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 Wer die Ruhe stört

Autoren: Poppy Adams
Übersetzer: Rita Seuß
Verlag: Hoffmann und Campe

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die beiden Schwestern Virginia und Vivien haben sich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Das ändert sich nun, als Vivien in ihre Heimat zurückkehrt, um den Familiensitz Bulburrow Court und die dort wohnende Virginia zu besuchen. Vieles hat sich dort verändert: Aus finanzieller Not hat Schmetterlingsforscherin Virginia den Großteil des wertvollen Mobiliars verkauft, weite Teile des Hauses sind verschlossen und werden aufgrund mangelnden Personals gar nicht mehr genutzt. Und auch Virginia selbst ist anders geworden, verschrobener und noch einzelgängerischer als früher. Und Vivien? Trotz ihres rüstigen Alters strahlt sie immer noch dieselbe Lebensfreude wie eh und je aus.
Das Treffen der beiden Schwestern wird nicht nur eine Suche nach alter Vertrautheit, sondern ebenso eine Reise in die Vergangenheit. Virginia erinnert sich an die gemeinsame Kinderzeit, an Episoden ihres Lebens, an ihre Eltern Clive und Maud, an das Zusammenleben in diesem Haus. Doch mit der Rückkehr dieser Erinnerungen wird langsam immer deutlicher, dass die Vergangenheit dunkle Geheimnisse birgt, die besser im Verborgenen geblieben wären. Virginia empfindet die Anwesenheit ihrer jüngeren Schwester als zunehmende Bedrohung in dem vertrauten Haus, die ihren geordneten Tagesablauf und ihre Abgeschiedenheit empfindlich stört …

"Wer die Ruhe stört" ist der Debütroman der britischen Autorin Poppy Adams, die normalerweise als Regisseurin und Produzentin von Dokumentarfilmen arbeitet. Die Geschichte beginnt mit traditionellem britischem Charme, ist zunächst ruhig und beschaulich. Die Ich-Erzählerin Virginia berichtet von der Rückkehr ihrer Schwester ebenso wie von Episoden aus ihrer Kindheit. Geschickt zeichnet Adams dabei das Bild einer etwas verschrobenen, aber durchaus liebenswerten Familie: der Schmetterlingsforscher Clive, der zwar exzentrisch, aber sympathisch ist, Mutter Maud, eine resolute Frau, die nur das Beste für ihre Kinder will, und die Mädchen Virginia und Vivien, die stets aufeinander Acht geben und einander heiß und innig lieben.
Doch schon auf den ersten hundert Seiten des 364-seitigen Hardcoverbuches bekommt die scheinbar heile Fassade erste feine Risse, die sich immer tiefer in das sorgfältig aufgebaute Fundament der Familiengeschichte graben. Diese Risse sind zunächst sehr subtil, beiläufige Bemerkungen, die der Leser zunächst nicht recht zuordnen kann, bekommen im weiteren Verlauf immer tiefere Bedeutung. Und bald wird klar, dass die Vergangenheit keineswegs so harmonisch war, wie es die Ich-Erzählerin den Leser zu Anfang glauben machen will. Immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf, immer mehr Schicksalsschläge und Tragödien werden deutlich. Und damit nimmt auch die Spannung zu. Was ist wirklich geschehen? Wie sind Virginias und Viviens Eltern ums Leben gekommen? Und erzählt die Ich-Erzählerin immer die Wahrheit?
Stilistisch orientiert sich Adams an klassischer britischer Literatur des 19. Jahrhunderts, obwohl die Geschichte in jüngerer Zeit spielt. Diese Mischung aus aktuellem Handlungsort und beschaulicher Landsitzatmosphäre macht einen gewissen Reiz aus und erleichtert dem Leser die Sprünge in die Vergangenheit.

Beschaulich und spannend zugleich präsentiert sich Poppy Adams’ Debütroman "Wer die Ruhe stört". Den Leser erwartet solide, typisch britische Lektüre, die stilistisch wie inhaltlich dicht und atmosphärisch geraten ist: eine gelungene Mischung aus Kriminalgeschichte und Familienporträt.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783455401202 | Originaltitel: The Behaviour of Moths | Preis: 19,95 Euro | 364 Seiten | Sprache: Deutsch

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