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Europa gegen Ende des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt.
Obwohl der Kampf zwischen Christentum und Vielgottglauben noch nicht endgültig ausgetragen ist, scheint das Ende festzustehen, denn bereits jetzt scheinen die Jünger des neuen Gottes zahlreicher zu sein als die Anhänger des alten Glaubens.
Als ein ermordeter Mönch aufgefunden wird, ist in den Druiden schnell ein Sündenbock gefunden, dem die wütende Meute die Schuld in die Schuhe schiebt. Der Priester Budog allerdings ist davon nicht ganz so schnell überzeugt, und ausgerechnet gemeinsam mit dem Druiden Gwenchlan und dessen Lehrling Taran versucht er, den wahren Schuldigen zu finden - und dessen Motiv.
Dass die Ermittlungen schnell voranschreiten müssen, wird den dreien spätestens klar, als ein wütender Mob aus Rache eine kleine Gruppe Druiden meuchelt. Als Gwenchlan in der Nähe des Tatorts ein seltsames Symbol findet, stellt sich obendrein die Frage, ob der längst zerschlagen geglaubte kirchliche Orden "Imperium Dei hinter den Morden stecken könnte - ein Feind in den eigenen Reihen der Christen? Um für diese These weitere Beweise zu finden, reisen sie gemeinsam nach Is, die weiße Stadt der Prinzessin Dubah. Legenden zufolge ist Dubah die Tochter einer nordischen Fee und hat geschworen, nur den Mann zu ehelichen, der sie im Zweikampf besiegen kann.
Obwohl "Die weiße Stadt - der zweite Teil der Reihe "Die Druiden aus der Feder von Jean-Luc Istin und Thierry Jigourel - dort ansetzt, wo "Das Geheimnis der Oghams aufgehört hat, fällt es nicht schwer, der Handlung zu folgen, wenn man den Vorgängerband nicht kennt oder nicht mehr allzu gut in Erinnerung hat. Die Krimihandlung mit dem "Name der Rose-Flair ist zwar immer noch der rote Faden, der durch die Geschichte führt, weicht im zweiten Band jedoch etwas zugunsten der Legenden um die schöne, geheimnisvolle Prinzessin von Is und ihrer Feen-Mutter in den Hintergrund. Wer mit dem Nibelungenstoff - vor allem mit dessen nordischen Wurzeln - vertraut ist, erkennt recht schnell, woher das Autorenteam seine Inspiration für dieses Kapitel zieht. Überhaupt erinnert einiges an "Die weiße Stadt an Wikinger-Sagen. Das tut der Handlung allerdings keinen Abbruch, vielmehr verleiht es der Erzählung, die das Aufeinanderprallen verschiedener Religionen und Kulturen als zentralen Konflikt gewählt hat, weitere Facetten.
Mehr noch als der Text, der über viele Strecken hinweg fast ein wenig zu ausufernd wirkt und mit etwas zu vielen fremdsprachigen Wörtern und Satzfetzen gespickt ist, fängt die Illustration von Jacques Lamontagne die Atmosphäre der Welt des ausgehenden fünften Jahrhunderts ein. Lamontagne zeigt sich sowohl für die Zeichnungen als auch für die Kolorierung verantwortlich, und beides gelingt ihm eindrucksvoll. Er setzt vor allem auf Braun- und Rottöne, die die Stimmung der Erzählung gut einzufangen vermögen. Die Textdichte des Skripts macht es erforderlich, dass er überdurchschnittlich viele Panels auf den einzelnen Seiten unterbringt und obwohl er sich in Detailtiefe nicht gerade verliert, sondern sich ganz klar aufs Wesentliche konzentriert, wirken seine Bilder sehr lebendig. Gerade den Gesichtszügen seiner Figuren haucht er Leben ein, die - der rauen Zeit, in der die Handlung spielt, gerecht werdend - oft von Mühsal gezeichnet und verbraucht sind. Dem wütenden Mob verpasst er geifernde Fratzen, einen der Völlerei verfallenem Mönch stellt er mit einer aufgedunsenen Visage dar. Das wirkt nicht immer ästhetisch schön, aber wirklich.
Ästhetisch schön hingegen sind Lamontagnes Landschaften und Hintergründe und vor allem bei den wenigen Gelegenheiten, in denen ein einzelnes Bild sich über ein oder gar zwei Seiten erstreckt, beeindruckt er mit atemberaubenden Zeichnungen.
Wie immer gibt es an der hochwertigen Hardcover-Aufmachung durch den Splitter Verlag nichts zu kritteln. Die überdurchschnittlich gute Druckqualität garantiert dafür, dass die satte Koloration ihre Wirkung voll entfalten kann und das übergroße Format ist diesmal auch unabdingbar, um die vielen einzelnen Bild-Fenster pro Seite unterzubringen.
Dass der Comicband in der Gesamtwertung nur durchschnittlich genannt werden kann, liegt vor allem an der Erzählweise, die zwar ein interessantes Thema aufgreift, jedoch stilistisch etwas unausgegoren wirkt und letztendlich nur ein Patchwork verschiedener bekannter Vorlagen ist. Wenn der Band auch etwas besser gefällt als sein Vorgänger, birgt die Reihe doch noch deutlich Steigerungspotential. Bleibt abzuwarten, ob der für März 2009 angekündigte dritte Band hier Besserung bringt.