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Der eine hatte eine glänzende Karriere als Leistungsschwimmer im Flutlicht der Olympischen Spiele vor sich und Jahre später den Doktor in Rechtswissenschaften in der Tasche, der andere - ebenfalls ein nicht unbegabter Schwimmer - fand vom Studium der Literatur zu den Karl-May-Verfilmungen. Beide - "Der Sizilianer" wie auch der "Nobody" - sollten später Seite an Seite als "Vier Fäuste gegen Rio" und "für ein Halleluja" kämpfen und als "Die rechte und die linke Hand des Teufels" Schurken bessere Manieren beibringen, während sie als "Miami Cops" Schläge austeilten, als wären die "Zwei vom Affen gebissen". Und auch für den Tierschutz und den Erhalt der afrikanischen Fauna setzten sich Bud Spencer und Terence Hill ein - als "Das Krokodil und sein Nilpferd".
Das Einzige, was die beiden Cousins Slim (Terence Hill) und Tom (Bud Spencer) verbindet, ist ihre Blutsverwandtschaft, ansonsten wirken beide wie Tag und Nacht: Slim, genannt das Krokodil, macht sich für die Natur und die afrikanische Tierwelt stark, während Tom - das Nilpferd - Jagdsafaris veranstaltet. Was der Globetrotter Slim aufgrund längerer Absenz nicht wissen kann: Der muskelbepackte, aber im Grunde seines Herzens gutmütige Tom hat seinen alten Beruf an den Nagel gehängt und präpariert nun die Jagdgewehre der zahlenden Kundschaft mit Platzpatronen. Doch die sonnige Idylle des afrikanischen Dorfes wird getrübt: Der skrupellose Spekulant Mr. Ormond (Joe Bugner) plant, die Eingeborenen von ihrem Land zu vertreiben, um Gehegeanlagen für eingefangene Tiere und Docks für deren Transport nach Übersee aus dem Boden zu stampfen. Grund genug für die stärksten vier Fäuste unter der Sonne Afrikas, um Ormond und seinem Haufen hirnloser Halbaffen zu zeigen, was eine richtige Harke ist
1979 in den Kinos erschienen, vereint "Das Krokodil und sein Nilpferd" alles, was einen
echten Spencer-Hill-Film ausmacht: Dialoge, denen flotte Sprüche nicht unbekannt sind, vereinen sich mit gewohnt unterhaltsamer Prügelchoreografie zu einer amüsanten abendfüllenden Actionkomödie. Was den vorliegenden Film allerdings von der Masse der übrigen Produktionen um Italiens bekanntestes Filmduo abhebt, ist ein Schuss zeitgenössischer Kritik: "Das Krokodil und sein Nilpferd" führt dem Publikum den beunruhigenden Umstand vor Augen, dass in den afrikanischen Savannen - und nicht nur dort - ganze Tierarten ihrer Ausrottung durch den schrecklichsten Feind von Mutter Natur nahe sind; der skrupellose Umgang des Menschen mit der Natur - die erschreckende Palette reicht von Jagdsafaris über Wilderei bis zum Handel mit Elfenbein und ähnlichem - gibt einen nicht übersehbaren Tenor des vorliegenden Films an.
Doch so augenfällig diese Nachricht dem Zuschauer auch präsentiert werden mag, so wird das Erfolgsrezept der bis dato abgedrehten Spencer-Hill-Produktionen ohne Abstriche auch auf "Das Krokodil und sein Nilpferd" übertragen. Witzige Dialoge, Klamauk und deftige Prügelorgien stehen dementsprechend im Vordergrund, der Film ist - wie könnte es denn anders sein - auf das italienische
dream team abgestimmt. Unvorhersehbare Wendungen im Plot und tiefgründige Dialoge sind ebenso Mangelware wie sorgfältig gezeichnete Charaktere; der Film baut einfach auf dem bewährten Konzept des seriellen Hau-drauf-Ulks der Spencer-Hill-Produktionen auf und versteht sich als Actionkomödie aus erster Hand, nicht mehr und nicht weniger. Auch der schon angesprochene Appell zum Tierschutz darf nicht als DER den gesamten Film bestimmende Grundton missverstanden werden; vielmehr lässt diese Message den Film zwar aus der Masse der Spencer-Hill-Werke hervorstechen, wirkt stellenweise aber etwas aufgesetzt - vor allem, da er nicht vollständig mit dem actionkomödiantischen Wesen des Films in Einklang zu bringen ist. Denn in erster Linie sollte eine Produktion mit Bud Spencer und Terence Hill unterhalten und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf aktuelle Missstände deuten - was "Das Krokodil und sein Nilpferd" fraglos auch tut.
Wer sich eingehender mit der Materie der deutschen Übertragungen ausländischer Filmproduktionen in den siebziger Jahren beschäftigt, den wird es kaum überraschen, wenn man auf die (allzu) freie deutsche Synchronisation der Spencer-Hill-Filme zu sprechen kommt. Doch auch wenn sich Schauspieler und Dialogautor Rainer Brandt noch so große Freiheiten erlaubt hat, so machen gerade diese den Charme und vor allem den Erfolg der Filme um Italiens berühmteste Prügelfetischisten im deutschsprachigen Raum aus. Wenn die Zahl der Gags durch die deutsche Übersetzung in die Höhe geschraubt wird, der Witz zugenommen hat und überhaupt das Bild des mürrisch-phlegmatischen Bud Spencer und des einfallsreichen Schlitzohrs Terence Hill, wie man es im deutschsprachigen Raum kennt, auf diese krassen Abweichungen zurückzuführen ist, dann geht man mit den Verantwortlichen nicht hart ins Gericht - im Gegenteil!
Dass die vorliegende DVD-Edition die volle Punktzahl erhält, ist nicht nur auf den Film selbst zurückzuführen, der nicht grundlos als eine der besten Produktionen mit Bud Spencer und Terence Hill gilt. Ermutigten die bisherigen DVD-Veröffentlichungen der Spencer-Hill-Filme aus dem Hause e-m-s nicht gerade zu einer Serie von Freudensprüngen - Qualität in Bild und Ton loteten die Möglichkeiten einer DVD wahrlich nicht aus -, so ist der vorliegenden DVD-Edition von "Das Krokodil und sein Nilpferd" ohne zu zögern größtes Lob zuzusprechen. Mit HD-remasterter Abtastung und einem originalgetreuen, aber sauberen Mono-Klang verwöhnt e-m-s Auge und Ohr, das tatsächliche Alter des Films ist nur zu erahnen. Verpackt in einem schmucken Schuber, erwirbt man jedoch - und das ist der eigentliche Coup der vorliegenden DVD - den Film in einer erstmals ungeschnittenen Fassung, welche die bis dato bekannte deutsche um ganze acht Minuten übertrifft! Für diese Verneigung von e-m-s vor Spencer und Hill sieht man über den nicht ganz so gelungenen Umfang an Bonusmaterial gerne hinweg, zumal der Preis stimmt.
Um es schlussendlich knapp und treffend zu formulieren: Die vorliegende DVD-Edition von "Das Krokodil und sein Nilpferd" ist für jeden Fan der schnellsten Fäuste der Filmgeschichte, der über einen DVD-Player verfügt, ein absolutes Muss!