Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Viele Menschen, die mit kleinen Kindern umgehen, werden diese Situation kennen: Das Kind hat plötzlich einen unsichtbaren Freund, der es überallhin begleitet und nach ein paar Monaten von selbst wieder verschwindet.
Doch wie kommt es, dass junge Kinder, die vielleicht erst zwei Jahre alt sind, plötzlich diese Fantasie aufbringen? Ist das ein Indiz dafür, dass es diese unsichtbaren Freunde wirklich gibt, sie nur nicht für jeden zu sehen sind?
Mit dieser Frage beschäftigt sich Cecelia Ahern in ihrem dritten Roman "Zwischen Himmel und Liebe".
Elisabeth ist das, was man eigentlich von einer neurotischen New Yorkerin erwarten würde, aber nicht von der Einwohnerin eines beschaulichen Dorfes in Irland.
Erfolgreich, aber einsam und zwanghaft ordentlich. Ihr Haus und ihre Arbeit als Innenarchitektin sind perfekt organisiert, doch dies ist lediglich der Ausgleich zu ihrem chaotischen Leben. Die Mutter verließ die Familie kurz nach der Geburt der kleinen Schwester Saoirse, als Elisabeth gerade zwölf war. Nun ist Elisabeth Mitte dreißig und muss sich nicht nur immer noch um ihre Schwester, die mittlerweile Alkoholikerin und nicht immer zurechnungsfähig ist, kümmern, auch ihr Neffe Luke - ihr Adoptivsohn - bereitet ihr manches Kopfzerbrechen.
Das Neueste ist, dass Luke einen unsichtbaren Freund hat: Ivan, einen Mann in Elisabeths Alter, mit dem man unglaublich viel Spaß haben kann, den nur keiner außer Luke sehen kann.
Die unsichtbaren Freunde kommen immer zu Kindern, die einen besten Freund dringend brauchen und deren Leben alles andere als gut läuft. Doch dieses Mal ist alles anders für Ivan. Er merkt langsam, dass eigentlich Elisabeth und nicht Luke sein Fall ist. Doch wie soll man eine Erwachsene dazu bringen, Ivan zu sehen?
Wider allen Wahrscheinlichkeiten gelingt es ihm doch, und wie erwartet funkt es auch zwischen den beiden. Ivan schafft es, Elisabeth "aufzulockern": Sie trägt buntere Kleidung, ihre Raumentwürfe enthalten ebenfalls Farbe, sie tanzt mit Luke und Ivan auf einer Wiese und sie versucht, die verschlafene Kleinstadt mittels verschüttetem Kaffee auf dem Gehsteig zu wecken. All diese Aktionen geschehen nur, weil Ivan ihr gut zuredet und bei ihr ist. Doch außer ihr und Luke kann niemand Ivan sehen, was die beginnende Liebe zwischen Elisabeth und Ivan erschwert. Doch während Luke dies einsieht, weigert Elisabeth sich, es zu akzeptieren und betrachtet Ivan als realen Mann, was mitunter zu peinlichen Situationen führt.
Doch Ivan kann nicht ewig bei ihr bleiben, Elisabeth muss ihr Leben allein auf die Reihe kriegen. Doch wie soll das klappen, wenn auch Ivan der Meinung ist, ohne Elisabeth nicht leben zu können?
Wieder einmal hat Cecelia Ahern einen romantischen und zugleich komischen Liebesroman geschrieben. Auch in "Zwischen Himmel und Liebe" hält sie sich an den gewohnten Stil, Situationskomik und Tragik zu mischen, so dass der Leser - oder eher die Leserin - stets ein lachendes und ein weinendes Auge hat.
Mal lacht er über Elisabeth, die von Ivan geneckt wird, dann wieder kommen Sätze wie Wenn ein Fenster zerbricht, ein Tischbein zersplittert oder ein Bild von der Wand stürzt, kann man es hören. Aber wenn das Herz bricht, geschieht das vollkommen lautlos, die so manchem Leser Tränen in die Augen treiben werden.
Dieses Buch ist wieder ein ausgesprochenes Frauenbuch und enthält alles, was ein solches haben muss: Eine große Dosis Romantik, Seiten zum Lachen und Dinge zum Weinen und die Gewissheit, dass die große Liebe irgendwo da draußen auf einen wartet.
Die Hoffnung ist ein wesentlicher Bestandteil des Romans. Elisabeth hat sie verloren, doch Ivan kann sie ihr wiedergeben. Auch hält er dazu an, nicht immer nur an das Sichtbare zu glauben. Ivans Position zu lesen, kann sehr nachdenklich stimmen, denn er hat Recht: Wie kommt es, dass so viele kleine Kinder einen unsichtbaren Freund haben, in einem Alter, in dem man so eine Fantasieleistung nicht unbedingt erwarten würde? Gibt es diese besten Freunde vielleicht wirklich, und nur der, der sehen will, kann sie erkennen?
Der Roman ist wechselseitig aus zwei Perspektiven geschrieben: Mal erzählt Ivan aus der Ich-Perspektive, mal nimmt der Leser Elisabeths Gefühlswelt aus der dritten Person heraus wahr. In Rückblenden wird in Elisabeths verstörende Kindheit eingeweiht, was sehr zum Verständnis für ihren Charakter beiträgt.
Vor allem die Passagen aus Ivans Sicht sind sehr berührend. Hier zeigen sich seine Verzweiflung darüber, eine Frau zu lieben, die er niemals halten können wird, seine kindliche Naivität und seine übergroße Weisheit sehr deutlich.
Das Cover ist in einem ähnlichen Stil wie schon die beiden anderen Bücher von Cecelia Ahern gehalten: Ein himmelblauer Hintergrund, doch diesmal mit einem verblühten Löwenzahn, dessen Samen gerade im Wind verstreut werden.
Dies nimmt Bezug auf eine Szene aus dem Buch, in der Ivan Elisabeth und Luke davon überzeugt, dass man diese Samen, von ihm "Jinnie Joes" genannt, einfangen und sie dann mit einem Wunsch wieder auf die Reise schicken muss, um ihn vielleicht erfüllt zu bekommen.
Wie das Cover sind auch der Aufbau und der Stil sehr ähnlich zu "P.S: Ich liebe dich" und "Für immer vielleicht". Leser, die diese beiden Bücher mochten, werden also auch von "Zwischen Himmel und Liebe" begeistert sein.