Marron Kusakabe ist sechzehn Jahre alt und eine scheinbar ganz normale Schülerin. Niemand ahnt, dass sie die Wiedergeburt der Heiligen Jeanne D'Arc ist und als solche im Auftrag Gottes Dämonen bekämpft, die es auf die reinen Seelen der Menschen abgesehen haben und Untertanen des dunklen Königs sind. Die Dämonen verstecken sich meist in wertvollen Kunstwerken und okkupieren von dort aus die Seelen ihrer Besitzer. Mithilfe des kleinen Engels Fin, von dem Maron immer wieder an ihre Pflicht erinnert wird, wenn sie aufgeben will, kann das Mädchen die Dämonen aufspüren und sich in die Meisterdiebin Jeanne verwandeln. Wurden die Dämonen besiegt, verwandeln sich die Kunstwerke in kleine Schachfiguren, die Fin an sich nimmt. Weil niemand weiß, welchem Zweck die Arbeit von Jeanne wirklich dient, wird sie von allen für eine dreiste Diebin gehalten. Sie wird von einer Sonderkommission der Polizei gejagt, der auch Marrons beste Freundin angehört, die sich immer wieder tückische Fallen ausdenkt, um die Diebin zu schnappen. Als dann auch noch der geheimnisvolle Dieb Sindbad auftaucht, der ebenfalls Dämonen einfängt, aber ein Diener des dunklen Königs ist, wird es für Jeanne zunehmend schwieriger, ihre Missionen erfolgreich zu beenden.

Nicht nur die manchmal schwierige Dämonenjagd und die vielen Geheimnisse, die Marron hüten muss, machen ihr zu schaffen. Die junge Frau wohnt schon lange ganz allein, ihre Eltern leben im Ausland, rufen sie fast nie an und schreiben ihr nicht. Auch die häufigen Einladungen ihrer besten Freundin Miyako und deren Familie, die direkt gegenüber von Marron wohnen, können ihre Einsamkeit nicht völlig auslöschen. Doch als ein gut aussehender, charmanter Junge neben ihr einzieht, findet das Mädchen ein wenig Ablenkung ...

"Jeanne, die Kamikaze-Diebin" lief von 2001 bis 2005 im deutschen Fernsehen. Der Anime, der auf einem Manga der erfolgreichen Autorin Arina Tanemura basiert, hat schon damals zahlreiche Fans gewonnen. Es ist eine klassische "Magical Girl"-Geschichte: Ein gewöhnliches Mädchen, mit dem man sich gut identifizieren kann, wird durch eine Verwandlung zur Superheldin mit magischen Kräften, die gegen das Böse kämpft. Tatsächlich bieten die ersten Folgen wenig Inhalt, wirken fast wie Lückenfüller. Die Charaktere scheinen blass, die Dialoge sind platt, die Gestalt des Bösen bleibt völlig im Dunkeln, es geht eigentlich nur um das Fangen des Monsters des Tages. Und doch kommt man nicht umhin, mit Jeanne mitzufiebern, die teilweise albernen Stücke des Soundtracks mitzusummen, über die abgedroschenen Witze zu lachen und eine Folge nach der anderen zu konsumieren. "Jeanne" ist eben ein Stück Anime-Geschichte, das Fans des Genres nostalgisch werden lässt. Hier finden sich keine protzigen Animationen, besonders die monotonen Hintergründe wirken bisweilen langweilig. Auch tiefgründige Gespräche und differenzierte Charaktere wird man zunächst vermissen, wobei sich nach einigen Folgen glücklicherweise abzeichnet, dass es keine völlig klare Abgrenzung zwischen Gut und Böse gibt. Doch trotz vieler Mankos, die teilweise durch das Alter der Serie bedingt sind, hat "Kamikaze Kaitou Jeanne" einen speziellen Charme. Das liebevolle Charakterdesign hält sich nah an der Vorlage von Tanemura, Maron ist eine Figur, die man schnell ins Herz schließt, und die Themen Freundschaft, Hass und Liebe werden sehr einfühlsam behandelt, ohne ständig ins Kitschige abzudriften.

Bonusmaterial sucht man auf den beiden DVDs vergeblich, nicht mal die japanische Tonspur mit Untertiteln findet sich. Dies ist besonders schade, da die Synchronisation miserabel ist, unpassende Stimmen, unprofessionelle Sprecher und Fehler in der Übersetzung verleiden jedem Fan japanischer Serien den Spaß.

"Kamikaze Kaitou Jeanne" ist eine Serie mit viel Action, Gefühl und Humor. Der Anime, der fast zehn Jahre alt ist, kann, sowohl was die Handlung als auch was die Animationen und den Soundtrack betrifft, mit zeitgemäßen Werken nicht mehr ganz mithalten, ist für Fans von klassischen "Magical Girl"-Abenteuern aber dennoch sehenswert.