Gesamt |
|
Anspruch | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wer kennt sie nicht, all diese beliebten, oftmals völlig unsinnigen Zungenbrecher von "Fischers Fritz fischt frische Fische" über "Blaukraut bleibt Blaukraut, und Brautkleid bleibt Brautkleid" bis hin zu "In Ulm, um Ulm, und um Ulm herum"? Wer sich die Zunge noch nicht genug verknotet hat, darf nun nachlegen und diese Sprüche in einem ganz neuen Umfeld erleben - und zwar als Grundlage für 18 Kurzkrimis, die KBV in einer Anthologie mit dem treffenden Titel "Wer tötete Fischers Fritz?" zusammengefasst hat.
Die Krimis, ein jeder um die zehn Buchseiten lang, haben jeweils einen Zungenbrecher zum Thema. Also geht es mal um den guten alten Max, der aus einem ganz bestimmten Grund Wachsmasken macht, mal um den Fritten fälschenden Fiesling Fietje, der sogar deshalb um die Ecke gebracht wird. Zehn zahme Ziegen ziehen zumindest als Codewort für einen ausgeklügelten Raub ihre zehn Zentner Zucker zum Zoo; und die zwanzig Zwerge, die am Sandstrand und im Wandschrank ihren Handstand zeigen, sind natürlich auch mit von der Partie. Warum der Metzger sein Metzgermesser mit des Metzgers Wetzstein wetzt, dürfte im Krimiambiente auch klar sein. Und vielleicht dichten die dicken Nichten nicht mehr lange im Fichtendickicht, wenn sie dabei die Ruhe des Waldarbeiters stören. So oder so ähnlich geht es zu in "Wer tötete Fischers Fritz?", das spannende und bisweilen auch komische Geschichten von bekannten deutschen Krimiautoren enthält.
Die von Sandra Lüpkes herausgegebene Krimianthologie punktet zunächst mit der höchst interessanten Grundidee, ausgerechnet aus Zungenbrechern Kurzgeschichten zu stricken. Die einzelnen Autoren lösen die Aufgabe auf unterschiedliche Weise: Mörderisch-ironische Geschichten wechseln sich mit spannenden Krimis ab, sodass sicherlich keine Eintönigkeit oder Langeweile aufkommt. Die Geschichten können in der Kürze dieser Rezension nicht im Detail angesprochen werden, dazu sind es schlicht zu viele und auch zu verschiedene Krimis. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass der Ideenreichtum bei der Umsetzung des Themas beachtlich ist. Natürlich ist es manchen Autoren sicherlich besser gelungen als anderen; wegen der begrenzten Seitenzahl pro Krimi ist es jedoch kein großes Ärgernis, wenn die eine oder andere Idee dann doch zu platt oder banal daherkommt. Es gibt keine wirklich schlechten Geschichten in der Sammlung, dafür einige sehr gute, fast schon herausragende Kurzwerke, die bei dem eng gesteckten Rahmen tatsächlich eine erzählerische Kraft entwickeln, die mitreißt und äußerst positiv überrascht. Vielleicht ist "Wer tötete Fischers Fritz?" gerade wegen der oft unterschiedlichen Auslegung des Themas in den Geschichten zum schnellen Durchlesen weniger geeignet, dafür ist es als Kurzlektüre für jeden Tag, zum Beispiel vor dem Zubettgehen, umso empfehlenswerter: Dann können die kleinen, fiesen oder lustigen Geschichten die Leser immer wieder mit einer pfiffigen Idee überraschen und zum Schmunzeln, Grübeln oder Mitfiebern bringen.
Fazit: Eine tolle Grundidee, die in den meisten Krimis clever und spannend umgesetzt wurde - echte Zungen(ver)brecher mal erfrischend anders.