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Im Jahr 1650 wird in Oxford die junge Anne Green zum Tod durch den Strang verurteilt, sie soll ihr Kind getötet haben. Die Verhandlung ist nur Formsache, Anne wird verurteilt und schnell gehenkt. Da sie aus einer armen Familie stand, wird ihre Leiche der Wissenschaft übergeben, Oxforder Studenten und Ärzte dürfen sie sezieren und an ihr den menschlichen Körper erforschen. Doch kurz vor dem ersten Schnitt fällt Robert, einem der Studenten, etwas Merkwürdiges auf: Annes Augenlider flattern wiederholt, auch wenn kein Puls spürbar ist. Die Ärzte werden in helle Aufregung versetzt ob der Chance, eine Hingerichtete wieder zum Leben erwecken zu können - vor allem, da einige Personen bezweifeln, ob dieser Prozess wirklich gerecht war.
Oxforder Studenten und Ärzte werden bei der Sektion eines Mädchens Zeuge des Unmöglichen: Trotz des Todes durch den Strang, trotz eisiger Kälte und langem Hängen lebt Anne Green nach ihrer Hinrichtung noch. Doch wirklich als Leben kann man das zunächst nicht bezeichnen. Ihr Puls ist kaum spürbar und sie kann nicht aufwachen. Stattdessen dämmert sie in einer Zwischenwelt aus Dunkelheit vor sich hin, überlegt, ob sie im Himmel oder in der Hölle ist und rekapituliert, wie es dazu kommen konnte, dass sie des Mordes an ihrem Kind angeklagt wurde.
England im 17. Jahrhundert war eine schwierige Welt für junge Mädchen: Anne ist Dienstmädchen und wird vom Sohn des Hauses bedrängt. Irgendwann wird sie schwanger, er bricht seine Versprechungen ihr gegenüber und ihr Kind, eine Frühgeburt, stirbt. Dennoch wird sie des Mordes angeklagt und verurteilt. Während sie zwischen Leben und Tod schwebt, verfolgt der Leser mit ihr zusammen das Geschehen, das sie in diese Lage brachte, und kann selbst beurteilen, welche Fehler Anne begangen hat und wer die wahren Schuldigen sind.
Robert und Anne erzählen abwechselnd ihre Geschichte, Anne aus der Zeit vor ihrer Hinrichtung, während Robert das Geschehen während der versuchten Sektion beleuchtet. Beide Charaktere wirken glaubhaft und sympathisch, sie haben beide ihre Schwächen und Stärken und werden dem Leser schnell näher gebracht.
Die Geschichte, dass ein junges, zu Unrecht verurteiltes Mädchen ihre Hinrichtung überlebt und am Ende triumphiert, hört sich erfunden und an den Haaren herbeigezogen an. Doch sie ist wirklich geschehen, wie die Autorin im letzten Kapitel beleuchtet. Hier werden die historischen Fakten aufgeführt und es wird gezeigt, an welchen Stellen die Fantasie der Autorin die Feder übernommen hat.
"Totenmädchen" ist ein spannendes Buch, auch wenn der Verlauf und das Ende relativ klar sind. Dennoch ist es gut geschrieben, leicht zu lesen und fesselt den Leser an die Seiten.