Media-Mania.de

5 Jahre Media-Mania.de - Ein Rückblick

Hier fängt die Geschichte an ... - Kennen Sie „Die Stadt der träumenden Bücher“ von Walter Moers? Eine ähnliche Schreibblockade wie den unbekannten Schreiber, der das Abenteuer des Lindwurms mit seiner Geschichte anstößt, überkam mich, als ich vor dem weißen Blatt saß, um etwas über die letzten fünf Jahre Media-Mania.de zu schreiben. Grundlage unserer Arbeit ist die Liebe zu den verschiedenen Medien. Dementsprechend ist es mir unmöglich, einen Rückblick mit reinen Fakten zu geben, denn in den letzten Jahren ist das Herzblut zahlreicher Redaktionsmitglieder in das Projekt geflossen. Dennoch möchte ich hier von den Höhen und Tiefen der letzten fünf Jahre berichten.

„Am Liebsten würde ich eine eigene Redaktion gründen.“ - „Das haben Bernd und ich auch schon überlegt, aber wir können keine Website programmieren.“

Anfang April 2005 äußerte ich den Wunsch, eine eigene Redaktion zu gründen eher aus Spaß Jens gegenüber. Seine Antwort verschlug mir die Sprache. Die Nacht nach dem Gespräch bekam ich nur wenig Schlaf, die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. In den darauf folgenden Tagen setzen Jens, Bernd und ich uns virtuell zusammen und besprachen die Möglichkeit, eine neue Redaktion ins Leben zu rufen. Auch das Feedback meiner Freunde war positiv und so entschlossen wir uns, einen Versuch zu wagen. Innerhalb von 14 Tagen – und zahlreichen Nächten – stand das erste technische System. Parallel brüteten wir zu dritt über einem Namen für unser Projekt. Das kreative Brainstorming sorgte für zahlreiche Lacher, doch am Ende fanden wir einen Namen: Media-Mania.de.

Unterstützung erhielten wir unter anderem von den Redaktionen, für die wir vor Media-Mania.de gearbeitet hatten. Sie stellten uns die Rezensionen zur Verfügung, die wir für sie geschrieben hatten. So hatten wir einen kleinen Grundstock an Rezensionen, mit denen wir das System füllen konnten. Während ich mich vor allem um die technische Seite der Redaktion und den Kontakt zu einem Großteil der Verlage kümmerte, übernahm Bernd Wachsmann die chefredaktionelle Betreuung der Bereiche Science-Fiction, Horror und Rollenspiel. Jens Fleischhauer fütterte das System mit zahlreichen Rezensionen – ich hatte das Gefühl, dass er täglich mindestens ein Buch las, um das Wachstum der Seite zu fördern. Die ersten Redakteure, die zu uns stießen, waren vor allem Freunde und Bekannte, die wir durch unsere Arbeit in den anderen Redaktionen kennen gelernt hatten. Ein kleiner, sehr bunter Haufen fand sich zusammen und verstand sich auf Anhieb gut. Die unterschiedlichen Interessen sorgten dafür, dass sich die einzelnen Portale schnell füllten. Neben dem Schwerpunkt, dem Sach- und Fachbuchbereich, deckten wir zügig alle literarischen Portale ab, die es auch heute noch gibt. Zu Beginn waren die Medien Bücher und Hörbücher vertreten.

Mit einem Grundstein von 200 Rezensionen lehnten wir uns für unser Gefühl sehr weit aus dem Fenster und träumten davon, am Ende des Jahres auf 500 Beurteilungen zu kommen. Mit diesem Ziel traten wir Anfang Juni 2005 sehr vorsichtig an die ersten Verlage heran und stellten unser Projekt vor. Um ehrlich zu sein, hatte ich butterweiche Knie, während ich auf die ersten Antworten der Verlage wartete. Zur allgemeinen Überraschung bekamen wir von fast jedem Verlag die Chance zu zeigen, was wir konnten. Bevor wir uns versahen, rollte die erste große Welle an Rezensionsmustern an. Die Verlage gaben uns die Möglichkeit, sie von unserer Arbeit zu überzeugen, und wir ergriffen diese mit Freude. Um die Qualität der Texte zu sichern, führten wir ein Lektorat ein, das zu Beginn aus gerade einmal zwei Leuten bestand, die alle Inhalte kontrollierten und Fehler ausmerzten. Wenig später wurde auch das technische System so angepasst, dass kein Text ohne Lektorat online gehen konnte.

