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Nach 35 Jahren Gefängnis kann man nicht einfach in sein altes Leben zurückkehren. Das ist auch das Letzte, was Dennis will. Er wünscht sich nur noch Ruhe und Frieden und will die Vergangenheit endlich loslassen; selbst wenn sie ihn nicht loslässt. Denn des Nachts quält ihn ein immer wiederkehrender Traum von einem missglückten Mordauftrag, der nicht nur sein Leben ruinierte. Seine Dämonen können nicht einmal durch seine neue Bleibe, ein friedliches Plätzchen nah am Wasser, und die Nachbarsfamilie vertrieben werden, die ihn so freundlich aufnimmt. Dennoch verlebt er mit ihnen schöne Zeiten, bis er eine weitere Bekanntschaft macht. Eine Frau auf einer weißen Jacht zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Dennis ist sofort von ihr fasziniert, lernt sie wenig später kennen und sogar lieben. Könnte er mit ihr den Frieden finden, nach dem er sich so sehr sehnt? Doch manchmal ist eine scheinbare Zukunft viel mehr Vergangenheit ...
Schon lange hat sich Autor und Illustrator Matthias Schultheiss einen Namen gemacht und überzeugte zuletzt bei Splitter mit (kritischen) Werken wie "
Die Reise mit Bill" (2010) oder "
Daddy" (2011). Bewegend und ausdrucksvoll ist auch die Neuauflage "Woman on the River" (Splitter 2013), die bereits 2008 unter dem Titel "Frau auf dem Fluss" erschien. Diese erzählt die traurige Geschichte von dem ehemaligen Auftragsmörder Dennis. Genau genommen nur seine letzten Monate, nachdem er für seine Taten viele Jahre büßen musste. Im Grunde dreht sich in dieser Zeitspanne alles um seine Alpträume, sein neues Leben und das ihm dort etwas fehlt. Doch Dennis ist ein Mensch, der eigentlich nur Gewalt kennt, und diese - obwohl er sich ändern will - weiterhin zur Lösung seiner Probleme einsetzt, sodass von vornherein klar ist, wie die Erzählung enden muss. Dem Handlungsschema fehlt damit irgendwie das Besondere.
Getragen wird die Geschichte hauptsächlich von den schon fast philosophischen Erzähltexten - Dialoge gibt es nur wenige - und den großartigen Illustrationen, die Dennis' Gefühle und Gedanken widerspiegeln. Durch seine Gedankengänge ist manchmal nicht zu glauben, dass er ist, was er ist - denn diese klingen schon fast zu tiefsinnig für seinen Charakter. Trotzdem gelingt es Schultheiss den Leser zu berühren und diesen mit seinem Protagonisten fühlen zu lassen, auch wenn die Gefühle teilweise ambivalent sind - zwischen Mitleid und Abscheu.
Mut zur Hässlichkeit beweisen die Aquarelle, denn die Figuren sind nicht attraktiv oder sonst wie ästhetisch gestaltet. Ihre Leiber sind teilweise wulstig, die Gesichter vernarbt. Dennoch ist es faszinierend, die vielen wirklich großen Panels anzusehen, schaffen sie doch die richtige Atmosphäre. Diese wird durch die abgeschrägten Bildränder unterstützt, die aufwühlend wirken. Genauso ausgezeichnet passen die allgegenwärtigen Blau- und Grünnuancen, als die Farben des Wassers, zur Umgebung. Und letztendlich rundet das gelungene Spiel von Licht und Schatten die Illustrationen optimal ab.
Fazit: Geboten wird eine schwermütige, ruhig erzählte und vorhersehbare Geschichte. Dafür aber mit tollen Bildern, die zu fesseln verstehen.
Eine Vorschau gibt es auf der Verlagsseite.