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Es gibt viele Bücher über Kunst - und einige wenige, die selbst Kunst sind. Zu diesen zählt "600 schwarze Punkte", ein Pop-up-Buch, das beim Blättern kühne Konstruktionen aus Papier und dünner Pappe entstehen lässt.
Neun oder, je nach Interpretation, zehn Popup- oder anderweitig bewegliche Elemente bietet das Buch. Den Anfang machen 45 mit je zwei Punkten versehene weiße "Grashalme", die sich beim Aufklappen im Bogen dem Betrachter entgegenstrecken. Das in der nächsten Doppelseite zunächst verborgene komplexe Gerüst ist eine Hommage an den Künstler Piet Mondrian und enthält natürlich eine Menge Möglichkeiten zum Verbergen schwarzer Punkte.
Auf diese abstrakte Figur folgt ein Baum, der sich vor den Augen des Betrachters allmählich entfaltet und statt Früchten oder Blättern eine Anzahl schwarzer Punkte trägt. Ihm schließt sich ein farbenfrohes, mit schwarzen Punkten geschecktes Fantasiewesen an.
Blättert man hierauf um, so öffnet sich überraschenderweise keine neue Figur. Auf der linken Seite stößt der Betrachter auf eine durchdachte Anordnung von ineinander verschachtelten Pappklappen mit unterschiedlicher Textur, Farbe und Ausstanzung, sodass beim "Öffnen" verblüffende Effekte entstehen und mancher schwarze Punkt möglicherweise zunächst der Zählung entgeht. Auf der rechten Seite präsentiert sich ein "löchriges" Gitter aus schwarzen und andersfarbigen Punkten. Zwei Laschen ermöglichen das Verschieben der unter den Löchern gelegenen Punkte in zwei Richtungen und somit das Auftauchen und Verschwinden weiterer schwarzer Punkte.
Die nächste Doppelseite enthält wiederum eine aparte dreidimensionale Figur, einen komplexen gelben, schwarzstämmigen Baum, an dem, nicht gerade unerwartet, etliche schwarze Punkte hängen.
Zwei fröhlich bunte, Pagoden-ähnliche, jedoch runde, mit unterschiedlich großen schwarzen Punkten übersäte Türme entklappen sich auf der sich anschließenden Doppelseite. Ihnen folgt eine prachtvolle, verästelte Pflanze - und, was schwarze Punkte angeht, eine kleine Überraschung.
Den Abschluss macht ein riesiges Feuerwerk!
Ausdrücklich wendet sich dieses Buch an "Neugierige und Tüftler jedes Alters", wobei natürlich darauf zu achten ist, dass sich dünne Pappe noch nicht für kleine Hände und Finger eignet, die alles zerlegen wollen. Sobald ein Kind jedoch in einem Alter ist, in dem es begreift, dass Papier als Werkstoff und filigrane Kunstwerke wie Kartenhäuser empfindlich sind, bietet sich dieses kurzweilige Buch an - anfangs vielleicht unter Aufsicht, zumal das Zählen nicht immer ganz einfach ist. Kinder, die Spaß an Zahlen haben, werden begeistert einige Zeit ins Auffinden der schwarzen Punkte investieren. Wie viele von diesen pro Doppelseite versteckt sind, ist immer angegeben: Ein witziger Reim stellt nicht nur das Kunstwerk selbst vor, sondern auch die Anzahl der offen oder versteckt darin und daran befindlichen schwarzen Punkte.
Die geradezu genialen Konstruktionen faszinieren in der Tat auch Erwachsene. Man wird es zu schätzen wissen, dass sich diese sensiblen Gebilde nicht nur einwandfrei entfalten, was verblüffend genug anmutet, sondern auch beim Weiterblättern problemlos wieder zusammenklappen. Bei einigermaßen sorgfältiger Behandlung sollte das Buch also eine ganze Weile halten, zumal das verwendete Material hochwertig ist.
Zu dem Vergnügen, das das Betrachten dieses Buchs bereitet, tragen auch die schönen, satten, kräftigen Farben bei, neben Schwarz und Weiß lediglich Rot, Gelb und Blau in ansprechender, dem jeweiligen Motiv angepasster Kombination.
Ganz billig ist das liebevoll gemachte Buch nicht, doch das darf angesichts der sehr komplexen Pop-ups und der Materialqualität nicht verwundern - es ist seinen Preis definitiv wert. "600 schwarze Punkte" lädt zum Schauen, Staunen und Rätseln ein. Am meisten Spaß macht die "Lektüre" Kindern und Erwachsenen zusammen: Jeder Betrachter wird neue Details entdecken und sich begeistert darüber austauschen.