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Obwohl sie, zumindest was ihre fiktive Welt angeht, zu der alten Garde gehören und praktisch länger im Dienst der Menschheit stehen, sind die Mitglieder der Justice Society of America wesentlich weniger Lesern bekannt als die zweite Generation der DC-Helden (Superman, Batman, Wonder Woman). Das bedeutet jedoch nicht, dass Stargirl, Wildcat, der erste Flash oder Liberty Belle farbloser sind als ihre berühmten Kollegen. Wer mit der JSA noch nicht in Kontakt getreten ist, hat mit dem vorliegenden Sammelband Gelegenheit, sie kennenzulernen. Wer mit der Heldengruppe bereits vertraut ist, darf selbstverständlich auch zugreifen. Tatsächlich dürfte es Letzterem sogar leichter fallen, dem Handlungsverlauf zu folgen. Denn obwohl es sich bei "Eine neue Ära" gleichsam um einen Neubeginn für die JSA als auch um einen Reboot für deren monatliche Comicserie ist, dürfte es Neulingen schwer fallen, bei der Vielzahl an Charakteren den Durchblick zu bewahren.
Die Handlung des Sammelbandes ist schnell erzählt:
Auf Anraten der Justice League of America formiert sich auch die JSA neu. Die Gründungsmitglieder des ursprünglichen Teams - der erste Green Lantern, der erste Flash und Wildcat, suchen gleichermaßen erfahrene Recken für ihre Reihen, die der JSA schon früher zur Seite gestanden haben, als auch neues Blut: den jungen Nachwuchs ehemaliger Superhelden. Denn - um eine Szene aus dem Comic zu zitieren - "Die Welt braucht bessere Helden. Und viele von ihnen müssen lernen ...".
Die drei stellen schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, ein neues Team zusammenzustellen und Mitglieder zu rekrutieren. Und bereits bei der ersten Versammlung der JSA in ihrem Hauptquartier geschieht das Unerwartete. Mr. America, ebenfalls ein einstiges Mitglied des Teams, stürzt schwer verletzt durch das Oberlicht des Gemeinschaftsraums der Society und stirbt kurz darauf.
Mr. America ist jedoch nur einer von vielen. Ein unbekannter Drahtzieher im Hintergrund hat es nämlich offenbar auf sämtliche Helden, die jemals bei der JSA Mitglied waren, abgesehen - und auf deren Familien. Systematisch wird eine Blutlinie nach der anderen ausgelöscht ...
Mit dem Neustart der Comicreihe hat der US-Verlag DC den Comicautor Geoff Johns verpflichtet, der innerhalb der letzten Jahre zu einer festen Größe innerhalb der Reihen von DC geworden ist. So hat er beispielsweise einige Zeit zuvor sowohl absatztechnisch als auch qualitativ sehr erfolgreich die "Teen Titans" rebootet. Sein Konzept war gleichsam einfach wie genial: Einige Mitglieder der Stammbesetzung der Titans machten es sich zur Aufgabe, den Nachwuchs zu fördern und kamen dabei irgendwie sogar noch als Familie rüber. Für die Neuauflage der "Justice Society of America" kopiert Johns nun seine eigene Formel. So richtig vorwerfen kann ihm das der Leser allerdings gar nicht, denn dazu funktioniert die Idee zu gut.
Durch die ausgewogene Mischung aus Stammbesetzung und weniger bekannten - in einem Fall sogar neuen - Helden ermöglicht Johns es, einerseits das neue Team vorzustellen und andererseits eine aktionreiche Geschichte zu erzählen.
Der perfekte Einstieg für Neulinge also? Eigentlich nicht, denn durch das hohe Tempo der Erzählung hängt Johns Gelegenheitsleser immer wieder ab. So schön es ist, dass der Autor sich die Zeit nimmt, auch die privaten Hintergründe seiner Protagonisten zu durchleuchten - Wildcats erstes Zusammentreffen mit seinem noch nicht ganz erwachsenen Sohn, von dessen Existenz er bis dahin noch nicht einmal wusste, gehört zu den gelungensten Szenen des Auftaktbands - nebenher passiert einfach zu viel. Im Verlauf der ersten vier US-Ausgaben (die in diesem Sammelband vereint sind ) fast zwanzig Hauptfiguren zu präsentieren, dazu zahlreiche Anspielungen auf frühere Mitglieder, deren Familien, Schurken und andere Helden und Andeutungen auf Ereignisse, die auf die JSA in Zukunft zukommen - das ist einfach eine Nummer zu groß.
So sind zahlreiche Charaktere zwar interessant - gerade Johns Neu-Schöpfung "Cyclone" sei hier erwähnt: Enkelin der ersten Red Tornado, begeisterungsfähiger Rotschopf ... und ein wahres Plappermaul - die Andeutungen und Mysterien, die verschiedene Figuren umgeben, stehen jedoch zur Seitenanzahl in keinem Verhältnis. Da ist es gut, dass die Panini-Redaktion auf der Innenseite des Front- und Backcovers den Platz genutzt hat, einige Hintergrundinformationen zu liefern.
Zwar ist die Haupthandlung des Sammelbands in sich abgeschlossene, verschiedene Referenzen weisen jedoch darauf hin, dass das Mysterium um Starman, das wohl seltsamste neue Mitglied der Society, erst später aufgelöst werden wird (und zwar im ebenfalls bereits erschienenenen Band "Justice League of America 3 - Die Lightning Saga").
Insofern ist Johns Reboot der Justice Society of America in seiner Gesamtheit betrachtet eher durchwachsen. Man erkennt Potential und die Zeichnungen von Dale Eaglesham ragen qualtitativ aus dem oft eher mittelmäßigen Stil der Superhelden-Comics heraus, aber in einem Guss wirkt das Ganze noch nicht. Leser jedoch, die mit dem DC-Universum gut vertraut sind, haben sicher Spaß an einer aktionreichen Geschichte, in der auch der eine oder andere nachdenkliche Ton mitschwingt. Zumindest stimmt die Story neugierig darauf, wie sich die Reihe wohl weiter entwickelt.