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Die Geschichte beginnt im Winter des Jahres 1494. Auf dem zugefrorenen Fluss wird die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Er wurde nicht einfach getötet, ihm wurde fein säuberlich seine komplette Gesichtshaut entfernt und das vermutlich noch während er lebte. Der Vogt Vittore übernimmt die Ermittlungen in dem Fall und bittet auch Leonardo DaVinci um Hilfe, da dieser nicht nur ein begnadeter Künstler ist, sondern sich auch mit der Anatomie des Menschen auskennt. Leider kann er ihm auch nichts weiter sagen, als dass der Tote mit einen feinen Werkzeug erstochen und dann von einem Profi am Gesicht enthäutet wurde.
Seltsam an dem Vorfall ist, dass ein Zeuge ein eigenartiges Monster aus dem Fluss hat steigen sehen und auch die Fußspuren bestätigen diese Theorie. Und tatsächlich wird wenig später erneut eine eigentümlich Kreatur gesehen, nämlich eine riesenhafte Fledermaus, die auf der Kathedrale landet. Zwar kann niemand gefunden werden, doch es handelte sich hierbei um Leonardo DaVinci höchstpersönlich, der eine seiner Erfindungen ausprobierte. Ihn begleitete die Frau, die er liebt, deren Existenz er jedoch geheim hält und die niemals ihr Gesicht zeigt. Leonardo verfolgt offenbar verbissen ein Ziel und umgibt sich dabei mit Heimlichkeiten und Geheimnissen. Und nur zu schnell wird klar, dass der Vittore mit seiner Vermutung tatsächlich recht hat: DaVinci selbst steckt hinter dem Mord und denen, die noch folgen sollen. Allerdings hat er keinerlei Beweise. Doch warum tut der große Künstler das? Was ist sein Antrieb? Wer ist die geheimnisvolle Frau und warum verbirgt sie sein Gesicht? Und wer ist der geheimnisvolle Engel, vom dem Leonardo DaVinci immer wieder spricht?
"Vinci" ist ein historischer Krimi von ganz besonderer Art. Hier kommt es nicht darauf an, den Mörder zu finden, denn der wird recht schnell enthüllt. Vielmehr geht es darum, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, aus dem all diese Dinge geschehen, für die Leonardo DaVinci verantwortlich ist. Die Geschichte bleibt bis zur letzten Seite spannend. Tatsächlich ist dem Autor Didier Convard hier ein kleiner Geniestreich gelungen. Er schafft es gleichzeitig, ein Rätsel zu lösen, ein anderes aber so gut zu verbergen, dass man weder auf seine Lösung kommt, noch die Spannung genommen wird. Und man könnte doch glauben, dass das passiert, wenn bei einem Krimi verraten wird, wer der Mörder ist. Es ist sogar so, dass man als Leser ständig hin und her gerissen ist zwischen Verachtung für DaVinci und Bewunderung, es überwiegt aber letztere. Seine Figur ist so realistisch angelegt, dass man zu jeder Zeit nachvollziehen kann, was er tut, und sein Genie bewundert. Dabei stehen allerdings nicht seine Kunstwerke und die Maschinen im Mittelpunkt, sondern immer der Mensch selbst und seine Geschichte. Zu viel kann man an dieser Stelle allerdings gar nicht sagen, um dem potenziellen Leser nicht zu viel zu verraten und so die Spannung zu nehmen.
Leider bleibt der Zeichenstil hinter der großartigen Geschichte ein wenig zurück. Zwar hat Gilles Chaillet sowohl die Umgebung als auch die Personen sehr realistisch eingefangen, trotzdem hat man immer den Eindruck einer gewissen Oberflächlichkeit. Teilweise sind Farben nicht bis exakt an den Rand gesetzt oder Details sind nicht immer sehr exakt ausgearbeitet. Teilweise erkennt man Personen eher an ihrer Kleidung, denn an ihren Gesichtern. Wer einen äußerst realistischen Zeichenstil mag und an kleinen Ungereimtheiten nicht viel auszusetzen hat, wird Gilles Chaillets Werk aber sicher trotzdem zu würdigen wissen.
Diese Ausgabe enthält den im Original in zwei Bänden erschienenen historischen Krimi, der aus den Teilen "Der zerbrochene Engel" und "Schatten und Licht" besteht. Die "All in one"-Bände aus dem Hause Ehapa sind eine eher ungewöhnliche, aber sehr zu lobende Veröffentlichungsart, bei der man immer ein komplettes Werk bekommt. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sie im Regal weniger Platz einnehmen, sondern auch, dass man nicht so lange auf eine Fortsetzung warten muss.
"Vinci" ist ein Comic für Erwachsene, die einen historischen Krimi mit Tiefgang und einer zarten Liebesgeschichte mögen. Der nicht ganz perfekte Zeichenstil stört bei der großartigen Story zum Glück nur wenig.