Es schleicht flink und agil durch die düsteren Gänge von Raumschiffen und Kolonien, nähert sich lautlos, aber zielstrebig seinen Opfern und schlägt erbarmungslos und ohne zu zögern zu: das Alien! Als Ridley Scotts "Alien - Das unbekannte Wesen aus einer fremden Welt" im Jahr 1979 in den Kinos anlief, konnte keiner der an der Produktion Beteiligten ahnen, dass hiermit der Grundstein für eine Filmreihe gelegt worden war, der wie kaum einer zweiten der Titel eines Kultstatus widerspruchslos anerkannt werden muss. Bis heute erfreut sich eine kaum überschaubare Fangemeinde an vier Filmen à zwei Versionen (Kinoversion und Director’s Cut beziehungsweise Special Edition), während Gerüchte über einen möglichen fünften Teil die Erwartungen diesbezüglich astronomische Formen annehmen lassen. Mit "Alien - Eine Kultfilmreihe" liegt nun der erste umfassende Blick auf die bisherigen Kultfilme und hinter die Kulissen aus deutscher Hand vor.

Wussten Sie, dass zur Darstellung der Sehnen im Kieferbereich des Aliens im ersten Kinofilm zerrissene Kondome eingearbeitet worden sind? Dass "Alien³" ursprünglich auf einem von Menschenhand hergestellten Himmelskörper aus Holz spielen sollte? Wer für den Regiestuhl zum vierten Teil der Kultfilmreihe nominiert war und weshalb schlussendlich Jean-Pierre Jeunet den Platz ergattern sollte? Das vorliegende Werk entführt den Leser und Alien-Fan auf jene Seite von Ripleys Welt, welche das Publikum nicht zu sehen bekommt. Die vier umfassenden Aufsätze - einer pro Film - sind nach demselben Muster aufgebaut: Nach einer knappen Einleitung, in welcher den Leser Angaben zu Stab und Produktionscrew sowie eine kurze Inhaltsangabe des jeweiligen Films erwarten, erzählen die Autoren die Produktionsgeschichte zum jeweils behandelten Alien-Teil. Es folgen eine Analyse zum Film und seiner Rezeption, in welcher auf die grundlegenden Motive und Tendenzen des jeweiligen Films eingegangen wird, bevor mit aus verschiedenen Printmedien zitierten Rezensionen das Kapitel abgeschlossen wird.

Den umfangreichen Rechercheaufwand, welchen die Autoren auf sich genommen haben, kann der Leser nur zu gut erahnen. Ludwig Gangkofer, Mona Mahmoud und Kathrin Zauner eröffnen dem Liebhaber der Alien-Reihe das gesamte facettenreiche Spektrum der Produktionsgeschichte und seiner Rezeption beim Publikum. Schmunzelnd erzählen die Autoren in einem lockeren Leseduktus Anekdoten aus der Produktionsgeschichte, aber auch von den unterschiedlichen Problemen, mit welchen die Filmteams zu kämpfen hatten. Auf die Einstellungen der Schauspieler und des Filmstabs zu den jeweiligen Alien-Teilen wird ebenso eingegangen wie auf die Spannungen und Freundschaften zwischen den einzelnen Beteiligten. Mit Details zu den unterschiedlichsten Produktionsbereichen wie Filmset, Ausrüstung und - der wohl wichtigste Punkt - der "Erweckung" des Aliens zum "Leben" wird man auf die filmtechnischen Möglichkeiten des jeweiligen Produktionsjahres sensibilisiert; man bekommt als Leser dadurch gleichzeitig einen Einblick in die Materie der special effects, ihrer historischen Grenzen und erfährt allerlei über wahrlich raffinierte Ausweichmöglichkeiten, denen wir heute rückblickend vier Filme mit Kultprädikat zu verdanken haben. Zwischendurch lassen die Autoren den Filmstab selbst zu Wort kommen, indem sie ihre Backgroundinformationen mit Zitaten aus Interviews, Filmmagazinen und der wichtigsten Sekundärliteratur zu Alien auflockern. Positiv anrechnen muss man "Alien - Eine Kultfilmreihe" ohne Frage die Tatsache, dass zu einem Film sowohl aus der endgültigen Drehbuchfassung wie auch aus verworfenen Versionen zitiert wird, womit die Leidensgeschichte des einen oder anderen Films deutlich wird. Ebenso dem Buch zum Vorteil gereicht der Umstand, dass von jedem der vier Filme beide Versionen herangezogen werden, was interessante und aufschlussreiche Vergleiche zulässt.

Auch abseits des rein Recherchierten präsentiert sich "Alien - Eine Kultfilmreihe" in einem weitestgehend positiven Rampenlicht. Auf Hochglanzpapier wird der unterhaltsame wie auch interessante Fundus an Backgroundinformationen an den Leser herangetragen, von dem schicken Hardcover lächeln ihm liebevoll gestaltete Zeichnungen - ein Markenzeichen der Bücher aus dem Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur - entgegen. Schwarz-Weiß-Bilder vorwiegend aus den Filmen bringen eine optische Abwechslung. Hier ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Zu wenige Bilder zeigen Darsteller und Produktionscrew auch fernab der Dreharbeiten oder die Kostüme der Aliens in ihrer "wahren", leblosen Natur. Auch mutet es dem Leser unverständlich an, dass zum ersten und dritten Alien-Film zwar jeweils zwei Plakate in Farbe - die einzigen farblichen Fotos des Buches - gezeigt werden, die anderen beiden Teile aber leer ausgehen. Das Layout wirkt an mancher Stelle ein wenig lieblos und der eine oder andere Rechtschreib- und Tippfehler hätte dem Leser wirklich erspart werden können; letzteres hält sich aber stark in Grenzen und kratzt kaum am Gesamteindruck des Buches. Mit der Zahl von gerade einmal zwei bis drei zitierten Rezensionen zu jedem Film können die Autoren ebenfalls keinen - zumindest großen - Blumentopf gewinnen.

Fazit: Mit "Alien - Eine Kultfilmreihe" haben Ludwig Gangkofer, Mona Mahmoud und Kathrin Zauner einen rundum gelungenen Kommentar zum SF-Horror-Kult vorgelegt, welcher in einem flüssigen, fast nebenbei erzählenden Stil einen Blick hinter die Kulissen gewährt und nur so vor Anekdoten zu strotzen weiß. Lediglich beim Layout hapert es zum Teil, doch können alle Mängel nicht abstreiten, dass mit "Alien - Eine Kultfilmreihe" ein unterhaltsames und aufschlussreiches Buch vorliegt, welches sich nie in Lobeshymnen verirrt, aber den Enthusiasmus der Autoren für das berühmteste Alien der Filmgeschichte wiedergibt. Kurz: ein Kaufbefehl an alle Fans des SF-Horror-Phänomens.