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Wäre nicht der dämliche Reporter aufgetaucht, die forensische Anthropologin Temperance Brennan wäre rundum zufrieden. Die Studentengruppe, die sie für eine ausgefallene Kollegin bei archäologischen Ausgrabungen auf Dewees Island betreut, hat sich als lernwillig und leicht führbar erwiesen. Nur noch ein Tag und der Abschlussbericht trennen sie von der Heimkehr an ihr Institut.
Doch einer der Studenten macht in Gegenwart von Plankton, wie sie den Reporter aufgrund seines überragenden Intellekts nennt, eine Entdeckung, die Tempe Brennan die Heimkehr vergessen lässt. In der präkolumbischen indianischen Begräbnisstätte liegt eine Leiche, die kaum mehr als vier Jahre dort gelegen haben dürfte. Ihre alte Freundin Emma, inzwischen Coroner in dem für die Untersuchung der Leiche zuständigen Distrikt, betraut Tempe mit den forensischen Arbeiten.
Kaum ist Tempe Brennan in den Fall involviert, wird noch eine Leiche gefunden. Wieder scheint der Unbekannte mindestens mehrere Monate tot zu sein. Und wenige Tage später wird eine dritte Leiche, diesmal in einem Fass im Meer treibend, gefunden. Brennan findet bei allen drei Leichen, die doch vordergründig keinerlei Beziehung zueinander haben, eine merkwürdige Verletzung eines Halswirbels, die sich die erfahrene Anthropologin nicht erklären kann. Gibt es eine gemeinsame Ursache für diese Todesfälle?
Immer mehr deuten die Ermittlungen, die Brennan und der Sheriff durchführen, darauf hin, dass nur ein Täter hinter den Morden zu stecken scheint. Hinzu kommt eine immer länger werdende Liste von verschwundenen Personen im Distrikt. Treibt ein Serienmörder sein Unwesen oder gibt es eine andere Erklärung? Da auch ihr Freund Ryan zu Besuch kommt und ihr Ex-Mann Pete ebenfalls in die Ermittlungen eingreift, wird es für Brennan immer schwieriger, einen klaren Kopf zu behalten und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Der neunte Kriminalroman der forensischen Anthropologin, Professorin für Anthropologie und Autorin Kathleen "Kathy" Joan Reichs ist eher von der beschaulichen Sorte. Es wird kaum spannend, immer wieder kommen Zufälle hinzu, die unglaubwürdig sind und den Verlauf der Ermittlungen sehr viel stärker beeinflussen als die Spürnase von Tempe Brennan. Auch ist der private Faktor deutlich überreizt. Ihr Ex-Mann, ihr jetziger Lebenspartner und eine alte Freundin, die schwer krank ist, als Coroner - das ist einfach ein wenig zu viel des Guten. Und der Täter ist viel zu früh bekannt und im Grunde genommen chancenlos. Nur durch die Dummheit der Heldin kommt es zu einem, allerdings sehr schwachen, Showdown, auf den man besser verzichtet hätte.
Zudem erwartet die Fans der Hörbuchreihe ein schwerer Schock. Die auf diese Rolle gebuchte fantastische Sprecherin Hansi Jochmann hat abgesagt. Sie will nie wieder einen Krimi und schon gar nicht einen von Reichs vortragen. Diese Entscheidung ist ihr zuzubilligen, doch macht es dieses Hörbuch zu einem für die Hörer wie für die Ersatzfrau schwierigen Unterfangen.
Der Hörer vermisst von der ersten Minute an den trockenen Humor von Hansi Jochmann, ihre göttlich vorgetragenen lakonischen Bemerkungen, die erst durch ihren Ton zu wirklich bemerkenswerten Sätzen wurden. Doch auch die nun engagierte Sprecherin, bekannt als Forensikerin aus einer Fernsehserie, steht vor einer unlösbaren Aufgabe. Sie soll einer Ikone folgen, einer in höchsten Tönen gelobten Sprecherin, die diese Rolle mehr als prägte, die sie fast neu erfunden hat.
Und so kommt es anfangs zum erwarteten Desaster. Der Hörer ärgert sich über die viel zu harmlos klingenden Sätze, den fehlenden Sarkasmus, die mangelnde Reife der Stimme. Zu jung, zu blass, zu wenig akzentuiert.
Doch wer Fairness walten lässt und versucht Hansi Jochmann auszuklammern und objektiv nur die Leistung von Gesine Cukrowski zu betrachten, der muss feststellen, dass sie aus einer mittelmäßigen Vorlage ein relativ unterhaltsames Hörbuch macht. Und zum Schluss hin kann man klar heraushören, dass sie sich in ihre Rolle hinein gefunden hat und sie ausfüllt. Vielleicht ist ja ihre Vorstellung im nächsten Hörbuch von Kathy Reichs so perfekt, wie die von Hansi Jochmann - es ist ihr zu gönnen.