Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Amsterdam mitten in seiner Blütezeit - im Jahre des Herrn 1671. Amtsinspektor Jeremias Katoen geht seinem Beruf nach und sorgt im Auftrag des Amtsrichters für Ordnung und Sicherheit in der damaligen Weltmetropole. Gerade hat er einen Zuhälter und Räuber hinter Schloss und Riegel gebracht, als er mit der Aufklärung zweier mysteriöser Morde beauftragt wird. Der elitäre Kreis der "Verehrer der Tulpe" hat durch die Morde nun bereits zwei ehrenwerte Mitglieder verloren. Dies könnte ein Zufall sein, wenn der Mörder nicht am Tatort immer ein Blütenblatt einer äußerst seltenen Tulpe hinterlassen hätte. Doch bereits bei der Suche nach der Herkunft dieser Blume merkt Katoen, dass die feine Gesellschaft nicht so ehrenwert sein kann, wie sie sich selber darstellt. Obwohl alle Mitglieder um ihr Leben bangen, sind sie nur bedingt daran interessiert, etwas über die schwarze Tulpe zu erzählen. Oder verrennt sich der Amtsinspektor in eine fixe Idee und die Herren wissen tatsächlich nichts von dieser ominösen Tulpe? Kurzerhand wird dem Mörder eine todsichere Falle gestellt. Wie sich herausstellt, sind danach tatsächlich einige Personen tot, nur der Mörder konnte nicht gefasst werden. Schafft es Jeremias Katoen nicht binnen einer Woche, den Mörder zu finden, dann ist dies das berufliche Aus für ihn. Dabei hat er noch seine tägliche Arbeit mit dem einfachen Diebesgesindel zu bewältigen. Er muss sich um den entlaufenen Waisenjungen Felix kümmern, einen geheimen, privaten Auftrag für ein Ratsmitglied erledigen und in seinem Liebesleben sich zwischen zwei Frauen entscheiden. Zu gern hätte er es gesehen, wenn all diese Dinge zusammenhingen. Entpuppt sich das nur als Traumgespinst oder kann er sich auf seinen Instinkt verlassen?
Im 17. Jahrhundert war Amsterdam der Mittelpunkt der Welt. Von hier aus starteten die Niederländer ihre weltweiten Seereisen, um all die begehrten Güter aus fernsten Ländern nach Europa zu schaffen. Reichtum und Macht sammelten sich in den freien niederländischen Provinzen. Mit der prosperierenden Wirtschaft erblühte auch das künstlerische Leben. Aber auch Neider traten auf den Plan: Es gab wohl keine damalige europäische Großmacht, die sich nicht gerne die Niederlande einverleibt hätte. Also lebte man gewissermaßen ständig im Kriegszustand. Es gelingt dem Autor, dieses Flair und Lebensgefühl hervorragend zu transportieren. Gemeinsam mit dem Amtsinspektor Katoen wandelt, rennt und schleicht der Leser durch die Metropole Amsterdam. Das dem Buch eine Karte der Stadt beigegeben wurde, ist dabei sehr hilfreich. So kann man die Fortschritte sichtbar verfolgen. Auch die kleine Einstimmung in die Zeit am Anfang des Buches ist sehr hilfreich, da man so Vergleichsmaßstäbe hat, wenn im Buch Geldbeträge und Maße auftauchen. Leider würzt der Autor die Erzählung mit einigen detaillierten Sexszenen, welche an sich nicht für den Fortgang der Geschichte erforderlich sind. Der Kriminalfall ist durchaus verzwickt und die Auflösung zum Ende kommt dann doch etwas zu plötzlich. Zumindest gibt es genügend Verdächtige. Doch konzentriert sich nicht alles auf den Tulpenmörder, welcher vor dem Hintergrund einer Verschwörung immer mehr an Bedeutung verliert. Hier schwankt der Autor zwischen einfacher Schwarz/Weiß-Zeichnung und ausgeklügelter Motivation der Charaktere. Insgesamt hätte man sich von letzterem mehr gewünscht. Ein wenig mehr an Informationen bekommt man am Ende des Buches. Dort legt der Autor einige seiner Quellen offen. Er erläutert nochmals knapp den historischen Hintergrund der Erzählung und stellt auch dar, was seiner Fantasie und was der Wirklichkeit entspringt. Verblüfft stellt der Leser dabei fest, dass das wirkliche Leben schon - im wahrsten Sinne des Wortes - sehr seltsame Blüten treiben kann.
Fazit: Wer gerne einmal dem frühneuzeitlichen Amsterdam zu seiner Blüte einen Besuch abstatten möchte, kann das mit diesem Buch tun. Aber Vorsicht, nicht nur ein Wahnsinniger treibt zwischen den Grachten sein Unwesen.