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Ein Ende des langjährigen Bürgerkriegs in der Nation Uddiyana ist endlich in Sicht - ein Waffenstillstand und Friedensverhandlungen stehen direkt vor der Tür. Doch da wird das größte Symbol des Friedens und der Hoffnung gestohlen - jene Flagge, die der Mittelpunkt eines Fotos war, das die ganze Welt bewegte. Ein Sondereinsatzkommando der Vereinten Nationen soll die Fahne mittels modernster Technik wieder beschaffen, ansonsten droht die Stimmung im Land kurz vor den Verhandlungen erneut zu kippen. Begleitet wird das Team dabei von der Journalistin Saeko, die auch das Foto der Flagge schoss. Zusammen mit dem Militär begibt sie sich mitten ins Krisengebiet, auf die verzweifelte Suche nach einem Stück Stoff, das das Schicksal Uddiyanas entscheiden könnte.
"FLAG" ist eigentlich eine Miniserie aus Japan und eine ziemlich ambitionierte noch dazu. Erstmals zeigt ein Anime das gesamte Geschehen aus der Sicht von Kameras - den Fotoapparaten der Journalisten, den Kameras von Außenstehenden, den Zielansichten militärischer Fahrzeuge. Dies sorgt für einen dokumentarisch wirkenden Stil, auch wenn es sich hierbei um Zeichentrick und um einen fiktiven Krieg handelt. Nur fragt man sich, ob diese Geschichte mit konventionellen Mitteln nicht hätte besser erzählt werden können.
"FLAG - The Movie" ist ein Zusammenschnitt aus Szenen besagter Miniserie - und genau das stellt bereits das Todesurteil für den Film dar, denn niemals sollte versucht werden, eine komplexe Geschichte, die auf mehrere Stunden ausgelegt ist, auf nur 100 Minuten zu kürzen. So hat man das Gefühl, dass diese Geschichte abgehackt und bruchstückhaft erzählt ist, was freilich auch wegen des Handkamera-Stils im Konzept begründet liegen mag. Am allermeisten leiden jedoch die Charaktere unter dem Stil und der Kürzung. Zu keiner einzigen Figur kann man so etwas wie eine emotionale Bindung aufbauen. Das wäre ja nicht das Problem, wenn der Film in seinem distanzierten Blick durch die Kameralinse konsequent wäre. Doch die Musik und das Ende sprechen eine ganz andere Sprache, möchten sich den Figuren nähern. So ist man nach dem Finale völlig verwirrt, wenn sich die Journalistin Saeko heulend von ihren innigen Freunden im Militär verabschiedet und in Erinnerungen schwelgt, während man jene Charaktere während des Films gerade mal ein paar Minuten lang zu Gesicht bekam. Jegliche Gefühlsregung geht dabei am Zuschauer völlig verloren.
Tatsächlich hat "FLAG" dann seine stärksten Momente, wenn er das moderne Kriegsgeschehen aus der gefühlsarmen Kameralinse eines Kampfroboters betrachtet. Szenen expliziter Gewalt bleiben aus, doch wenn im Nachtsichtmodus feindliche Soldaten unter den Einschlägen mächtiger Salven einfach verschwinden, dann hinterlässt dies ein mulmiges Gefühl, wird man doch an Bilder aus den jüngsten Konflikten erinnert, wo Krieg über weite Entfernung alles Persönliche verliert. Doch selbst in dieser Parallele bleibt "FLAG" weit hinter den Erwartungen zurück. Mutige Kriegsjournalisten werden im Endeffekt für den Einsatz ihres Lebens, um der Öffentlichkeit die Wahrheit zu erzählen, über den grünen Klee gelobt. Doch wenn uns der Irak-Krieg eines gelehrt hat, dann die unglaubliche Manipulation der Medien und der Berichterstattung durch das Militär. So zeigt sich "FLAG" dann im Endeffekt erschreckend unreflektiert und obrigkeitshörig, während andere moderne Filme wie Clint Eastwoods "Flags of our Fathers" mit dem Mythos von Kriegssymbolen längst aufgeräumt haben.
Sollte die komplette Serie von "FLAG" ihre Veröffentlichung finden, könnte man dem Material noch mal eine Chance geben. Das Konzept ist auf jeden Fall interessant und vor allem die Kriegsszenen sind in ihrer Kälte toll in Szene gesetzt, haben eine Wucht, die sich auch durch das gute Bild und den knalligen Sound der DVD angemessen repräsentiert sehen. Das Bonusmaterial fällt mit einem einzigen, kurzen Interview derweil äußerst mager aus. So ist "FLAG - The Movie" höchstens Fans von Regisseur Ryôsuke Takahashi zu empfehlen - schade eigentlich, denn so sieht sich eine spannende Idee größtenteils verschwendet.