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Nicht selten denken Nintendo-Fans bei "Ninja Gaiden" an gute alte Zeiten zurück: Flotte Action, rasante Spielgeschwindigkeit und ein erbarmungsloser Schwierigkeitsgrad zeichnete jene Videospielreihe um den Ninja Ryu Hayabusa aus, welche nach mehreren Ablegern auf NES, Game Boy und Super Nintendo das Spieleareal von Nintendo verließ, um seit 2004 unter Besitzern von Xbox 360 und PlayStation 3 für mehrere Stunden Unterhaltung zu sorgen. Dank Tecmo, Ubisoft und Team Ninja kehrt mit "Ninja Gaiden Dragon Sword" Ryu Hayabusa aber nun nach mehr als zehn Jahren Nintendo-Absenz wieder zu den N-Fans zurück - und das Comeback auf Nintendo DS enttäuscht wahrlich nicht!
Sechs Monate nach den Geschehnissen aus "Ninja Gaiden" ziehen erneut dunkle Wolken am Horizont auf: Der Clan der Schwarzen Spinne - Erzfeinde der Drachenlinie - überfallen das Dorf Hayabusa und entführen die junge Ninja und Schreinjungfrau Momiji. Ryu Hayabusa, junger Anführer des Dorfes und letzter Nachkomme der Drachenlinie, nimmt die Verfolgung der Gegenspieler auf. Schon bald erhält Ryu Einblick in die Beweggründe der Schwarzen Spinne: Mit Hilfe einer sinistren Grauen Eminenz jagen sie den gefürchteten Dunkeldrachensteinen hinterher, um die Welt in abgrundtiefe Finsternis zu stürzen. Als letzter Nachkomme der Drachenlinie, welche einst den Dunklen Drachen besiegt hat, liegt es nun an Ryu, den Feinden das Handwerk zu legen und dieser finsteren Verschwörung unvorstellbaren Ausmaßes das Bein zu stellen ?
? sofern man besagter Verschwörung besagtes gigantisches Ausmaß tatsächlich zuzusprechen gewillt ist. Damit wäre eines der wenigen Mankos des vorliegenden Spiels angesprochen: Die Story wurde vorrangig um ihrer selbst willen integriert und dient in erster Linie dazu, dem Spieler kein reines Actiongame zu bieten, welches allein deswegen keine Logikfehler aufweist, weil keine Handlung vorhanden ist. Ein erster Einblick in die ach so große Verschwörung wird dem Spieler schon nach den ersten Kapiteln gewährt, der daraus weiter gesponnene Handlungsstrang weiß kaum mit überraschenden Wendungen aufzuwarten und ist vorhersehbarer als die Konfession des nächsten Papstes. Doch allzu negativ darf dieser Fauxpas nicht gewertet werden, denn "Ninja Gaiden Dragon Sword" will an seine Wurzeln anknüpfen und somit rasante Action einer vielschichtigen Handlung vorziehen.
Und das Konzept geht auf! Es fängt schon bei der beeindruckenden Grafik an, welche für DS-Maßstäbe wahrlich phänomenal ist. Die Kombination aus gerenderten 2D-Hintergründen und 3D-Figuren sieht einfach klasse aus und kitzelt wirklich nahezu das letzte aus Nintendos Handheld heraus. Die Effekte im Kampf - blitzende Schwerter und den gesamten Touchscreen bombardierende Ninja-Künste - sind ebenso eine wahre Augenweide wie die äußerst geschmeidigen Bewegungen von Ryu und den Gegnern, welche nicht selten im guten Dutzend den Touchscreen belagern und mit flinken Attacken und vor Effekten strotzenden Spezialkünsten besiegt werden wollen. Erstaunlicherweise - und fraglos zum Vorteil des Spieles - kommt es trotz des beeindruckenden grafischen Feuerwerkes nie zu nervigem Ruckeln, die Darstellung ist jederzeit flüssiger als das Wasser im Rhein. Der Soundtrack, den die Entwickler Ryus Ausflug auf den Nintendo DS spendiert haben, unterstreicht stets die Atmosphäre der verschiedenen Levels, ohne aufdringlich zu wirken; die Geräuschkulisse kann sich ebenfalls sehen respektive hören lassen. Anders als aktuelle "Ninja Gaiden"-Titel für Xbox 360 und PS3 verzichtet das DS-Abenteuer auf Blut und abgetrennte Gliedmaßen.
Während des Spieles hält man den Nintendo DS wie ein Buch, womit an die Tradition von DS-Games wie "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" oder "Hotel Dusk: Room 215" angeknüpft wurde. Das mag - vor allem für jene Spieler, denen die beiden letztgenannten Titel nichts sagen - ebenso ungewöhnlich klingen wie die Tatsache, dass die Steuerung eines solchen rasanten Actionspektakels ausschließlich über den Touchpen verläuft, doch es funktioniert! Mit dem Stylus werden fast sämtliche Aktionen Ryus ausgeführt, egal ob Laufen, Springen, Attackieren oder Combos. Lediglich für das Blocken von gegnerischen Angriffen und das Aufrufen des Pausemenüs werden die Tasten eingebunden.
Wenig punkten kann "Ninja Gaiden Dragon Sword" hinsichtlich des Umfangs: Dreizehn Kapitel, an deren Ende stets ein kniffliger Bosskampf wartet, und einige im Spielverlauf integrierte Zusatzarenen hören sich nicht schlecht an, doch hat der geübte Spieler das Abenteuer in fünf Stunden oder sogar früher durch. Das Game entpuppt sich als Kette von Metzeleien, denen es an Abwechslung, nie aber an Gegnern fehlt, die sich in Scharen auf den Protagonisten stürzen und unbedingt ins Jenseits geschickt werden wollen. Das gesamte Arsenal von einer Nah- und drei Fernkampfwaffen wirkt ebenfalls etwas dürftig. Auch hinsichtlich der Motivation zum mehrmaligen Durchspielen kann nicht viel Positives aufgelistet werden, lediglich freispielbare Extras wie Charakterprofile und härtere Schwierigkeitsgrade, welche das ohnehin nicht ganz einfache Spiel in fruchtbaren Humus für Wutausbrüche verwandeln, können jene Fans, die das Spiel für sich entdeckt haben, zum erneuten Durchzocken überreden. Ein Pluspunkt für Hardcore-Zocker ist die im Spiel enthaltene Wi-Fi-Connection, über welche mit Spielern aus aller Herren Länder Highscores ausgetauscht und verglichen werden können; ein Multiplayer-Modus bleibt leider ein Wunschgedanke.
Mit "Ninja Gaiden Dragon Sword" haben Ubisoft & Co. einen actiongeladenen, rasanten und herausfordernden Titel für Nintendo DS auf den Markt gebracht, der Action in Reinkultur und Kämpfe im Hardcore-Akkord mit atemberaubender Grafik und genialer Steuerung verknüpft. Wer Horden von suizidgefährdeten Gegnern mit einem Touchpen das Fürchten lehren will und auf Handlung verzichten kann, erwirbt hiermit einen der besten DS-Action-Titel des Jahres 2008, zumal Vorkenntnisse aus den Vorgängern nicht vorausgesetzt werden.