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Seelen - das sind außerirdische Wesen, die sich in Wirtskörpern einnisten und deren Bewusstsein unterdrücken. Sie sind eine recht friedliche Spezies, weshalb sie sich auch dazu entschieden haben, die Körper der Menschen zu besetzen, eine viel zu gewalttätige, kriegerische Rasse. Melanie gehört zu den wenigen Menschen, die noch frei über ihren Körper verfügen können. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Jamie und dem Rebell Jared, in den sie verliebt ist, ist sie ständig auf der Flucht vor den Seelen. Aber eines Tages wird sie erwischt, eine Seele wird in ihren Körper verpflanzt.
Wanda lebte schon in vielen Wirtskörpern und hatte nie Schwierigkeiten, bis sie Melanies Körper übernahm. Deren Bewusstsein ist stark, sie lässt sich nicht einfach unterdrücken, sondern kämpft gegen den Feind im eigenen Körper. Bald jedoch werden aus Feinden Verbündete, Melanie und Wanda kommunizieren miteinander, die Seele erhält Einblick in Melanies Vergangenheit und spürt die Sehnsucht der jungen Frau nach ihrem Geliebten. So beschließt Wanda, sich auf die Suche nach Jared zu machen und entwickelt dabei selbst Gefühle für den Rebellen. Es entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung der besonderen Art …
Stephenie Meyer ist vor allem durch ihre Vampirromanze "Bis(s) zum Morgengrauen" bekannt geworden. "Seelen" scheint zunächst eine ganz andere Richtung einzuschlagen, vor allem da die Autorin sich ins Science-Fiction-Genre gewagt hat. Leider wird aber schnell klar, dass Genreliebhaber nicht auf ihre Kosten kommen, denn Raumschiffe, fremde Planeten und Spezies, futuristische Technologie, Invasionen - das alles findet man kaum oder gar nicht in "Seelen". Der Fokus liegt auf den Gefühlen der Protagonisten und der besonderen Liebesgeschichte. Dies ist die erste Gemeinsamkeit mit den früheren Werken Meyers, die zweite liegt in der Darstellung der weiblichen Charaktere. Melanie bleibt ohnehin meist blass, Wanda dagegen ist sehr gut beschrieben, zeigt aber einen ausgeprägten Hang zur Selbstaufopferung und zum Selbstmitleid, der dem Hörer bald auf die Nerven fällt. Der einzige Lebenszweck sowohl der Seele als auch von Melanie scheint das Anbeten ihres Geliebten zu sein - ein arg reaktionäres Frauenbild, das sicher nicht allen Hörern gefällt. Der Angebetete ist dann natürlich auch mutig, intelligent und unglaublich gut aussehend, ein Charakter ohne wirklichen Makel.
Action, Spannung oder einen komplexen Plot sucht der Hörer vergeblich, "Seelen" ist ein ruhiges Werk, das trotzdem nicht langweilt. Meyer bringt durchaus gute Ideen in ihre Geschichte, nutzt aber deren Potenzial selten voll aus. Sie setzt auf leidenschaftliche Gefühle, ein bisschen Kitsch und dramatische Wendungen, die kein Auge trocken lassen und besonders die pubertäre weibliche Zielgruppe ansprechen dürften.
Dank der gelungenen Lesung von Ulrike Grote wird eine intensive Atmosphäre aufgebaut. Sie liest passend zum Erzähltempo der Geschichte ruhig und gleichmäßig, verleiht Melanie und Wanda durch geringe Änderung der Tonlage eine ganz eigene Stimme und Persönlichkeit.
"Seelen" ist Science-Fiction für Hörer, die eigentlich keine Science-Fiction-Geschichten mögen, wohl aber emotionsgeladene, ein bisschen unkonventionelle Liebesgeschichten. Mankos wie die fragwürdige Zeichnung weiblicher Protagonisten oder die Perfektion männlicher Charaktere werden die Zielgruppe kaum stören, sind aber evident und können auch nicht durch die hervorragende Leistung der Sprecherin wettgemacht werden.