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 Argument und Argumentation

Logische Grundlagen der Argumentationsanalyse


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Preis - Leistungs - Verhältnis


Argumente und Argumentationen gelten als Zeichen eines kultivierten Dialogs. Man erwartet sie von gebildeten Menschen und denkt, dass man sie in der Schule und den Universitäten lernt.
Klaus Bayer stellt in seinem Buch Formen und Situationen des Argumentierens vor. Aber er beschränkt sich nicht auf die innere Struktur von Argumenten, sondern betrachtet auch deren soziale Funktionen. Dabei zielt er vor allem auf die Analyse von Argumenten und Reden, will also vor allem aufklären.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil werden Grundlagen des Argumentierens erörtert. Das sind zum einen biologische, beziehungsweise neurophysiologische, zum zweiten kognitive und zum dritten soziale Bedingungen. Gerade auf die sozialen Bedingungen zielt Bayer besonders ab. Was herauskommt, ist eine Schelte. Eine Schelte, die nach beiden Seiten zielt: auf die der unreflektierten Gläubigkeit an die Logik, aber ebenso auf die der Ablehnung jeglicher Systematizität. Argumente sind, so Bayer, begrenzt, doch nichtsdestotrotz sinnvoll. Wird also ein "Verlust des Argumentierens" diagnostiziert, wird die Fragmentierung der Welt durch die Massenmedien, die Verschlagwortung der Politik, schließlich die argumentlose Ideologisierung universitären Wissens geschmäht, wird also die Entrationalisierung als Gefahr gekennzeichnet, so wird den Argumenten doch nicht die Rationalität zur Seite gestellt. Letzten Endes müssen die Kreativität, der persönliche Geschmack, die Solidarität dort eingreifen, wo Argumente ihre Grenzen finden.
Der zweite Teil führt die Innenstruktur von Argumenten auf. In einem ersten Abschnitt zeigt der Autor, welche semantischen und kommunikationstheoretischen Aspekte beim Argumentieren eine Rolle spielen. Hierzu zählen die Unterscheidung von Formulierung, Aussage und Sachverhalt, die Unterscheidung von Objektsprache und Metasprache, die Unterscheidung von Referenz und Prädikation, und so fort. Im zweiten Abschnitt werden logische Analysen von Argumenten vorgestellt. Um ein Argument plausibel zu machen, müssen die Prämissen zugleich haltbar und relevant sein. Um etwa den Immobiliencrash zu erklären, kann das Blühen von Blumen nicht relevant sein, während die Prämisse, dass die Wirtschaft all dies getan hätte, um zu gesunden, nicht haltbar ist.
In den weiteren Abschnitten des zweiten Teils werden die beiden Grundformen des Arguments vorgestellt: deduktive und induktive Argumente. Abschließend geht der Autor auf das Analyseschema von Toulmin ein.
"Argumentieren in sozialen Situationen" nennt sich der dritte Teil. Hier werden ausgesuchte Artikel, Gespräche und Reden mit dem vorher dargestellten Handwerkszeug analysiert. Die Analysen führen hier nicht zu einer Positionierung, sondern nur zu den Problemen in Dialogen, zu den impliziten normativen Tönen sich als objektiv darstellender Artikel oder zu der Mitwirkung von Weltbildern an Alltagsargumentationen. Die Argumentationsanalyse ist also nicht darauf bedacht, eine Ansicht zurecht zu rücken, sondern Einflüsse in einer jeweiligen Diskussion explizit zu benennen.

Bayers Buch abzuschätzen, ist nicht einfach. Argumentationsanalysen muss man selbst gemacht haben, um ihren Wert und ihre Grenzen zu erkennen. Vor allem muss man aushalten können, dass teilweise hitzige Debatten nicht aufgelöst werden, und dass die Erkenntnisse, die man aus deren Analyse zieht, recht trocken sind. Doch genau dies sollte man an dem Buch auch schätzen: Es ist trocken, teilweise mager in seinen Ergebnissen und genau aus diesem Grunde wissenschaftlich.
Die hitzige Schelte der heutigen Kultur, die Bayer im ersten Teil vorträgt, wird noch in ihren Argumenten so relativiert, dass sich dazwischen ein reflektierter und kreativer Mittelweg aufzeigt. Alles, was danach kommt, ist Anwendung und Einübung in die Analyse und muss Schritt für Schritt vollzogen werden. Insofern lässt sich das Buch nicht rasch durchlesen. Es sei denn, man hat sich schon mit Argumentationen längere Zeit beschäftigt.
Da der Autor aber klar und plastisch schreibt, da er selbst ein Könner der wissenschaftlichen Argumentation ist, wird der Leser nicht eine Sekunde lang im Unklaren gelassen.
Man mag sich wundern, dass ein Buch so unterschiedliche Aspekte wie eine scharfe Diagnostik des Zeitgeistes und analytische Zurückhaltung, teilweise bissige Polemik und die Suche nach einem ausgewogenen Weg, Kreativität und Strenge im Denken vertritt. Doch genau das findet man hier, und das in einer sinnvollen, nachvollziehbaren Mischung.
Es gibt andere hervorragende Bücher zu Logik und Argumentation. Quine, Salmon und Toulmin sind hier zu nennen, die auch Bayer zitiert. Mit Sicherheit aber ist Bayers Buch das aktuellste, das unterhaltsamste und auch das mutigste. Es lohnt sich also, dieses Buch zu kaufen und gründlich zu studieren.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2007 | ISBN: 9783525265475 | Preis: 24,90 Euro | 246 Seiten | Sprache: Deutsch

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