Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, da es den Nachwuchs aus dem elterlichen Zuhause treibt. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein: Manch einer zieht aus, sobald mit der Ausbildung das erste eigene Geld verdient wird, andere müssen studienbedingt in eine andere Stadt umziehen, wieder andere wollen mit Freunden WGs gründen und Partys feiern, ohne von den vielen Regeln und Pflichten unter Papi und Mami zu leiden.
Aus welchem Grund auch immer ein junger Mensch von daheim auszieht, der Anfang ist oftmals schwierig und überfordert nicht wenige. Da sind Fragen wie "Welches Putzmittel ist das richtige" oder "Wie oft im Monat sollte man das Bad schrubben?" noch diejenigen, die am einfachsten zu beantworten sind.
Das Buch "Home Sweet Home" von Ingrid Kretz, erschienen bei Gerth Medien, will für alle Fragen rund um die ersten eigenen vier Wände eine Hilfestellung geben, mit der sich junge Leute im neuen, unabhängigen Lebensalltag zurechtfinden.

Sechs große Kapitel umfasst der Ratgeber in knackigem Rot. Nach einem Vorwort und einigen persönlichen Worten an den Leser beginnt das Kapitel Home Basics oder: Die ersten eigenen vier Wände und fängt wirklich bei Null an. Welche Art von Wohngemeinschaft passt zu einem, auf was muss man bei der Wohnungssuche achten, wie ist das mit dem Mietvertrag und welche wichtigen Faktoren gilt es beim Umzug zu beachten? Auch eine Checkliste bezüglich der ersten Möbel gibt Kretz dem Leser an die Hand. Im zweiten Kapitel Ohne Moos nix los oder: Von Fiskus und Finanzen widmet sich nicht nur den finanziellen Angelegenheiten, denn auf der Bank und Geld abheben war sicher jeder schon mal, der eine eigene Wohnung will. Vielmehr geht es um Behördengänge und Verwaltungskram: GEZ, Einkommenssteuererklärung, Tipps zum Sparen und Versicherungen sind hier die großen Schlagworte. Es geht weiter mit Bei Hempels unterm Sofa oder: Von Waschtag bis bügelleicht, also dem Haushalt. Vom Waschen, Trocknen und Bügeln der Wäsche bis hin zu speziellen Reinigungstipps bei besonderen Verschmutzungen findet man hier viele gute Ratschläge, etwa Erklärungen für die Symbole auf Kleideretiketten oder Putzpläne. Und wer vom ganzen Saubermachen hungrig geworden ist, kann in dem folgenden Kapitel Schmeckt nicht, gibtÂ’s nicht oder: Hier kocht der Chef! gleich weiterlesen, was er in der Küche alles wissen sollte. Welche Lebensmittel eignen sich für das Anlegen von Vorräten, was muss man über Ernährung im Allgemeinen wissen - denn jetzt ist nicht mehr die Mutter zuständig fürs Kochen - und mit welchen Rezepten steigt man am besten ein, wenn man noch keine Erfahrung am Herd hat? Zusätzlich hilft ein Glossar mit bestimmten Küchenausdrücken wie Abschäumen, Karamellisieren oder Unterheben, sich zurechtzufinden. Eine breite Palette an Auswahlrezepten rundet dieses Kapitel ab. Kapitel fünf, Working at the Carwash oder: Rund um den (ersten) Job widmet sich der Geldbeschaffungsmaßnahme. Vom Vorstellungsgespräch über den ersten Arbeitstag bis hin zum täglichen Zeitmanagement bekommt der Leser so manchen nützlichen Ratschlag serviert. Das letzte Kapitel heißt Born to be wild oder: Was wirst du nun tun? und wagt einen Ausblick in die Zukunft. Eine Gebrauchsanweisung fürs Leben kann natürlich nicht gegeben werden; dennoch gibt es Tipps für Ziele, die man sich stecken kann, Kretz greift den Vorschlag auf, ehrenamtlich tätig zu werden und bringt auch den Glauben aufs Tapet. Auch der Knigge wird für den einen oder anderen Ratschlag bezüglich des Umgangs mit anderen herangezogen, und es gibt sogar Tipps für den Smalltalk. Den Abschluss bildet ein Stichwortregister.

Grundsätzlich bietet "Home Sweet Home" eine Fülle an wichtigen Informationen. Vor allem die vielen praktischen Tipps wie Listen, die sich abhaken lassen, Rezepte und Ãœbersichten erleichtern dem nestflüchtigen Leser das neue Leben. Auch sehr lobenswert ist der Ansatz, mit den Ratschlägen nicht erst bei Haushalt und Behördengängen anzufangen, sondern bereits die ersten Auszugs-Ãœberlegungen mit einzubeziehen. Schließlich ist es auch wichtig, die richtige Wohnsituation für sich selbst zu entdecken und den ersten Fehler nicht schon mit dem Unterzeichnen des Mietvertrags zu machen. Und mit vier Kindern hat Autorin Kretz die Thematik gewiss schon selbst einmal miterlebt, um vieles aus der Praxis heraus zu vermitteln.
Weniger gelungen und passend sind das Kapitel über die (erste) Arbeitsstelle und das letzte Kapitel, das sich quasi um Gott und die Welt dreht. Ersteres hätte genug Potenzial und Aspekte für ein eigenes Buch und kann dementsprechend nur kurz und allgemein angerissen werden; letzteres bietet vielleicht Ideen für mögliche Lebensrichtungen, tendiert aber zu stark ins Religiöse und geht dementsprechend recht einseitig vor.

Insgesamt ist "Home Sweet Home" ein wirklich hilfreicher Ratgeber für jeden jungen Menschen, der mit dem Gedanken spielt, von daheim auszuziehen, oder diesen Schritt schon getan hat und noch keine Erfahrung darin hat, das selbstbestimmte Leben sofort gut in den Griff zu bekommen. Mit zwei Kapiteln schießt das Buch etwas über das Ziel hinaus, jedoch kann der wirklich gelungene Fundus an vielen Tipps und Tricks das wieder ausgleichen.