Anpacken und Ausbauen

Mit einem Lächeln möchte ich nochmals an unseren Traum im Mai 2005 erinnern, bis Ende des Jahres 500 Rezensionen online zu haben. Bereits am 23. Juli konnten wir die 500. Rezension feiern. Außerdem erweiterten wir unser Angebot um die beiden Portale Kinder und Jugend sowie Comic. Anja Thiemé, eine Redakteurin der ersten Stunde, übernahm die beiden Bereiche inklusive aller Verlagskontakte. Wenig später wechselte die Chefredaktion in den Bereichen Horror, Science-Fiction und Rollenspiel. Während Bernd den monatlichen Newsletter schrieb, kümmerte sich Christoph Heibutzki fortan um seine Portale.

Die Stimmung in der Redaktion war gut – sehr gut, gewissermaßen übermütig. So schlossen wir eine Wette ab, von der ich nie im Leben dachte, sie verlieren zu können. Ich versprach den Redakteuren eine Überraschung, sollten sie die 1.000 Rezension am 1. Oktober online stellen. Ich verlor und bastelte zusammen mit Anja mehrere Tage an selbstgemachten Kalendern für das Jahr 2006 – bei rund 40 Redakteuren jede Menge Arbeit. Aber ich lernte, die Redakteure nie wieder zu unterschätzen. Zusammen entschieden wir, die Auswahl an Medien zu erweitern, die wir für unsere Leser testeten. Filme und Spiele wurden in unser Repertoire aufgenommen.

Tiefschläge

Bei einem Blick zurück, darf man auch die Tiefschläge nicht außer Acht lassen. 2005 war die Gründung und wir legten einen bombastischen Start hin, mit dem keiner von uns in seinen kühnsten Träumen gerechnet hätte. 2006 dagegen war das Jahr der Tiefschläge für Media-Mania.de, anders kann ich es nicht ausdrücken. Wir sind keine Profis, nur die wenigsten von uns haben eine journalistische Ausbildung. Diese Tatsache hat sowohl Vor- als auch Nachteile: Für jeden von uns ist das Projekt ein Hobby, es gibt keine finanzielle Entlohnung für die Leistungen der Einzelnen. Jedes Redaktionsmitglied ist mit Herzblut dabei, sonst würde wohl niemand eine solche Arbeit auf sich nehmen. Diese Energie macht in meinen Augen Media-Mania.de zu etwas Besonderem, denn genau dieses hohe persönliche Engagement liest man aus den Texten heraus. Ein nicht zu verleugnender Nachteil davon ist, dass wir alle Neuland betraten im organisatorischen Bereich. Wir versuchten die Sparte der Artikel und Interviews auszubauen, und begannen Anfang 2006 ein monatliches PDF-Magazin zu veröffentlichen, das jeweils einen Themenschwerpunkt behandelte. Unser Ziel war es, mehr als nur die Rezensionen zu präsentieren. Im Archiv findet man immer noch die alten Magazine – im Rückblick muss ich zugeben, dass das Layout, die Zusammensetzung und die Technik grässlich waren. Dementsprechend floppten sie und das Magazin wurde mit der Ausgabe vom Januar 2007 eingestellt.

Im Frühjahr 2006 verabschiedete ich mich für einige Monate ins Ausland. Daniela Hanisch, Regina Károlyi und Stefan Erlemann übernahmen die Chefredaktion meiner Portale. Die Chefredaktion des Film-Bereiches, der vorher, ebenso wie das Spiele-Portal, von Tanja Elskamp betreut wurden, ging fast zeitgleich an Julius Kündiger. So erfolgten viele Umstellungen auf einmal, doch die Redaktion war eine eingeschworene Gemeinschaft, die alles problemlos schaffte. Dann jedoch kam ein Tag im Juni 2006, den ich als schwärzesten Tag in der Geschichte von Media-Mania.de ansehe: Ein Servercrash vernichtete in Sekunden die Arbeit von über drei Monaten. Die Daten konnten auf technischem Wege nicht wiederhergestellt werden und alle Redakteure packten mit an, um den Datenverlust wett zu machen. In den kommenden Monaten waren alle Redaktionsmitglieder am Limit, teils sehr weit darüber hinaus. Die Laune litt deutlich darunter und die Stimmung innerhalb der Redaktion sackte auf den Nullpunkt. Ende 2006 folgte die zweite fast vollständige interne Umstrukturierung, mit deren Hilfe wir uns in den kommenden Monaten langsam, aber stetig aus dem Loch ziehen konnten, das das Jahr verursacht hatte.

Solide Grundlage

2007 und 2008 etablierte sich die Redaktion in vielen Bereichen. Wir hatten nach einem anfänglichen Höhenflug eine Bruchlandung hingelegt und schafften in den Jahren eine solide Basis, auf deren Grundlage es sich gut arbeiten lies. Neue Redakteure kamen, manche blieben, manche gingen. Wir lieferten eine gute Arbeit ab, aber es gab keine übermütigen Aktionen mehr – glücklicherweise auch keine tiefen Abstürze.

