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Zhong Xiaoyin und ihr Arbeitgeber, der Wohltäter ihrer kranken Mutter, Lan Dongchen haben ein Wochenende in einem Landhaus Dongchens verbracht. Dort sind sie sich näher gekommen, nicht körperlich, aber emotional. Nach ihrer Rückkehr holt Xiaoyin jedoch der harte Alltag wieder ein. Von ihren Kolleginnen, insbesondere der jungen Chefin Mai, wird sie geschnitten, ständig muss sie länger und härter arbeiten als alle anderen. Dongchen greift niemals direkt ein, hilft ihr aber oft auf seine Art und Weise.
Zudem plagen Xiaoyin auch immer öfter schreckliche Magenschmerzen, deren Ursprung sie sich nicht erklären kann. Ein kleiner Lichtblick bietet sich Xiaoyin, als Lu Xin, der Cousin von Dongchen und Angebeteter von Chefin Mai, ihr seine Liebe offenbart. Zwar erwidert Xiaoyin seine Gefühle nicht, aber er wird ihr ein guter Freund, mit dem sie viele angenehme Stunden verbringt. Dongchen ist gar nicht erfreut, als er bemerkt, wie viel Zeit die beiden miteinander verbringen und wie glücklich sie dabei sind. Obwohl er immer wieder beteuert, dass Xiaoyin nicht die passende Partie für ihn wäre, ist er doch eifersüchtig. Genau wie Chefin Mai, die sich vornimmt, Xiaoying das Leben zur Hölle zu machen und damit auch Erfolg hat ...
Der zweite Band von "Butterfly in the Air" knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Auf einfühlsame Weise werden zunächst die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander weiter ausgearbeitet, bis sich die Geschehnisse schließlich dramatisch zuspitzen. Wieder gibt es keine Seite, bei der Langeweile aufkommt, die mitreißende Geschichte um Xiaoyin packt den Leser und lässt ihn auch dann noch nicht los, wenn er die letzte Seite umgeblättert hat.
Dieser Spannungsaufbau ist natürlich nicht nur den interessanten Charakteren, die einem schnell ans Herz wachsen, zu verdanken, sondern auch dem Seifenoper-Charakter der Serie, der in diesem Band noch deutlicher wird. Das ist allerdings keine wirklich positive Eigenschaft, denn die Nerven des Lesers werden mitunter überstrapaziert. Da folgt eine Katastrophe auf die andere und Xiaoying erleidet so viele Schicksalsschläge, dass die Glaubwürdigkeit, wegen der man die Geschichte vorher so intensiv verfolgt und gemocht hat, plötzlich verloren geht. Die Ereignisse wirken nicht mehr wie aus dem Leben gegriffen, sondern schlichtweg konstruiert. Ein bisschen weniger Drama wäre einfach mehr gewesen, denn an und für sich bleibt die Geschichte lesenswert und rührend.
Während der Plot dieses Bandes ein bisschen schwächer ist als der seines Vorgängers, wissen die hervorragenden Zeichnungen wieder zu begeistern. Auch dieser Teil ist durchgängig koloriert, zeigt recht kräftige Farben, wobei meist warme Töne und Blauschattierungen dominieren. Das Charakterdesign ist unverändert hübsch anzusehen und auch das ausdrucksstarke Minenspiel der Figuren beeindruckt und überzeugt wieder. Gelungen ist ebenfalls der Wechsel zwischen zarten, weichen Zeichnungen, die fast ein bisschen milchig wirken, rohen, skizzenartigen Bildern und klaren, geradlinigen Artworks, in denen jeder Strich sitzt. Hier kann man sich vor der Raffinesse des Zeichnertrios nur verneigen, das es versteht, Atmosphären aufzubauen und jeder einzelnen Szene das gewisse Etwas zu verleihen. Zudem sind auch die Panels immer übersichtlich gestaltet und man findet einige schöne ganzseitige Motive.
Im Großen und Ganzen ist auch der zweite Band von "Butterfly in the Air" eine Empfehlung wert. Eine Freude für die Augen ist dieser chinesische Comic auf jeden Fall und dank der schönen Zeichnungen kann man ihn einfach immer wieder in die Hand nehmen und staunend darin blättern. Was den Gesamteindruck aber trübt, ist der Plot, der stellenweise Dramatik forciert und dabei an Realismus verliert. Dennoch wird man sich nach der Lektüre dieses Comics wünschen, sofort den Folgeband in der Hand zu halten, denn ein starkes Suchtpotential kann man der Geschichte um Xiaoying nicht absprechen.
Auch die Aufmachung lässt keine Mängel erkennen: Sehr hohe Druck- und Papierqualität sowie handliches, stabiles Format rechtfertigen den Preis von zehn Euro.