Russland, ein riesiges Land, eine interessante Kultur, atemberaubende Landschaften und faszinierende, historische Orte. Wie schön wären da ein Besuch des Landes und ein bisschen Smalltalk mit den Bewohnern! PONS setzt hier an und bietet einen Do-it-yourself Powerkurs, um die russische Sprache zu erlernen, an. Dabei soll das ganze in zehn Lektionen und gerade mal vier Wochen erreichbar sein. Traum oder Fiktion?

Eindeutig Fiktion, aber zuerst einmal die Betrachtung der Arbeitsmaterialien: Das Softcoverbuch mit seinen 174 Seiten ist praktischerweise direkt in einer Schutzhülle eingeschlagen und bietet damit auch Platz, um die beiden dazugehörigen Audio-CDs zu verstauen. Zuerst fällt auf, dass die eigentlichen Lektionen sich nur über etwas mehr als 90 Seiten erstrecken, die nachfolgenden Seiten beinhalten Lektionsvokabeln, Kurzwiederholungen, etwas Grammatik und die abgedruckten Hörtexte zu den CDs. PONS verspricht in vier Wochen Russisch zu lernen und das stimmt so nicht. Wer sich wirklich an die Lektionen setzt und am Ball bleibt, kann durchaus ein paar Brocken Russisch erlernen, (für sich) übersetzen und auch verstehen, aber gerade Anfänger, an die dieses Werk eigentlich gerichtet ist, werden schnell aufgeben. Das Niveau ist einfach zu hoch und die wenigen Seiten, die pro Lektion aufgebracht werden, können die Einzelheiten nicht einmal im Ansatz befriedigend erklären. Der Einstieg erfolgt sehr schnell über ein kurzes Hinhören direkt zur kyrillischen Schrift (in Druck- und Schreibschrift). Den weiteren Fokus legt das Werk auf alltagstaugliche Gespräche, was dann im Endeffekt dazu führt, dass man neben der Beherrschung der Schrift auch einige Brocken übersetzen, erhören und sprechen kann. Die Grammatik kommt dabei aber nur am Rande vor und wird im hinteren Teil auf wenigen Seiten angeschnitten. Das ist wohl kaum anfängertauglich.
Positiv ist die moderne Gestaltung des Lehrbuches. Die erzählte Handlung ist locker und alltagstauglich. So werden zum Beispiel einige interessante Redewendungen eingeworfen, das war es dann aber schon.

Deutlich bemerkbar machen sich die fehlenden Übungen. Von einer oder zwei Übungen beherrscht niemand die vorgestellten Themen, das ist viel zu wenig. Gerade zu Beginn haben Anfänger enorme Probleme, da sie nur eine klitzekleine Übung zum Erlernen des Kyrillischen haben, danach aber massig Kyrillisch vorkommt. Bevor man also zur zweiten Lektion springt, muss man schon das ganze Alphabet beherrschen, um überhaupt lesen (beziehungsweise aussprechen) zu können, was dort steht. Die Alternativen sehen nicht besser aus: Entweder man blättert immer wieder hin und her oder man spricht blind die Worte, wie sie auf der CD gesprochen werden, nach. Beides ist wohl nur bedingt zu empfehlen. Die sinnvollste Alternative ist da wohl die Aussprache über die IPA-Symbole im Anhang, wenn man sie denn schon kennt.

Die CDs sind unübersichtlich gestaltet. Keine Spur von Tracknamen und auch keine wirklich sinnvolle Übersicht über die Inhalte. Es gibt nur im Anhang die Texte von der CD zum Mitlesen, aber übersichtlich ist auch das nicht. Die Idee, Lesen und Hören zu kombinieren, ist ja nicht neu, aber hier ist es einfach unpraktisch umgesetzt. Wenn denn schon im Buch der Hinweis zur Umwandlung in Mp3-Dateien gegeben ist, wäre eine Trackliste doch auch nur logisch. Des Weiteren ist das Sprechtempo für Anfänger viel zu hoch - man kann selbst mit (eingerosteter) Sprachkenntnis an einigen Stellen nicht mehr folgen.

Fazit:
Russisch in vier Wochen im Alleingang? Nicht mit diesem Werk. Der Anfänger dürfte erhebliche Probleme haben hier durchzusteigen und überhaupt einen soliden Anfangsbaustein zu finden. Der Kurs eignet sich wohl eher kurz vor einem Besuch in Russland, aber nur, wenn man die Sprache vorher mit einem anderen Werk gelernt hat. Für Anfänger absolut nicht zu empfehlen (oberflächlich, viel zu wenig Übungen, zu schnelle Sprecher auf der CD), für Fortgeschrittene allerdings eine nette Sache, um ein bisschen modernere Sprachgestaltung in den Wortschatz aufzunehmen.