Die Queste der Magierin Chandra scheint zu einem unglücklichen Ende gekommen zu sein. Zusammen mit ihren übrigen Begleitern steht sie vor Gericht, angeklagt schwerer Verbrechen, die weder sie noch einer ihrer Begleiter begangen hat. Als sich auch noch herausstellt, dass jemand, dem sie ihr Leben anvertraut hat, von der Gegenseite bestochen wurde und gegen sie aussagen wird, scheint ihre Situation ausweglos. Dennoch wagt Chandra das schwere Unterfangen, sich im Namen der Zwölfgötter den Freispruch zu erkämpfen.

"Aufs Schafott" ist der fünfte und letzte Teil der DSA-Novellenreihe "Der Kristall von Al'Zul", welche die Queste einer Söldlingstruppe in der Wildermark des Neuen Reiches erzählt. Alle fünf Bände der Reihe wurden von verschiedenen Autoren geschrieben, bei denen man zumindest von vieren weiß, dass sie mit der Welt Aventurien bestens vertraut sind. Florian Don-Schauen, der Autor des vorliegenden letzten Beitrags und seines Zeichens Chefredakteur von "Das Schwarze Auge", gehört auf jeden Fall dazu. Dennoch unterscheidet sich "Aufs Schafott" von seinen Vorgängern: Während diese jeweils aus der Perspektive eines Mitglieds der agierenden Heldengruppe geschildert wurden, ist der fünfte Band ausschließlich in der dritten Person verfasst. Dieses Vorgehen ist nicht nur etwas befremdlich, weil es einen Bruch in die bisherige Erzählnorm der Geschichte reißt, sondern auch unnötig. Betrachtet man das Titelbild, kann man als aufmerksamer Leser problemlos Rückschlüsse auf die Kernfigur dieses Bandes ziehen, wenngleich die optische Darstellung nicht ganz mit der textlichen Beschreibung des Charakters übereinstimmt.

Abgesehen davon ist auch der abschließende Band sehr angenehm geschrieben und wartet mit einem schönen und stellenweise überraschenden Finale auf. Leider werden am Ende nicht alle Fragen, die sich dem Leser stellen, geklärt, sodass diverse Aspekte der Geschichte problemlos in eine mögliche Fortsetzung münden könnten.

Das abschließende Fazit ist im Rückblick auf die gesamte Reihe verfasst: "Der Kristall von Al'Zul" ist ein sehr interessantes Test-Projekt der DSA-Redaktion. Die Idee, eine Geschichte über mehrere dünne Bände in regelmäßigem Abstand zu veröffentlichen, ist keineswegs neu, sondern beispielsweise durch Stephen Kings "The Green Mile" sowie diverse Heftromanserien erfolgreich erprobt. Leider treten bei "Der Kristall von Al'Zul" einige Faktoren zutage, die den erhofften Erfolg der Reihe allzu stark ausbremsen. Als erstes wäre - wie bereits in den vier vorangegangenen Rezensionen - der mit fünf Euro pro Band entschieden zu hohe Preis zu nennen. Zwar kann die DSA-Reihe im Vergleich zu Heftromanen mit solider Bindung und wesentlich besserer Qualität aufwarten, dennoch rechtfertigt dies nicht einen Preis von 25 Euro für einen Roman im Umfang von 300 Seiten - zumal, wenn der Preis für einen "normalen" DSA-Roman derzeit bei etwa 9 Euro liegt. Zum anderen wird sich die Reihe, da sie nur im Fachhandel oder online zu erwerben ist, nicht großartig von anderen DSA-Produkten unterscheiden. Eine Verbreitung über diese beiden Möglichkeiten hinaus - zum Beispiel in Bahnhofsbuchhandlungen - hätte eventuell mehr Erfolg gehabt.

"Der Kristall von Al'Zul" hat als aventurische Erzählung auf jeden Fall Potential - das geht schon aus der Riege der beteiligten Autoren hervor. Leider ist nur die Art der Darbietung nicht optimal gewählt, alleine der hohe Preis wird viele potentielle Käufer abschrecken. Es bliebe zu wünschen, dass dieses Konzept noch einmal überdacht und gegebenenfalls modifiziert wird, um mehr Käufer anzuziehen. Auch eine Neuveröffentlichung als kompletter Roman sollte nicht ausgeschlossen werden, ebenso wenig wie eine mögliche Fortsetzung. Jedenfalls wäre es eine Schande, diese schöne Geschichte nur aufgrund ihrer unglücklich gewählten Publikationsform in Vergessenheit geraten zu lassen.

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