Der ferne Osten stellt für viele Europäer etwas Faszinierendes, Geheimnisvolles dar. Auch Olivier Föllmi, mehrfach preisgekrönter Fotograf aus Frankreich, hat sich von Asien inspirieren und verzaubern lassen, als er viele Monate lang verschiedene Länder des Kontinents bereiste, um Fotos für seinen neuen Bildband zu sammeln. Unter diesen Ländern befinden sich China, Japan, Korea, Indonesien, Vietnam, Tibet und Myanmar.

Nach einem Vorwort von José Fréches, der sich über die Vielfalt Asiens auslässt, kann man die großformatigen Fotokunstwerke bestaunen, die ebendiese Vielfalt wunderbar einfangen. Natur- und Architekturaufnahmen wechseln sich ab mit Portraits, prunkvolle goldene Pagoden hat der Fotograf ebenso eingefangen wie minimalistische Zen-Gärten, kleine Kinder ebenso wie Greise, Fotografien des Meeres treffen auf Bilder des Dschungels. Die meisten Fotos nehmen mindestens eine Seite ein, manche eine Doppelseite, und auch ausklappbare Panorama-Bilder finden sich in "Asien". Im Anschluss an die Fotos finden sich ein Nachwort von Olivier Föllmi, der hier seine Reiseeindrücke zusammenfasst, sowie Informationen zu allen Abbildungen und Biographien des Fotografen und seiner wichtigsten Mitarbeiter.

Schon mit seinen Bildbänden "Indien" und "Afrika" hat Föllmi sein enormes Talent dafür bewiesen, den Geist eines Landes beziehungsweise Kontinents einzufangen. Seine Motive weisen einen großen Facettenreichtum auf und alle haben eines gemeinsam: die Kraft und Erhabenheit, die sie ausstrahlen. Selbst wenn man keinen persönlichen Bezug zu Asien hat, berühren die Bilder den Betrachter, denn Föllmi hat das richtige Gespür für die Schönheit des Augenblicks, für ein interessantes Gesicht, eine beeindruckende Landschaft, eine stimmige Komposition. Hier merkt man auch, dass der Autor nicht einfach ein "ahnungsloser" Europäer ist, der mal eben versucht, die Seele eines ihm völlig unbekannten Ortes einzufangen. Föllmi hat sich fachkundige Unterstützung gesucht, lebte zudem mehr als zwanzig Jahre lang unter buddhistischen Völkern im Himalaja.
Als kleinen Kritikpunkt könnte man anmerken, dass Asien nur von seinen schönen Seiten gezeigt wird - das Elend, die Probleme, all die Schattenseiten wurden nicht abgelichtet. Doch dies lag auch nicht in der Absicht des Künstlers, wie man sieht, wenn man sich den Originaltitel des Buches anschaut, der "Hommage à l?Asie" lautet. Föllmi wollte kein authentisches, differenziertes Portrait Asiens erschaffen, sondern eine Hommage, eine kleine Liebeserklärung an diesen exotischen Kontinent.

Neben der Schönheit der Fotos überzeugt auch deren "Verpackung". Der Bildband kommt in einem großen Format daher, bringt so die Fotos mit all ihren Details perfekt zur Geltung, die auch durch ihre hohe Druckqualität bestechen. Der stolze Preis von knapp fünfzig Euro ist damit absolut gerechtfertigt.

"Asien" ist ein prächtiger Fotoband, der die Vielfalt des Kontinents wunderbar visualisiert. Olivier Föllmi bringt mit seinen ausdrucksstarken, bewegenden Bildern, von denen jedes einzelne mehr als nur einen Blick wert ist, ein Stück des fernen Ostens in deutsche Wohnzimmer.