Der Waisenjunge Alcatraz hat es nicht leicht. Seit er sich erinnern kann, scheint ein Fluch auf ihm zu liegen, denn was er auch berührt, er macht es kaputt. Ob er nun Geschirr zerbricht, Türklinken abreißt, Kameras funktionsunfähig macht - sogar ein Huhn hat Alcatraz schon "kaputt gemacht", wie er es nennt. Nachdem er es auf den Arm genommen hatte, fielen ihm alle Federn aus und es wollte nur noch Katzenfutter zu sich nehmen.
Während Alcatraz all diese Dinge beschädigt, nimmt dabei auch immer die Beziehung zu seinen Pflegeeltern Schaden, weshalb er, gerade mal dreizehn Jahre alt, auch schon bei der siebenundzwanzigsten Familie ist und auch diese will ihn zurück ins Heim schicken, nachdem er ihre Küche in Brand gesetzt hat.

Doch es kommt alles anders. An dem Tag, an dem Alcatraz die Küche anzündet, bekommt er ein merkwürdiges Päckchen, angeblich von seinen leiblichen Eltern. Es enthält einen Beutel mit Sand. Alcatraz weiß nicht, was er davon halten soll. Am folgenden Tag wird der Sand gestohlen und ein alter, scheinbar geisteskranker Mann taucht auf, der behauptet, er sei Alcatraz’ Großvater. Außerdem klärt er den Jungen darüber auf, wie wertvoll dieser Sand ist und dass dieser von den Bibliothekaren gestohlen wurde - mörderischen, dunklen Bibliothekaren. Alcatraz ist drauf und dran, den Fremden für verrückt zu erklären, als plötzlich einer der Bibliothekare auftaucht und versucht, ihn umzubringen.
Von nun an beginnt ein gefährliches Abenteuer, in dem Alcatraz die dunkle Bibliothek infiltrieren muss, um den Sand wieder an sich nehmen zu können und so die Weltherrschaft der Bibliothekare zu verhindern ...

"Alcatraz und die dunkle Bibliothek" ist ein skurril-witziges Abenteuer aus der Feder des erfolgreichen Autors Brandon Sanderson. In bewusst frechem, selbstironischem Ton schildert der Autor aus der Perspektive von Alcatraz eine mehr als merkwürdige Geschichte. Diese ist mit vielen wunderbaren, unverbrauchten Ideen gespickt, die sich allerdings nicht immer zu einem logischen Plot verbinden.

Nicht alle Witze in diesem Werk zünden. Manche sind genial, herrlich sarkastisch, frech und bissig. Andere dagegen sind flach und albern, entlocken dem Leser kein Lächeln, sondern allenfalls ein genervtes Augenrollen.
Zudem entsteht ein starker Widerspruch zwischen dem unprätentiösen Antihelden Alcatraz, der immer wieder betont, dass er weder heroisch noch mutig sei, und dem sehr prätentiösen Stil des Autors. Dieser versucht ständig, seine Kreativität zu unterstreichen und hervorzuheben, damit sie auch keinem Leser entgeht, Subtilität scheint ihm fremd zu sein, er drängt seinen Humor und Ideenreichtum praktisch auf. Unwillkürlich muss man sich Sanderson vorstellen, wie er beim Verfassen des Buches lauthals über seine eigenen Witze lacht.

Obwohl es an rasanter Action nicht mangelt, kommt doch selten Spannung auf. Was den Leser fesselt, ist eher die Gewissheit, dass Sanderson in jedem Kapitel mit einer neuen aberwitzigen Idee auftrumpfen wird; das große Ganze, der Fortgang der Handlung, ist weitaus weniger interessant als die kleinen Einschübe und liebevollen Details.
Dass keine Spannung erzeugt wird, liegt sicherlich auch daran, dass der Erzählfluss ständig dadurch gestört wird, dass sich Alcatraz direkt an den Leser wendet. Diese Passagen sind mal länger und mal sehr kurz, mal unheimlich schlau und witzig, mal nervig und überflüssig.

Auf jeden Fall liegt hier ein außergewöhnliches und besonderes Buch vor - und genau deshalb wird es auch nicht die breite Masse ansprechen. Humor ist eine subjektive Sache und Sandersons Humor ist sehr speziell, er funktioniert einfach nicht für jeden. Wer den Klassiker "Lemony Snicket" oder auch Jonathan Strouds "Bartimäus" amüsant fand, der kann hier guten Gewissens zugreifen - zumal zwölf Euro für ein hochwertiges Hardcover ein überaus günstiger Preis ist. Alle anderen Interessierten können natürlich auch einen Blick riskieren, sollten das Buch vor dem Kauf aber ausgiebig anlesen.