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Mainstream ist schön und gut, aber hin und wieder sucht man als Filmfan auch nach Neuem, Frischem, Außergewöhlichem, das aus der Reihe tanzt. Fündig wird man meist im Independent-Sektor. Einen Überraschungshit aus diesem Bereich legt Dark Shadow Films in einer gut ausgestatteten Special Edition auf zwei DVDs vor. Der Film: Peter Kollers Langfilmdebüt, die abgedrehte Killergeschichte "Auf bösem Boden".
Ein romantisches Liebespaar sind Romeo (Aleksandar Petrovic) und Julia (Birgit Stauber) nun wirklich nicht: Sex ist ihr beherrschendes Beziehungsideal, wilder, ungehemmter, beinahe sadomasochistischer Sex. Die beiden wollen sich in ein Loft im Obergeschoss einer heruntergekommenen Fabrik einmieten, was zunächst auch zu funktionieren scheint. Doch leider stellt sich heraus, dass der Makler (Faris Endris Rahoma) wahnsinnig ist: Er versucht Romeo bei der Geldübergabe mit einem Messer zu erstechen. Der rüpelhafte und aggressive Angegriffene lässt sich das nicht gefallen und macht dem Makler den Garaus. Aber wie sagt man so schön: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein - oder steckt darin fest. Denn beim Verscharren der Leiche wird Romeo vom Komplizen des Maklers, dem namenlosen Gestörten (Kari Rakkola), entdeckt. Kurz darauf ist Romeo bis zum Kopf im Boden eingebuddelt und damit den Wutausbrüchen seines Peinigers hilflos ausgeliefert. Kann Julia ihren Freund aus der verzwickten Lage befreien? Und wichtiger noch: Will sie das überhaupt?
Kein Geld, keine Filmausbildung, aber einen Traum vor Augen: So beschreibt sich Regisseur Peter Koller in dem auf der Bonus-DVD enthaltenen Making-of selbst. Der Österreicher verfilmte mit minimalem Budget und unzähligen freiwilligen Helfern sein eigenes Drehbuch. Das Ergebnis: "Auf bösem Boden". Alle Mühen und die 30.000 Euro von seinem Ersparten, die Koller in den Film gesteckt hat, haben sich gelohnt. Dieses Debüt ist tatsächlich kein gehyptes Billigfilmchen geworden, sondern ein ganz ansehnlicher Weirdo-Streifen mit Herz. Bemerkenswert ist der professionelle Look, den der Film trotz geringen Budgets ausstrahlt. Von der Farbgebung über den Schnitt bis hin zu den Effekten und dem Sounddesign: Das alles wirkt aus einem Guss, treffsicher konzipiert, einwandfrei umgesetzt. Dieser qualitative Anspruch zeigt sich auch in den Schauspielern, allen voran im herrlich wahnsinnig agierenden Kari Rakkola, der den Gestörten spielt. Die Geschichte selbst ist eine wirre Mischung aus Serienkillerfilm mit komödiantischen Ambitionen, wobei letztere doch manchmal etwas gezwungen wirken. Gut gefallen dagegen die Anspielungen auf Italowestern, denen Koller ganz offensichtlich eine Hommage angedeihen lassen wollte. Insgesamt ist "Auf bösem Boden" kein auf der ganzen Linie überzeugender Film, aber immer wieder im Hinblick auf das fehlende Geld ein augenzwinkernder, herrlich verrückter und politisch unkorrekter Paukenschlag eines talentierten jungen Mannes, der zeigen will, dass er Filme machen kann. Freunde der unkonventionellen Unterhaltung und des bitterbösen Humors dürfen also mehr als nur einen Blick riskieren - und hoffen, dass Koller mit "Auf bösem Boden" ein Einstand gelingt, der ihm in der Filmwelt weitere Türen und größere Budgets eröffnet.
Die Doppel-DVD von Dark Shadow Films, die in einem Hochglanzschuber steckt, ist tadellos und genau passend zum Film. Bild und Ton sind - gemessen an der Art der Produktion - gut, besonders positiv aber ist die Bonus-DVD zu erwähnen. Diese beinhaltet ein knapp neunzigminütiges (!) Making-of, das die Entstehung des Films in allen Einzelheiten erläutert. Dazu gibt es Outtakes, nicht verwendete Szenen, ein sinnfreies, aber spaßiges Kameraklappen-Feature und Kollers Kurzfilm "Skrypt", der die filmischen Anfänge des Österreichers ins Blickfeld rückt. Außerdem am Start: ein Booklet mit weiteren Informationen zum Dreh. Sehr gut ausgestattet also, an der Präsentation sollte der Film sicher nicht scheitern.
Fazit: Verrückt, brutal, voller Herzblut und irgendwie ziemlich gut - ein Wunder, dass "Auf bösem Boden" so etwas gedeihen kann.