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Urban Fantasy- oder
Paranormal Romance-Titel dominierten 2008 den Buchmarkt. Jeder Publikumsverlag hat einen oder gleich mehrere Titel aus diesem Bereich im Angebot. Zumeist sind diese Titel relativ einfach gestrickt: junge, gut aussehende Frau verliebt sich in den unendlich erfahrenen, sehr potenten und noch dazu unsterblichen Vampir. Garniert werden diese Romane dann meistens noch mit sehr unpassenden Titeln. Und so verwundert es nicht, dass der vorliegende Roman, der im englischsprachigen Raum unter dem Titel "Touch the Dark" erschien, in Deutschland den ausgesprochen nichtssagenden Titel "Untot mit Biss" trägt.
Cassie Palmer hat ein Problem: Sie ist auf der Flucht - und das leider nicht zum ersten Mal. Gegenwärtig versteckt sie sich in Philadelphia, doch die Großstadt beherbergt nicht nur Menschen. Nein, auch mächtige Vampire, Werwölfe und andere Schattenbewohner fühlen sich im Herzen Amerikas sehr wohl. Dieser Umstand bleibt gewöhnlichen Sterblichen in der Regel verborgen, doch Cassie besitzt ein besonderes Talent, welches sie für den örtlichen Vampirclan sehr interessant macht. In der übernatürlichen Welt werden Menschen wie Cassie als Seherin bezeichnet, entsprechend ausgebildet und eingesetzt. Von diesem Lebensweg hält die sympathische Mittzwanzigerin jedoch nichts und tritt die Flucht nach vor an. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den "Schwarzen Kreis", eine Vereinigung schwarzer Magier und deren Verbündeten, gemacht. So kommt es zu einem unverhofften Wiedersehen und ein offener Kampf zwischen den Rassen bricht aus - im Mittelpunkt: Cassie Palmer ...
Der Titel des Buches führt den Käufer auf eine falsche Fährte: Hier geht es nicht um die bekannten Motive, es handelt sich auch nicht um eine gut gemeinte Kopie der
Sookie Stackhouse-Romane oder vergleichbarer Bücher. Statt dessen versucht der Verlag mit einem ähnlich klingenden Titel die Käuferschaft von den "Biss zum ?"-Romanen anzusprechen. "Touch the Dark" bietet dem Leser eine wesentlich komplexere Rahmenhandlung, wenngleich im letzten Drittel auch erotische Motive vermehrt die Handlung bestimmen. Leider hat es die Autorin verpasst, dem Leser eine umfassende Einführung in die Welt an die Hand zu geben. So erfährt man relativ beiläufig von der Vielzahl von Kreaturen, welche die Welt bevölkern. Hat man sich einmal mit den vielen Namen arrangiert und das System der Erzählung verstanden, wird man mit einem spannenden Plot versöhnt. Bis dahin dauert es allerdings eine Weile und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autorin hier etwas zu viel Input auf den annähernd vierhundert Seiten verarbeitet hat. Schräge Einfälle wie Ludwig XIV oder Rasputin als Untote, stattlich bestückte Tiermenschen und politische Verwicklungen wechseln sich ab. Zum Ende wird es dann noch einmal richtig spannend, die Handlung nimmt spürbar Fahrt auf und das Schicksal der Protagonisten wird zum zentralen Thema. Hier besinnt sich Karen Chance auf ihre erzählerische Stärke und vermag die Handlung zügig voranzutreiben und den Abschluss mit einem offenen Ende zu krönen.
Bei "Untot mit Biss" handelt es sich um einen Roman, an dem sich die Gemüter scheiden.
Paranormal Romance-Fans werden nicht in dem Maße bedient, wie es der Titel suggeriert. Freunde von actionorientierter
Urban-Fantasy werden auch angesprochen, haben jedoch die Qual der Wahl bei den vielen Neuerscheinungen. Karen Chance meint es gut mit ihren Lesern und hat viele Ideen verarbeitet, darunter leidet jedoch die Übersichtlichkeit und die Erzähllänge. Wer darüber hinwegsehen kann, sollte den
Cassie Palmer-Romanen eine Chance geben.