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Janus ist schizophren. Und er will heute aus der Klinik entlassen werden, in der er seit mehr als vier Jahren lebt. Damals, bevor er in die Klinik gekommen ist, dachte Janus nur, er würde sich langweilen, nicht aber, dass er ernstlich krank ist. In einem Bus fing alles an, eines Tages konnte Janus nicht an seiner Haltestelle aussteigen, sein Körper weigerte sich aufzustehen. So fuhr er bis zu Endstelle und wieder zurück und verbrachte den eigentlichen Schultag in der Stadt. Am nächsten Morgen wiederholt sich das Ganze, Janus ist seitdem nicht mehr ins Gymnasium gegangen. Er verbringt so die nächsten vier Monate, bis seine Mutter eine Erklärung von ihm fordert. Seitdem kommt Janus nur noch nach Hause, wenn es wirklich nötig ist, er schläft in Parks und verbringt so den Sommer. Sein letzter Besuch zu Hause ist einige Wochen her und es regnet, als Janus beschließt, nach Hause zu fahren. Doch im Bus klebt er regelrecht an seinem Sitz fest und kippt schließlich steif vom Sitz, als der Busfahrer versucht ihn an der Endhaltestelle aus dem Bus zu kriegen. Er wird in die psychiatrische Klinik eingewiesen und wird ein Teil des Mikrokosmos aus Pflegern, Patienten und Klinikleitung. Doch heute möchte Janus entlassen werden, es muss einfach sein. Wenn Petterson die Papiere heute nicht unterschreibt, will Janus ein Fenster einschlagen und so entkommen. Das letzte halbe Jahr hat Janus hart an seiner Entlassung gearbeitet. Hat seine Anfälle in einer Decke erstickt und sich Mühe gegeben, normal auszusehen. Seit einem halben Jahr ist kein Brief mehr von Amina gekommen, einer Schulfreundin von Janus, und er will herausfinden wieso. Drei Jahre lang hat sie ihm geschrieben, nicht jede Woche, aber sie schrieb 53 Briefe und ein paar Postkarten. Und so beginnt Janus´ Suche nach Amina. Von ihren Eltern, nach Dänemark eingewanderten Kurden, erfährt er nichts und auch sonst findet er nur nach und nach Anhaltspunkte für seine Suche. Seine Krankheit verschlimmert sich, die Wahnvorstellungen ziehen Janus immer mehr in ihren Bann und beginnen seine verzweifelte Suche nach Amina zu beeinträchtigen.
Mit "Aminas Briefe" hat Jonas T. Bengtsson ein intensives und bedrückendes Buch über die Liebe zwischen verschiedenen Welten und die Suche nach Wahrheiten, über andere und über sich selbst, geschrieben. Janus schildert während seiner Suche nach Amina die Vergangenheit in Rückblicken und lässt den Leser auch an ihren Briefen teilhaben. Obwohl man ahnt, dass die sich immer weiter zuspitzende Krankheit von Janus und seine persönliche Situation eskalieren werden, kann man nicht aufhören zu lesen. Die Hauptcharaktere in "Aminas Briefe" stehen abseits der Gesellschaft, Janus mit seiner Schizophrenie und Amina als Migrantin in Dänemark. Jonas T. Bengtsson gibt seine Figuren jedoch nie der Lächerlichkeit preis, sondern beschreibt sie und das Geschehen mit sensibler Sprache, absolut realistisch und eindringlich beklemmend.
Jonas T. Bengtssons Roman "Aminas Briefe" ist keine leichte Kost, aber überzeugend geschrieben und fesselnd zu lesen. Aminas und Janus` gemeinsame Geschichte und ihre zarte Liebe wird anrührend, mitreißend und beklemmend geschildert.