erster zu besteigen.
Vom ersten Augenblick verabscheut er den deutschen Führer der Expedition, muss sich aber unterordnen. Während der Expedition kommt es immer wieder zum Streit und Harrer erweist sich als Egomane und Einzelgänger. Kurz vor dem Gipfel befiehlt der Bergführer Peter Aufschnaiter die Rückkehr. Heinrich ist wütend und verzweifelt, fügt sich aber. Im Tal werden sie, da der Krieg in Europa tobt und Nazideutschland und Österreich sich die Briten zum Feind gemacht haben, festgenommen und interniert. Heinrich versucht immer wieder, zu fliehen. Seine Gedanken kehren immer wieder zu seinem Sohn und seiner Frau zurück. Da erhält er die Scheidungspapiere, seine Frau will wieder heiraten. Verzweifelt schließt er sich Aufschnaiter und seiner Mannschaft an und flieht aus dem Lager.
Nur er und Peter Aufschnaiter entkommen und versuchen notgedrungen, gemeinsam nach Tibet zu gelangen. Die beiden hassen sich abgrundtief, müssen aber gemeinsam durch die endlosen Weiten. Das Schicksal lässt sie nach Lhasa gelangen. Obwohl sich dort Ausländer nicht aufhalten dürfen, lässt man die beiden Männer in Frieden. Durch Zufall erfährt der junge Dalai Lama von den Männern und gewährt Heinrich Harrer eine Audienz. Der Dalai Lama ist fasziniert von Harrer und seinen Kenntnissen von Europa. Voller Neugierde über die ihm unbekannte Welt lässt er Harrer immer häufiger zu sich kommen und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem Jungen und Harrer. Der ändert mit der Zeit seine Einstellung zu den Dingen und bereut, seine Frau und seinen Sohn, die von ihm nicht wissen wollen, verlassen zu haben.
Da marschiert die chinesische Armee in Tibet ein und erzwingt mit brutaler Waffengewalt den Sturz der tibetischen Regierung.

Der Film "Sieben Jahre in Tibet" wurde nach den Erinnerungen Heinrich Harrers gedreht. Den österreichischen Bergsteiger verband eine lebenslange Freundschaft mit dem geistigen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama.
Kernpunkt des Films ist der Charakter Heinrich Harrers. Der unsympathische Einzelgänger wird gezwungen, seinen Standpunkt, seine Einstellungen und sein Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber zu hinterfragen. Er bringt dem Dalai Lama vieles bei, lernt aber auch von diesem Dinge, die sein weiteres Leben beeinflussen sollen.
Leider nutzt der Film die Chance nicht, den Kernpunkt der Erinnerungen Harrers, den Charakterwandel, auszuleuchten. Wunderschöne Bilder, eine kurze Liebesgeschichte und viele einzelne, zum Schmunzeln einladende Details machen noch keinen guten Film. Brad Pitt bleibt blass, seine Wandlung vom "Saulus zum Paulus" nimmt man ihm nicht ab und er vermag die Rolle des Bergsteigers nicht auszufüllen. Besser macht seine Sache sein Gegenspieler, David Thewlis, der einen wundervollen Peter Aufschnaiter gibt. Die dramatischen Wendungen im Schicksal des Heinrich Harrer werden immer nur angerissen. Ob die Besteigung des Nanga Parbat, die Zeit im Inhaftierungslager, die Wanderung durch Indien und Tibet, die Zeit in Lhasa und die dortigen dramatischen Ereignisse beim chinesischen Einmarsch, es bleibt zu wenig Zeit, um die Geschehnisse wirklich zu erläutern und einzuordnen.
Es bleibt ein guter Abenteuerfilm, der die aufregenden sieben Jahre des Heinrich Harrer in Tibet zeigt. Aber der Schwerpunkt liegt im Erzählen der Geschehnisse. Nie gelingt es dem Film, die Innenwelt von Harrer, die philosophischen Fragen, die er sich stellt, und den Gegenentwurf, den der Dalai Lama ihm unterbreitet, verständlich zu machen. Den Tiefgang, den ich mir erhofft habe, bietet der Film nur in wenigen, sehr kurzen Augenblicken. Meist herrscht Hektik, Action und Aktionismus. Die seelische Pein, die Wandlung und die Tiefe der Beziehung zwischen Harrer und dem Dalai Lama werden kaum thematisiert. Zwar mag das für einen Hollywood-Film zuviel verlangt sein, aber erhofft hatte ich mir - vor allem nach der Inhaltsangabe auf dem Film und dem Trailer - dies schon.

Fazit: "Sieben Jahre in Tibet" ist ein toller Abenteuerfilm. Er beruht auf Tatsachen und beleuchtet eine dramatische Zeit im Leben Heinrich Harrers und aller Tibeter. Doch die geistige Tiefe der Beziehung zwischen dem Dalai Lama und Harrer, das Zusammenprallen der zutiefst unterschiedlichen Vorstellungswelten vermag der Film nicht darzustellen. Er verbleibt im reinen Abenteuer.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. August 2004 | FSK: 12 | ISBN: B0002KVMR8 | Laufzeit: 129 Minuten | Originaltitel: Seven Years in Tibet | Preis: 7,97 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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