Ende 2007 wagten wir die Eröffnung des Games-Portals. Anfänglich war ich sehr skeptisch, ob wir in diesem Bereich überhaupt Fuß fassen konnten – Wie können wir Gamer auf Media-Mania.de locken? Welche unserer bereits vorhandenen Leser interessieren sich für Games? Wie würden uns die Publisher akzeptieren? Ich machte mir jede Menge Sorgen, die sich jedoch als unbegründet erwiesen haben. Große Titel im Games-Bereich zogen nicht nur neue Leser an, sondern machten auch Leser neugierig, die eher aus dem Buchbereich kamen. Wirklich überzeugen konnten wir jedoch dadurch, dass wir auch zahlreiche Games aus dem Bereich der Casual Games sowie Games für Kinder vorstellten. Es zeigte sich, dass wir damit eine andere Zielgruppe ansprechen als ein Großteil der anderen Games-Portale im Internet. Sehr erfolgreich, wie die Besucherzahlen belegen.

Ein weiteres Kapitel in der Geschichte von Media-Mania.de ist unser Amazon-Account. Als kleine Zusatzleistung für die Verlage begannen wir die Bewertungen unserer Rezensionen bei Amazon unter einem Account einzustellen. In kurzer Zeit stiegen wir aus dem Nichts auf Platz 1 der Amazon-Rangliste. Leider zogen wir damit aber auch Neider an. Egal wie oft wir betonten, dass wir nicht Rezensionen schreiben, um diese auf Amazon zu präsentieren, sondern für Media-Mania.de und dies als Zusatzleistung für die Verlage ansehen – es wurde gemeckert und gemosert. Als Amazon uns aus der Rangliste rausnahm, wurde es glücklicherweise etwas ruhiger. Da wir uns jedoch berechtigte Kritik gerne zu Herzen nehmen, haben wir uns der Kritik angenommen, dass man bei einem Sammelaccount nicht sehen kann, welcher Redakteur die Rezension geschrieben hat. So haben wir 2009 von einem Sammelaccount auf Einzelaccounts umgestellt – das neue System machte es möglich.

2009 – Neue Wege und Highlights

2009 stand im Zeichen der Veränderungen. Während das erste Halbjahr noch nichts von den Änderungen zu sehen war – wir brauchten einige Zeit für die Vorbereitungen –, ging es ab Sommer heiß her. Ende Juli ging das neue System online, mit dem nicht nur intern vieles vereinfacht und automatisiert wurde, sondern auch neue Features und ein neues Design eingeführt wurden. Um dies zu feiern, veranstalteten wir einen Gewinnspiel-Marathon mit insgesamt rund 800 Preisen, die die Besucher abstauben konnten. Das lang ersehnte neue System ermöglichte auch endlich wieder die Neueröffnung des Forums für Gäste. Gleichzeitig nutzen wir die Umstellung für eine interne Umstrukturierung.
Im Herbst stand wieder einmal die Frankfurter Buchmesse auf unserem Terminkalender. Trotz des straffen Zeitplans und den wund gelaufenen Füßen war die Buchmesse ein voller Erfolg. Media-Mania.de wurde endgültig als seriöses Medienportal anerkannt, was auf der Buchmesse sehr deutlich wurde.
Ebenfalls im Herbst entschlossen wir uns einen Relaunch des Media Mania Magazins zu wagen. So ging im Dezember die erste Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Lesen“ online. Die Beteiligung der Redakteure ist um ein Vielfaches höher als bei dem ersten Magazin-Versuch und das Engagement bemerken auch die Leser, wie die Downloadzahlen zeigen.

Ausblick

Wie in der zweiten Hälfte 2009 begonnen, möchten wir vermehrt Hintergrundberichte, Interviews und Specials zu einzelnen Themen anbieten. Das Magazin war ein guter – und erfolgreicher – Anfang, ebenso wie die zahlreichen Interviews, die wir im vergangenen Jahr geführt haben. 2010 haben wir nicht nur das Magazin weitergeführt, das alle zwei Monate erscheint, sondern auch einige Specials geplant. So erschien Anfang März ein Special zum Thema Fotografie. Weitere Specials, beispielsweise zur Ruhr 2010 und der beliebten Twilight-Serie, sind in Arbeit. Mit diesen Features möchten wir ebenso wie mit News, einzelnen Interviews, dem Kalender mit aktuellen Veranstaltungshinweisen und der Community das Angebot um fundierte Beurteilungen abrunden.

Große Veränderungen wird es in den kommenden Monaten nicht geben. Media-Mania.de hat 2009 neue Wege eingeschlagen, die es nun weiterzugehen gilt, die Details auszuarbeiten und zu verbessern. Dazu gehört beispielsweise auch die Verbesserung des aktuellen Designs, an dem wir gerade arbeiten und das Anfang 2011 online gehen soll.

Vera Schott, 30.04.2010