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 Kommissarin Lund, Folge 1: Kommissarin Lund

Das Verbrechen


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Ein Kriminalfall pro Serienfolge - so sieht das Konzept der meisten Krimiserien im Fernsehen aus. Nicht bei "Kommissarin Lund - Das Verbrechen": Hier dauert die Auflösung des Falles ganze zehn spielfilmlange Folgen lang, in Dänemark wurde die Serie sogar in zwanzig entsprechend halb so langen Folgen ausgestrahlt. Edel Motion veröffentlicht die von Kritikerlob überschüttete Koproduktion des ZDF und des Dänischen Rundfunks in Form von zwei DVD-Boxen. Box eins enthält die Folgen eins bis fünf.

Es soll der letzte Arbeitstag für Kommissarin Sarah Lund (Sofie Gråbøl) von der Kopenhagener Polizei sein: Verabschiedung, Übergabe an ihren Nachfolger, letzte Worte - das Übliche eben. Am Abend will Lund mit ihrem Sohn zu ihrem Lebensgefährten Bengt (Johan Gry) nach Schweden ziehen, um dann dort zu leben und für die Stockholmer Polizei zu arbeiten. Doch alles kommt anders: Als Lund mit ihrem Nachfolger, dem hitzköpfigen Jan Meyer (Søren Malling), eine Routineüberprüfung eines Kleidungsfundes in einem Waldstück übernimmt, erwächst daraus ein höchst undurchsichtiger Kriminalfall um ein unvorstellbar grausames Verbrechen: Eine 19-jährige Schülerin namens Nanna Birk Larsen wird im Laufe desselben Tages ermordet aufgefunden. Untersuchungen ergeben, dass die junge Frau misshandelt und mehrfach vergewaltigt wurde, bevor der Täter sie im Kofferraum eines Autos einsperrte, um sie dann mitsamt dem Wagen im Fluss zu versenken - lebendig, zum Ertrinken verdammt. Höchst brisant an der Sache ist, dass das Auto zur Mietwagenflotte des Lokalpolitikers Troels Hartmann (Lars Mikkelsen) gehört, der sich gerade mitten im Wahlkampf um das Oberbürgermeisteramt von Kopenhagen befindet.
Im Handumdrehen sehen sich Lund und Meyer mit einem verworrenen Fall konfrontiert, bei dem sie von allen Seiten unter Druck stehen: Hartmanns Wahlkampfleute drängen darauf, sofort Klarheit zu haben, wie ihr Auto in die Sache hineingeraten konnte, die Eltern des ermordeten Mädchens wollen Gerechtigkeit, der Polizeipräsident will schnell Ergebnisse sehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Meyers draufgängerische Ermittlungsmethoden ganz und gar nicht mit Lunds kühlem, bedachtem Untersuchungscredo vereinbaren lassen. Als erste Verdächtige auftauchen und Theis Birk Larsen (Bjarne Henriksen), Nannas Vater, mit dem Gedanken der Selbstjustiz spielt, droht der Eklat - doch so gern alle eine Auflösung hätten, diese lässt sich weder mit Gewalt noch durch die komplizierten Ermittlungen herbeiführen. Lund und Meyer arbeiten bis zur Erschöpfung, und der Umzug nach Schweden muss wohl noch warten - bis der Mörder gefasst ist …

Ein Konzept, bei dem man als Zuschauer zehn Wochen lang am Ball bleiben muss, um nichts zu verpassen, ist in einer Zeit der schnelllebigen Fernsehunterhaltung für die Produzenten und die Sendeanstalten ein gewisses Risiko, zumal Fortsetzungsgeschichten nicht immer die erwarteten Einschaltquoten bringen. Bei dieser dänisch-deutschen Koproduktion hat sich das Risiko ganz offensichtlich gelohnt: astronomische Einschaltquoten im dänischen Fernsehen, eine Nominierung für den internationalen Emmy-Award, Lob und Beifall von Kritikern und Zuschauern. Und das kommt nicht von ungefähr, denn hier haben die Verantwortlichen einfach alles richtig gemacht. Die Schauspieler sind großartig; sie füllen ihre Rollen glaubwürdig und hingebungsvoll mit Leben. Das Serienskript, größtenteils aus der Feder von Søren Sveistrup, ist fesselnd und birgt Wendungen zuhauf - und verarbeitet zudem das heikle Verhältnis zwischen Politik und Verbrechensaufklärung in einer subtilen, jederzeit überzeugenden Handlung. Der hauptverantwortliche Regisseur Birger Larsen sorgt für den Rest, indem er die Serienfolgen als dramatischen Wettlauf mit der Zeit und zugleich als stetigen Kampf zwischen Gewissen und Gerechtigkeit inszeniert. Kurz und gut: "Kommissarin Lund - Das Verbrechen" ist Fernsehunterhaltung, wie sie packender kaum sein könnte. Hier wird keine Massenware geboten, sondern etwas ganz Großes, nicht weniger als ein Ereignis, das von der ersten Minute an in der Liga von "Für alle Fälle Fitz" oder sogar "Twin Peaks" spielt. So viel ist klar: Sicher könnte man einige Überraschungen weglassen, einige Verdächtige weniger untersuchen, die Serie um einige Folgen kürzen - aber wer erst einmal einen Blick riskiert hat, wird keine Sekunde missen wollen, denn so viel Gefühl, so atemlose Spannung, so düster-poetische Bilder und so präzise definierte Charaktere wird man nicht oft in einer Krimiserie erleben dürfen. Wer etwas davon im Fernsehen verpasst hat, bekommt nun die Gelegenheit, sich das nicht entgehen zu lassen.

Edel Motion bringt die zehnteilige Serie in zwei DVD-Boxen mit jeweils fünf Folgen auf den Markt. Das Bild der DVDs der ersten Box überzeugt mit scharfen Konturen und einem guten Kontrast, durch den auch in den vielen dunklen Szenen kein Detail verloren geht. Der Stereoton ist wuchtig, bringt aber naturgemäß wenig Dynamik mit sich. Neben den ersten fünf Folgen beinhaltet diese Box auf der letzten DVD auch ein kurzes Making-of zur ersten Folge, einige Interviews sowie eine etwas längere Featurette zum Casting, die den meisten Informationsgehalt bietet.

Fazit: Mitreißende, intelligente und hervorragend gespielte Krimikost aus Dänemark - einfach kaufen und genießen!

Marc Zeller



DVD | Disc-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. Oktober 2008 | FSK: 12 | Laufzeit: 570 Minuten | Originaltitel: Forbrydelsen | Preis: 29,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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