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Überlebenskunst - Kreativität als Ressource: Unter diesem Oberbegriff veröffentlichte das "Auditorium Netzwerk" 2008 fünf Vorträge bekannter und international anerkannter Therapeuten und Wissenschaftler. Die Documenta 12, die 2007 in Kassel stattfand, bot Anlass und Rahmen zum Symposium "Ressourcenorientierte Psychotherapie und zeitgenössische Kunst", das vom "Institut für Innovative Gesundheitskonzepte" in Kassel veranstaltet wurde. Das Leitmotiv dieser Documenta war: Was ist das bloße Leben? Was eigentlich macht das Leben aus, wenn man all das abzieht, was nicht wesentlich zum Leben gehört? Hilft uns die Kunst, um zum Wesentlichen zu gelangen?
Auf den drei DVDs und zwei CDs erläutert Luise Reddemann Überlebenskunst am Beispiel von Niki de St. Phalle und Frida Kahlo, Verena Kast erzählt über Kunsterleben als Ressource und Ingrid Riedel wählte die Künstlerin Louise Bourgeois als Vortragsthema. Ergänzt werden diese drei Vorträge auf je einer DVD durch Beiträge von Ulrich Sachsse und Gerald Hüther auf je einer CD. "Un-Sinn und Sinngebung. Leben mit einem schweren Schicksal" ist Thema von Ulrich Sachsse, "Neurobiologische Grundlagen von Neugier und Kreativität" erläutert Gerald Hüther.
Das Leben und Werk der Künstlerinnen Frida Kahlo, Niki de St. Phalle und Louise Bourgeois wird sehr anschaulich und bildhaft geschildert und ihre Kunst in Verbindung zu den schweren und leidvollen Leben der Künstlerinnen gesetzt und erläutert. Fotos der besprochenen Werke lassen das Gesagte gut nachvollziehen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Trotz der schwierigen Themen Trauma, Schmerzen und Leid gelingt es den Referenten, ihre Vorträge, die eine Länge von vierzig bis sechzig Minuten haben, mit Humor zu würzen und kurzweilig zu erzählen, auch aus ihrem privaten Leben. Schließlich ist auch der Humor eine wertvolle Ressource. Wie spannend selbst ein Vortrag über Neurobiologie sein kann, zeigt Gerald Hüther. Nicht um Kunst an sich geht es in dem Vortrag von Ulrich Sachsse, der von Sinn und Un-Sinn der Religionen berichtet. Der Vortrag ergänzt dennoch gut die anderen Beiträge.
Alle Vorträge machen deutlich, dass Kunst einen wertvollen Beitrag dazu leisten kann, dem Leben einen Sinn zu geben, auch ein schweres Leben besser zu ertragen und sich mit einer leidvollen Autobiographie gewinnbringend auseinanderzusetzen und darüber hinauszugehen. Sowohl aktives Kunstschaffen als auch passives Erleben stellt eine wertvolle Ressource dar und bereichert jedes Leben. Dazu ist es nie zu spät, wie das Leben der Künstlerin Louise Bourgeois zeigt, die sich mit über neunzig Jahren auf der Höhe ihres Kunstschaffens befand. Menschen, deren Leben einen Sinn hat, sei es durch das Schöne, Gute oder Wahre, kommen besser zurecht, vermittelte schon Viktor Frankl. Dass dieser Nutzen auch auf einer ganz körperlichen Ebene nachgewiesen werden kann, dafür steht der Vortrag von Gerald Hüther.
Es ist interessant, die durch ihre Bücher einem breiten Publikum bekannten Therapeuten und Ärzte live zu erleben. Wann besteht hierfür schon die Gelegenheit? Jetzt kann man gleich fünf der führenden Kapazitäten im Bereich Trauma, Kunsttherapie und Neurobiologie kennenlernen. Und das zu einem moderaten Preis - nicht mal zwanzig Euro verlangt der Verlag für die drei DVDs und zwei CDs. Wie viel mehr muss man dagegen für entsprechende Symposien und Workshops investieren, und da kommen dann noch die Reisekosten hinzu.
Intention der beiden Veranstalterinnen Christa Diegelmann und Margarete Isermann ist es, ressourcenorientierte und innovative psychotherapeutische Ansätze vorzustellen. "Die Verbindung mit ausgewählten Werken zeitgenössischer Kunst soll den Blick weiten und neue Perspektiven eröffnen. Dabei kommt es uns auch besonders auf die Sichtweisen von Frauen an", so die beiden Veranstalterinnen. Dies ist ihnen mit den vorliegenden Beiträgen wieder einmal voll gelungen, immerhin ist dieses Symposium schon das sechste und weitere werden folgen, auf die man schon gespannt sein darf.
Die Medien mit den Originalvorträgen befinden sich in einer soliden Plastikbox. Die Vorträge sind Livemitschnitte, die auch die eine oder andere technische Panne dokumentieren, was aber nicht weiter störend ist und die Präsentation lebendig macht. So wartet man denn das eine oder andere Mal auf Bilder, auf die im Vortrag Bezug genommen wird und die bei den beiden CDs natürlich völlig fehlen. Die Tonqualität ist ausgezeichnet und dass die Vortragenden gut verständlich sind, braucht bei so erfahrenen Rednern nicht betont zu werden.
Themen und Referenten sind auf den Medien und auf der Rückseite der Box übersichtlich zusammengefasst. Sie richten sich an ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen, Professionelle aus Sozialberufen und Interessierte.
Hüther, Gerald Prof. Dr. Dr., Leiter der Abt. für Neurobiologische
Grundlagenforschung der Psychiatrischen Universitätsklinik Göttingen
"Neurobiologische Grundlagen von Neugier und Kreativität"Kast, Verena Prof. Dr. phil., Lehrtätigkeit an der Universität und
am C.G. Jung Institut Zürich. Privatpraxis, wiss. Leitung der Lindauer
Psychotherapiewochen
"Kunsterleben als Ressource"Reddemann, Luise Dr., Fachärztin für psychotherapeutische
Medizin, Psychoanalytikerin, Lehrtätigkeit in Traumatherapie
"Ãœberlebenskunst am Beispiel von Niki de St. Phalle und Frida Kahlo"Riedel, Ingrid Prof. Dr. Dr., Honorarprofessorin Universität
Frankfurt, Psychotherapeutin in eig. Praxis, Lehranalytikerin am C.G.
Jung Institut Zürich und Stuttgart
"Louise Bourgeois - von der Kreativität des Alters"Sachsse, Ulrich Prof. Dr., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker,
NLKH Göttingen, Universität Kassel
"Un-Sinn und Sinngebung. Leben mit einem schweren Schicksal"