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Etwas ist faul im Dorf Sichelbronn im Herzogtum Weiden. Das merkt der Dieb Gerrik recht schnell, als er sich im Wirtshaus einen Willkommenstrunk genehmigt und niemand so recht damit herausrücken will, was es mit dem neuen Besitzer der Burg auf sich hat. Bald hat er sich mit seinen Fragen so unbeliebt gemacht, dass sich einzig der Außenseiter Jost noch mit ihm unterhalten will. Von diesem erfährt Gerrik auch, dass immer wieder Dorfbewohner des Nachts verschwinden. Gerüchte sprechen von einem unheimlichen Wesen, das nachts die Burg verlässt und in den Wäldern auf Jagd geht.
Da Jost eindeutig nicht der Hellste ist, gelingt es Gerrik doch noch, diesen zu überreden, ihn zur Burg zu bringen - nicht ahnend, dass der Dieb nichts anderes vor hat, als sich an den Besitztümern des neuen Schlossherrn zu bereichern. Bald müssen die beiden ungleichen Gefährten jedoch feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, die auf Schleichwegen in das Gemäuer einzudringen versuchen. Sie treffen auf die Hexe Arba und ihren Reisegefährten, einen Söldner. Ihr Zusammentreffen währt nur kurz, denn bald schon trennen sich die Wege der beiden Gruppen wieder. Jeder will in einem anderen Teil der Burg sein Glück versuchen. Denn damit ist Arba immerhin Gerrik voraus: Sie weiß, dass der Burgherr ein Schwarzmagier ist, der bereits viele ihrer Hexenschwestern hat umbringen lassen. Nun versucht sie, ihm das Handwerk zu legen. Doch all das Wissen nutzt ihr nichts, denn genauso wie der Dieb und der Dorftrottel stolpern sie und der Söldner in die magischen Fallen, die der Burgherr gelegt hat, um sein Heim zu schützen ...
Für die Handlung des zweiten bei Europa erscheinenden DSA-Hörspiels "Die geheimnisvolle Burg" zeigt sich Daniela Knor verantwortlich, wenn auch die CD-Hülle davon spricht, dass der DSA-Veteran Hans-Joachim Alpers den Handlungsrahmen vorgegeben hat. Eine gute Kombination, denn Alpers hat die Ahnung, was das beliebte deutsche Rollenspiel-Universum angeht, und Knor ein Gespür dafür, wie man eine gute Geschichte aufbaut und erzählt. Das merkt man der "Geheimnisvollen Burg" an. Die Handlung glänzt dadurch, dass die Atmosphäre von Aventurien durchgehend spürbar ist, das Hörspiel mit typischen DSA-Begriffen jedoch nicht überfrachtet ist, so dass auch Neulinge in der Welt des Schwarzen Auges gut unterhalten werden. Etwas knifflig scheint es ja immer, die Gesetze einer Rollenspiel-Welt in eine unterhaltsame Geschichte zu integrieren. Das gelingt hier wunderbar. Das Abenteuer von mehreren Helden in einer trutzigen Burg, die von einem finsteren Geheimnis umgeben scheint, ist nahezu klassisch.
Auch die Sprecher finden sich gut in die - ebenfalls sehr klassisch gezeichneten - Figuren ein und tragen zum Hörvergnügen bei. Einzig Konradin Kunze (Jost) scheint ab und an mit denn doch mitunter arg dramatischen Dialogen kämpfen zu müssen. Insgesamt lässt sich darüber jedoch ganz gut hinwegsehen, gerade wenn man bedenkt, dass das etwa fünfzig Minuten lange Abenteuer überwiegend auf ein junges Publikum zugeschnitten ist. Wenn das Ende kommt, ist der Hörer dann doch etwas überrascht. Irgendwie scheint die Geschichte zwar zu Ende geführt und wer den Reihenauftakt ("Das Tor in die Vergangenheit") kennt, weiß, dass die einzelnen Episoden als in sich geschlossen gelten. Das Gefühl eines befriedigenden Endes stellt sich jedoch nicht ein. Zum einen liegt das daran, dass der Antagonist des Hörspiels praktisch gar nicht persönlich in Erscheinung getreten ist - etwas, das man verschmerzen kann, das in Anbetracht der Hintergrundgeschichte jedoch etwas stutzig macht. Zum anderen ist offenbar die Geschichte von Gerrik und Jost, mit Sicherheit allerdings die Geschichte der Hexe Arba nicht fertig erzählt. Hoffentlich werden ihre Schicksale in einer späteren Folge der neuen Hörspielreihe wieder aufgegriffen. Alles andere würde schon einen schalen Nachgeschmack hinterlassen.
Unterm Strich erweist sich "Die geheimnisvolle Burg" jedenfalls als solide durchdachte, wenn auch sehr klassische Fantasy-Geschichte, an der sowohl alte wie neue Freunde des "Schwarzen Auges" Gefallen finden dürften.