Gesamt |
|
Anspruch | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Märchen müssen nicht immer in einem Märchenreich spielen, manchmal reicht auch Schweden. "Hoppet" ist ein Kinderfilm über ein Leben in einem fremden Land, über Hochsprung und einen kleinen Kampf der Kulturen.
Azad und sein großer Bruder Tigris leben irgendwo im Mittleren Osten und finden Hochsprung super - das große Vorbild vom kleinen Azad ist Kajsa Bergqvist, die schwedische Leichtathletin. Als die beiden Jungs in den Bergen oberhalb ihres Dorfes trainieren, wird das Dorf bombardiert. Dadurch bekommt Tigris ein Trauma, das ihn verstummen lässt.
Ein paar Jahre später versucht die Familie der beiden nach Deutschland auszureisen, man bekommt aber nur Tickets für Azad und Tigris. Durch einen Betrug der Schlepperbande landen die beiden mit ihrem Onkel in Schweden und müssen nun in der falschen Familie leben und sich auf ein neues Leben einstellen, auf ein kaltes Land und blonde Menschen, die Schweinefleisch essen.
Azad lernt schnell Schwedisch, möchte gern hoch springen, muss sich aber natürlich auch um Tigris kümmern und mit seiner scheinbaren neuen Mutter klar kommen.
Und so hopst der Film von einem Problem zum nächsten, schneidet vieles an und vollendet fast nichts - außer, dass es am Ende ein märchenhaft überkitschtes Ende gibt. Natürlich darf man Märchen erzählen, aber hier gelingt das nicht so richtig. Wenn man ein Märchen erzählen will, dann sollte man es nicht in eine reale Welt einbauen und damit deren Probleme relativieren. Denn ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema Asyl gelingt nicht, dafür ist der Film viel zu weichgespült. Aber ein gutes Märchen klingt eben auch anders. Hier ist so viel gewollt, aber nichts passt richtig zusammen. Da gibt es einen netten Mentor in Form eines Hot Dog-Standbesitzers, der ein bisschen zaubern kann, dort den fiesen Schulobermotz, der natürlich zuletzt Azads Freund wird und ihm weiterhilft, und natürlich gibt es auch Mädchen, in das sich Azad verlieben darf, aber natürlich nur ein bisschen. Und natürlich taucht Kajsa Bergqvist auch noch im Film auf, wahrscheinlich musste es unbedingt Hochsprung sein, weil sie bereit war mitzuspielen. Da sind so viele Klischees, die aus dem Fernseher triefen, so viel politisch korrekte Langeweile, dass der gut gemeinte Film letztlich nur etwas mehr nett gemachtes und schlecht gedachtes Kino für Kinder ist. Ein weiteres Beispiel, dass für Kinder intelligente Filme nicht auf der Tagesordnung stehen - dann schon lieber verharmlosende nette Filmchen, die viele Probleme und Schwierigkeiten nur andeuten, euphemisieren, keine Realität zeigen - aber so tun, als würden sie genau diese zeigen.
Schade um die Spielfreude der jungen Darsteller, schade um das wichtige Thema, schade um einige hübsche Bilder - leider ein Film, den man nicht braucht.