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Das asiatische Kino hat in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch im Westen erfahren. Nicht selten finden sich auf den Nominierungslisten zum Oscar für den "Besten fremdsprachigen Film" Werke aus China, Japan, Korea oder Taiwan. Zu diesen darf sich auch Chen Kaiges "Wu Ji - Die Reiter der Winde" zählen, der sich mit einem Budget von rund 340 Mio. Yuan - entspricht in etwa 42 Mio. US-Dollar - den Titel des teuersten chinesischen Films aller Zeiten sichern konnte.
Der Film erzählt von einem Königreich aus vergangenen Tagen, welches seine goldene Ära längst hinter sich gelassen hat. Der Monarch vernachlässigt seine Pflichten gegenüber dem Volk und widmet sich vorrangig seinem eigenen Vergnügen. Fürsten spinnen Intrigen, welche das gesamte Land mit Krieg überziehen. Inmitten einer von Körpern toter Krieger übersäten Landschaft wandelt die kleine Qingcheng allein und hungernd umher. In ihrer Not geht das Mädchen einen Pakt mit der Göttin der Unendlichkeit (Chen Hong) ein: Qingcheng soll Reichtum, unvergleichliche Schönheit und die Bewunderung eines jeden Mannes, der ihre Gegenwart teilt, versichert werden - zum Preis, nie die wahre Liebe erfahren zu können. Durchbrochen kann dieses Bündnis nur durch das Unmögliche werden: Der Winter folgt dem Frühling und die Toten werden lebendig.
Zwanzig Jahre sind ins Land gezogen. Qingcheng (Cecilia Cheung) ist als Konkubine des Königs zur mächtigsten Frau des Reiches aufgestiegen. Doch der machthungrige Fürst Wuhuan (Nicholas Tse) will sich ihrer bemächtigen und sich das gesamte Königreich mit Gewalt untertan machen. Des Königs General Guangming (Hiroyuki Sanada) wird von einem Häscher des Verräters ernsthaft verletzt, woraufhin Guangmings Sklave Kunlun (Jang Dong-gun) in die Rüstung seines Herrn schlüpft, um den Kampf gegen den skrupellosen Wuhuan aufzunehmen und die schöne Qingcheng zu retten
In den Vordergrund seines Films stellt Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Chen Kaige - manchem vielleicht durch "Der Kaiser und sein Attentäter" oder seinen Hollywood-Ausflug "Killing Me Softly" bekannt - eine von Mythen und Legenden umworbene Liebesgeschichte, deren melodramatischer Grundton auf einer Verwechselung beruht: In der Rüstung und unter dem Visier des Generals errettet Kunlun die schöne Prinzessin, diese jedoch hält Guangming für ihren Befreier. Diese nicht vollkommen von Kitsch freie Dreiecksbeziehung wird inmitten von opulenten Farben, prachtvollen Fantasy-Einlagen, schillernden Kostümen und großartigen Kulissen bis zu ihrer Auflösung weitergesponnen und von einem episch-traurigen Soundtrack gelungen untermalt. Was die Action anbelangt, so haben sich die Macher nicht lumpen lassen und große Teile des vorhandenen Budgets in ansehnliche Massenschlachten, exzellente Schwerkämpfe und massig CGI-Orgien investiert. Das Resultat kann sich zweifelsohne sehen lassen, ist jedoch ebenso wenig frei von Mankos wie ein Sieb von Löchern.
Der größte Fehler von "Wu Ji" ist eindeutig sein Wille, von allem möglichst viel aufbieten zu wollen. So vereint der Film etwa sehr viele phantastische Elemente in sich, um sich von der Konkurrenz abzusetzen: Grazil wirkende göttliche Erscheinungen, welche der heimat- und elternlosen Qingcheng Wohlstand und Schönheit versprechen, Menschen aus dem sagenhaften Land des Schnees, welche schneller als der Wind zu laufen vermögen, schwarze Mäntel, deren Träger sogar die Vergangenheit einzuholen befähigt sind - wo möglich, werden die dem normalsterblichen bekannten Gesetze der Physik ad absurdum geführt. Um all dies und noch mehr zu bewerkstelligen, beten Chen Kaige und das Produktionsteam nicht selten den Götzen CGI an. Begleitet von großartigen Landschaftsaufnahmen, farbenprächtigen Kostümen und Sets, Tragik in Reinkultur sowie einer schon fast unentbehrlichen Moralpredigt von Frieden und der einzig wahren Liebe werden leider wichtige Punkte wie etwa tiefgründige Charakterzeichnungen oder eine vielschichtige und kohärente Handlung allzu oft links liegen gelassen. Mit den Effekten haben sich die Macher leider mehr als einmal selbst ins Knie geschossen, nicht immer wissen sie zu faszinieren, zumal sie teilweise die jeweilige Szene überfluten und ärgerlicherweise vom eigentlichen Geschehen ablenken. Für asiatisches Kino sind die Effekte durchaus gut, doch selbst da gibt es besseres. Umso bedauerlicher, als der Film trotz dieser Schwächen fraglos zu unterhalten weiß.
Die vorliegende DVD-Edition wird den Erwartungen in puncto Technik und Ausstattung, mit welchen man im Hinblick auf eine "Limited Steelbook Edition" an eben jene herangeht, unglücklicherweise nur selten gerecht. Bild- und Tonqualität sind ausgezeichnet - vor allem zu ersterem muss an dieser Stelle ein deutliches Lob ausgesprochen werden -, doch die Ausstattung weiß nicht zu überzeugen. Die Zahl der verfügbaren Sprachen - Deutsch und Mandarin - sowie Untertitel - Deutsch und Englisch - wirkt etwas halbherzig, ebenso verhält es sich mit dem Bonusmaterial: Trailer, eine Bildergalerie und Interviews mit den am Film Beteiligten sind für eine als "Limited Steelbook Edition" propagierte DVD-Edition zu wenig. Zumindest ist das Steelbook sehr schön anzusehen.
Mit "Wu Ji - Die Reiter der Winde" ist Chen Kaige eine unterhaltsame und faszinierende Mischung aus Fantasy, Melodram und Eastern gelungen, welche farbenprächtige Aufnahmen und einen ansprechenden Soundtrack mit zum Teil mäßigen
special effects, im Zuge der tragischen Liebesgeschichte zielorientiertem Kitsch, schönen Fantasy-Einlagen und allzu viel Eindimensionalität verbindet. Der Film schafft die Balance zwischen all diesen Versatzstücken nicht und gerät dadurch mehr als einmal ins Wanken. Für die Oberflächlichkeiten in Handlung und Charakterzeichnungen dürfen aber weniger das Drehbuch als vielmehr die zahlreichen Kürzungen verantwortlich gemacht werden, sind für die vorliegende DVD doch rund 25 Minuten der Originalversion der Schere zum Opfer gefallen. Einer "Limited Steelbook Edition" gänzlich unwürdig!