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 Tim Burton’s Corpse Bride

Hochzeit mit einer Leiche


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Victor Van Dort ist zutiefst traurig. Seine neureichen Eltern wollen ihn mit Victoria Everglot vermählen. Die adligen Eltern der jungen Frau rümpfen angesichts der niederen Herkunft der Van Dorts, Victors Vater ist Metzger, zwar die Nase, sind aber derart verarmt, dass ihnen jeder Bräutigam recht ist, der sie vor dem Ruin rettet. Bereits der erste Besuch der Van Dorts im Hause Everglot wird zum Desaster. Zwar lernt Victor die reizende Victoria kennen und ist unvermutet bezaubert von ihr, aber die eingeübten Sätze, die zur Vermählung gesprochen werden müssen, wollen Victor nicht gelingen. Die Brauteltern sind entsetzt über so viel Unvermögen, des lieben Geldes wegen verzichten sie jedoch auf einen sofortigen Rausschmiss der verhassten Van Dorts. Victor wird dazu verdammt, die entscheidenden Passagen der Hochzeitszeremonie zu üben.
Einsam und verzweifelt rennt Victor in den nahen Wald, der düster und morbide vor den Toren des kleinen Städtchens liegt. Er nimmt den Ring und spricht, plötzlich wie in Trance flüssig und ohne Fehler, die Sätze und das Eheversprechen. Nichts ahnend, steckt er versehentlich den Ring an einen morschen Ast, der aus der Erde ragt. Sein Entsetzen ist groß, als sich aus der Erde eine wunderschöne, bläulich schimmernde, aber sehr tote junge Frau erhebt und sein Eheversprechen annimmt. Victor, gerade noch hoffnungsvoller Bräutigam von Victoria Everglot, sieht sich im Reich der Toten wieder. An seiner Seite Emily, eine von ihrem Bräutigam vor Jahren getötete Frau. Wunderschön, traurig, romantisch, aber leider bereits in Teilen der Verwesung anheim fallend. Der schüchterne Victor, abgestoßen und fasziniert zugleich, hat nun zwei Bräute und ein Problem: Wie kommt er wieder in die Welt der Lebenden und wie soll er Emily gestehen, dass sein Eheversprechen nicht ihr galt?

Mit Filmen wie "Edward mit den Scherenhänden", "Beetlejuice", "The Nightmare Before Christmas", "Sleepy Hollow", "Batman", "Ed Wood" und "Charlie und die Schokoladenfabrik" hat Tim Burton einen unverkennbaren Stil entwickelt. Und er setzt ihn mit dem Stop-Motion-Animations-Film "The Corpse Bride" konsequent fort.
Bei der Stop-Motion-Technik werden Gegenstände, in diesem Fall Figuren aus Plastilin, animiert, indem sie für jedes einzelne aufgenommene Bild des Filmes geringfügig verändert werden. Diese Technik war schon Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Zum Durchbruch im Kino verhalf ihr Willis O´Brien mit seinem 1933 entstandenen Film "King Kong und die weiße Frau". Vor allem Ray Harryhausen machte sich ab den fünfziger Jahren sehr verdient in der Entwicklung und Verfeinerung dieser Technik.
Die Geschichte von der Leichenbraut und ihrem unglücklichen Bräutigam, den sie am Vorabend seiner irdischen Hochzeit in die Unterwelt entführt, ist aus einem russischen Volksmärchen entlehnt. Das Drehbuch verfassten darauf aufbauend Pamela Pettler, John August und Catherine Thompson, die auch schon bei "Edward mit den Scherenhänden" und "The Nightmare Before Christmas" als Co-Autorin für Tim Burton gearbeitet hat. Der Komponist Danny Elfman schrieb den variantenreichen Soundtrack, teils sind die mitreißenden Musicaleinlagen echte Ohrwürmer.
Das Setdesign von Corpse Bride stammt von Alex McDowell und Nelson Lowry und die perfekte Kameraarbeit ist von Pete Kozachik. Die Originalstimmen (Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Emily Watson, Christopher Lee und Albert Finney) sind wundervoll ausgesucht und zu den Charakteren des Films passend. Die Herausforderung an die deutsche Synchronisation war dementsprechend äußerst hoch und ist, dank des Einsatzes arrivierter Sprecher, gut gelungen. Vor allem David Nathan (im Original Johnny Depp) als Victor Van Dort, Heidrun Bartholomäus (im Original Emily Watson) als Victoria Everglot und Kerstin Sanders-Dornseif (im Original Joanna Lumley) als Maudeline Everglot sind grandios. Aber auch Melanie Pukaß (Helena Bonham Carter) als Braut, Jürgen Kluckert (Albert Finney) als Finnis Everglot und Otto Mellies (Christopher Lee) als Pastor Galswell machen ihre Sache gut. Zu beklagen ist nur, dass Wortwitz und Pointendichte in der deutschen Synchronisation etwas leiden - das englische Original sei wirklich jedem zu empfehlen, der des Englischen mächtig ist.

Hauptkritikpunkt ist die Kürze des Films. Vor allem der Schluss ist abrupt und fast wie abgeschnitten. Das ist sehr schade, gefällt mir doch gerade die Atmosphäre der Schlussszene außerordentlich. Überhaupt ist weder die Story noch die Animation das Wesentliche dieses Films. Verzaubernd und traumhaft ist die Wirkung, die Burton erzielt. Er entführt in eine morbide und melancholische Traumwelt, die so faszinierend wie ihre Hauptfigur Emily ist. Zum Verlieben schön und zum Erschaudern schrecklich ist dieser Charakter, ist der ganze Film. Wer nicht von dieser Atmosphäre der Traurigkeit, der düsteren Seelenpein und des tragischen Schicksals gefangen wird, wer also die Filme Burtons, wie zum Beispiel "The Nightmare Before Christmas", nicht mag, der wird entsetzt sein über "Corpse Bride". Fans dieses Ausnahmeregisseurs werden diesen Film lieben und darin versinken.

Fazit: Dieses wundervoll morbide Märchen ist herrlich. Grandios und rührend, romantisch und entrückend schön. Aber viel, viel zu kurz und vor allem die Schlussszene wirkt wie gekappt und etwas enttäuscht folgt man dem Abspann. Die Synchronisation ist zwar gelungen, aber Anspielungen und Humor nur teilweise in vollem Umfang übertragen.

Die Extras sind gelungen, vor allem die Technik Stop-Motion wird gut erklärt.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2006 | FSK: 6 | ISBN: B000CBCXY8 | Laufzeit: 74 Minuten | Originaltitel: Tim Burton’s Corpse Bride | Preis: 9,97 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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