Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Wen erfreut nicht das vergrößerte Foto einer Blüte mit herrlichen, für das bloße Auge unsichtbaren Details? Doch es gibt Fotos, die den Betrachter in eine noch wesentlich erstaunlichere Welt entführen: Aufnahmen, die mit Raster-Elektronen-Mikroskopen angefertigt wurden.
Die Wissenschaftsfotografen Oliver Meckes und Nicole Ottawa bilden mit dieser Technik feine Strukturen in mehrtausendfacher Vergrößerung ab. Zwölf solche Aufnahmen stellt der Kalender "Verborgene Welten 2013 – Life Sciences" vor. Bei den Motiven handelt es sich um
- einen Ausschnitt eines Reisblattes mit Spaltöffnungen, Vergrößerung 4.000:1
- programmierter Zelltod (Apoptose), Vergrößerung 13.000:1
- einen Dinoflagellaten (begeißelte Einzeller), Vergrößerung 5.200:1
- die Klaue einer Lausfliege, die als Parasit auf Fledermäusen lebt, Vergrößerung 3.300:1
- das fächerförmige Haar einer Mückenlarve, Vergrößerung 5.300:1; dies ist auch das Titelbild
- Bakterien der Art Enterococcus hirae, Vergrößerung 33.000:1
- Knochen (Ausschnitt) mit Osteoporose, Vergrößerung 700:1
- Monozyt (weißes Blutkörperchen, Ultradünnschnitt), Vergrößerung 29.000:1; einziges mit einem Transmissions-Elektronen-Mikroskop aufgenommenes Foto
- Weichholz-Zellulose, Vergrößerung 4.200:1
- Blattlauslöwe beziehungsweise Larve der Florfliege, Vergrößerung 130:1
- Polystyrol - ein moderner Kunststoffschaum, Vergrößerung 1.200:1
- verwitterter Blütenkelch einer Lampionblume, Vergrößerung 62:1
Auf kräftigem Hochglanzpapier werden die in ansprechenden Farben gehaltenen Aufnahmen präsentiert. Sie sind von herausragender Qualität, nicht nur, was die Motive und die bis auf das Enterokokken-Foto gestochene Schärfe sowie die kontrastreiche Darstellung angeht - die technische Exzellenz begeistert wirklich -, sondern auch aus ästhetischer Sicht und in Bezug auf den dokumentatorischen Wert. Die dargestellten Details und Momente bekommt ein Nicht-Wissenschaftler üblicherweise nicht zu sehen, obwohl sie hochinteressant sind, wie etwa der programmierte Zelltod, ohne den wir nicht existieren könnten.
Natürlich gibt es Menschen, die nicht unbedingt einen wie ein Alien aussehenden Blattlauslöwen an der Wohnzimmerwand hängen haben möchten, aber wer die Natur liebt und sich von Oberflächenstrukturen, winzigen Organen, im Falle des Monozyten sogar einzelner Organellen faszinieren lässt, wird von diesem Kalender begeistert sein.
Für die Aufnahmen wurde das enorme Format von circa 68 cm x 49 cm gut genutzt. Das Kalendarium selbst ist knapp gehalten: die Nummern der Tage befinden sich in Wochenblöcken in einer Reihe, darüber steht der Monatsname in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache, unter den Nummern der jeweilige Wochentag in ebendiesen Sprachen - alles recht klein gedruckt und nur aus nächster Nähe lesbar. Als Wandkalender im eigentlichen Sinn ist dieses Prachtstück eher nicht gedacht.
Zwischen Foto und Kalendarium findet der Interessierte auf Deutsch und Englisch eine Erläuterung zu den Motiven und eine Angabe zur eingesetzten Technik und Vergrößerung. Eine robuste Spiralbindung mit Aufhänger hält das hochwertige Stück sehr gut zusammen. Vor dem Titelbild befindet sich eine schützende Seite aus transparentem Kunststoff, hinten stabilisiert ein kräftiger Karton. Daran schließt sich ein letztes Blatt mit verkleinerten Abbildungen der zwölf Kalenderblätter an, auf dem auch Informationen zu den Fotografen und der für die Aufnahmen eingesetzten Präparations- und Fotografietechnik gegeben werden, wiederum in deutscher und englischer Sprache.
Kurz, dieser Kalender vermag Natur-, aber auch Technikfreunde zu begeistern, die einen ungewöhnlichen Einblick in eine fremdartige Welt ebenso zu schätzen wissen wie ästhetisch gestaltete Fotografien als solche. Die zwölf Fotos wie auch die Qualität von Material und Layout rechtfertigen den nicht gerade niedrigen Preis durchaus, und mit diesem Kalender wird man als Gastgeber oder auch Schenkender Aufsehen erregen. Dass beim Kalendarium am Platz gespart wurde, dürfte die Zielgruppe nicht stören; eher im Gegenteil.
Außergewöhnliche Motive - außergewöhnliche Qualität!