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 Hauen und Stechen

Autoren: John Moore
Übersetzer: Michael Siefener
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Prinz Charming ist ein Ritter des edelsten und prachtvollsten der zwanzig Königreiche. Rechtschaffenheit und Tugend sind seine ständigen Begleiter und er verkörpert alle guten Eigenschaften wie kein Zweiter. Es mag also nicht sehr verwundern, dass der tapfere Paladin mit Leichtigkeit mächtig böse Zauberer, üble Banditen und gemeingefährliche Drachen zur Strecke bringt.
Doch gibt es da eine kleine Sache, die ihn stört: Der 17-jährige ist immer noch Jungfrau und die Belohnung der geretteten Prinzessinnen - nämlich zarte Küsschen und selbstgebackene Kekse - reichen Charming schon lange nicht mehr aus.
Als er wieder einmal einer seiner beschwerlichen Abenteureraufgaben nachgeht, erfährt die hinterhältige Königin Ruby, dass er noch unberührt ist. Das passt ihr gut, denn für ihre dunklen Pläne kommt ein dahergelaufener starker Rittersmann, der zudem noch unbefleckt ist, gerade Recht. Und so wird der Prinz in ein Abenteuer verstrickt, welches er noch nicht einmal zu träumen wagte.

Der Autor John Moore bedient sich der typischen Fantasy-Klischees und Märchen á la Dornröschen und nimmt sie auf die Schippe. Dabei versucht er witzig zu sein - wobei die Betonung tatsächlich auf "versucht" liegt.
Der Anfang des Buches ist relativ gut gelungen: Der Leser kommt gut rein und es geht auch gleich zur Sache. Außerdem erhält man eine erste Idee der Charaktere und Grundessenz der Geschichte. Dennoch zündet selbst hier nicht jeder Witz beziehungsweise lustig gemeinte Stelle und man hofft auf eine Besserung im weiteren Verlauf.
Weit gefehlt! Die Charaktere werden zunehmend langweiliger und der Hauptstrang der Erzählung zieht sich bis ins scheinbar Endlose. Dazwischen taucht selbstverständlich eine Fülle von Witzigkeiten auf, die aber größtenteils ins Leere schießen.
Ein, zwei positive Aspekte fallen aber schon noch auf: Zum Einen ist der Nebencharakter Wendell, des Prinzen Knappen, sehr gut dargestellt und der heimliche Star der Lektüre und zum Anderen gibt es schon wenige Stellen, an denen man zumindest schmunzeln kann. Parataktische Satzstrukturen sind gut gesetzt und entfalten auch ihre Wirkung, sind aber leider ein viel zu selten genutztes Mittel, wovon der Autor ruhig mehr hätte Gebrauch nehmen können. Schade! Aber nichtsdestotrotz ist es möglich, mit großem Bemühen, sich irgendwie dazu durchzuringen, das Buch bis zum Ende zu lesen. Will man doch wissen, ob der große Brüller irgendwann doch noch auftaucht und sich lediglich die ganze Zeit nur versteckt hielt …

Dass der arme Prinz Charming endlich sein Erstes Mal erleben will, ist eines der Hauptthemen der Geschichte und es ist erstaunlich, wie oft dieses Buch gefährlich nahe an das Niveau eines billigen Schmuddelromans driftet. Wenn der Autor schon nicht spannend oder witzig schreiben kann, so hat er doch ein beträchtliches Talent dafür, weibliche Körperrundungen aufs Genauste zu beschreiben. Und keine Sorge: Das kommt bei "Hauen und Stechen" nicht gerade selten vor.

Wer sich also für weibliche Anatomie interessiert (oder einfach nur dutzende Male lesen möchte, wie sich eine Brust unter verschiedenen Kleiderstoffen abzeichnet), der wird seinen Spaß an Moores Werk haben. Besonders originell, geistreich oder witzig ist es jedenfalls nicht gestaltet. Wer also Fantasy-Parodien oder Fantasy mit viel Humor erleben möchte, dem sei hiermit der Großmeister Terry Pratchett wärmstens empfohlen, der von seinem Handwerk wirklich etwas versteht.
Abschließend ist leider nur noch zu sagen, dass das Beste an diesem Buch das Cover ist. Aber da kann ja der Autor nichts für …

Wassilios Dimtsos



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