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Die Darstellung des Menschen ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon 20.000 Jahre vor unserer Zeit finden sich erste Darstellungen des Menschen geformt aus Ton und selbst der nicht-sesshafte Steinzeitmensch fertigte Tonfiguren an und brannte diese. Figurenkeramik anhand von verschiedenen Tonfiguren und Figurentypen der Vergangenheit erschließen, möchte Manuela Casselmann, die auch Ethnologin und Geografin ist. Sie zeigt, wie man figürliche Arbeiten in Ton fertigt, Menschen-, aber auch Tierdarstellungen.
Nach einem Vorwort und einer Einleitung geht die Autorin auf die figurale Tonplastik seit der Frühzeit der Menschheit bis heute ein. In einem Überblick stellt sie Figurentypen verschiedener Regionen vor: Es werden Beispiele europäischer, asiatischer und afrikanischer Keramiken gezeigt.
Arbeitsplatz und Material ist Thema im nächsten Abschnitt: Welche Tonmasse ist geeignet und welche Arbeitsgeräte und Hilfsmittel werden benötigt, um die Tonfiguren herzustellen? Danach geht es auch schon um die Gestaltung der Figuren. Die Gefäßkeramik wird dabei gesondert behandelt, also Figurenkeramiken, die gleichzeitig als Gefäß dienen. Dem folgen Abschnitte über Proportionen, das Gleichgewicht der Figur, Abstraktion und Reduktion und die bildhauerische Gestaltung.
Eine zentrale Rolle in der Figurenkeramik spielt der Kopf. Was gilt es zu beachten, wenn Auge, Nase, Mund und Hals gestaltet werden und welche Verfahren gibt es? Hat man die Figur geformt, ist man mit dem Gestaltungsprozess noch nicht am Ende, denn jetzt wird die Oberfläche bearbeitet, es wird geritzt, aufgeraut, poliert; Engoben und Glasuren werden aufgetragen. Anschließend muss die Figur trocknen, bevor sie dann im Ofen gebrannt wird.
Das Buch bietet einen guten Einblick in die Figurenkeramiken verschiedener Völker und Kulturen. Die Karte zeigt sowohl das örtliche als auch das zeitliche Vorkommen. Einzelne Figuren, die sie selbst den antiken Keramiken nachempfunden hat, zeigt die Autorin auf Fotos und erläutert Unterschiede und Gemeinsamkeiten in einigen Sätzen. Auch Informationen über den Fundort der Ursprungsfigur, Zeit des Fundes, Oberflächenbehandlung, Brandart und -temperatur fügt sie hinzu. Im Vergleich hierzu sind die Angaben zu Arbeitsmaterial und -geräten mit drei Seiten nicht so umfangreich.
Anschließend stellt Manuela Casselmann verschiedene Techniken vor und erläutert diese ausführlich in einzelnen und gut nachvollziehbaren Schritten. Hierzu gehören die Kugel- oder Überformtechnik, die Plattentechnik und die Spiralwulsttechnik. Der Leser lernt in diesem Abschnitt alles Nötige, um eigene Figuren zu fertigen, angefangen vom Schneiden des Tons vom Tonblock über das Glätten der Übergänge bis zum Herausarbeiten der Feinheiten und der Details. Eher am Rande behandelt werden dagegen die Themen Glasur und Brennen.
Das Buch ist wie üblich im Englisch Verlag großzügig mit professionell angefertigten Fotos versehen. Viele gehen über eine dreiviertel oder sogar eine ganze Seite. Sie zeigen die fertigen Figuren und die Arbeiten im Herstellungsprozess; die Arbeitsmittel und -geräte und auch die einzelnen Arbeitsschritte sind gut durch zahlreiche Abbildungen wiedergegeben.
Das Buch ist empfehlenswert für alle, die sich mit dem Thema Figurenkeramik in der Tiefe beschäftigen möchten, und die sich für die historischen Hintergründe interessieren. Es bietet eine Fülle von Materialien. Die Herstellung und das Nacharbeiten der Figuren werden sehr detailliert beschrieben und bieten Anregungen für die eigene künstlerische Arbeit in Ton. Es werden sowohl eher abstrakte Figuren vorgestellt, die auch von Anfängern leicht nachgebildet werden können, als auch sehr komplexe und feingliedrige oder mehrteilige Figurenkeramiken, die schon ein gewisses Können und Vertrautheit mit dem Material erfordern.