Media-Mania.de

 The End


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Zuerst sieht man eine Aufnahme von Berlin. Details erkennt man nicht, denn man befindet sich zu weit in der Luft. Mit einem rasanten Tempo bewegt sich die Kamera auf einen Punkt in Berlin zu. Langsam kann man Straßen, Häuser und Autos erkennen. Immer weiter zoomt die Kamera heran. Nun sieht man bereits eine Häuserreihe und einige Menschen, die sich vor einem kleinen Kino tummeln. Die Kamera hält genau auf das Kino, doch im letzten Moment macht sie einen Schwenk und zoomt durch ein Fenster überhalb des Kinos in das Zimmer einer Pension. Dort befindet sich der Hauptdarsteller des vorliegenden Buches: Alexander Gast. Alleinstehend, von der Welt gelangweilt, versinkt der Filmfreak gerne in seiner eigenen Welt und findet zahlreiche Parallelen zwischen seinem Handeln und dem Handeln in den vielen Filmen, die er gesehen hat. Seine Vergangenheit ist ein schwarzes Loch. Vor zehn Jahren kam er in die Pension und nahm sich ein Zimmer. Mit einer Sporttasche voll Geld muss er sich keine Gedanken machen und durch den Ausweis weiß er, wie er heißt. Mehr möchte er nicht wissen, und so geht er mehrmals die Woche zur Videothek und leiht sich Filme aus, die er dann auf seinem Zimmer schaut. Bis auf den Gang zur Videothek und das ein oder andere kurze Gespräch mit der Pensionsleiterin lebt Alexander komplett isoliert.

Aus einer Laune heraus beginnt Alexander in einer Videothek zu arbeiten, dem einzigen Ort, an dem man sich den Charakter nach seiner Einführung vorstellen kann. Nach einigen Monaten häufen sich seltsame Vorkommnisse: Plötzlich wird er von Filmfiguren besucht, und es gibt Menschen, die behaupten, ihn selbst aus Filmen zu kennen. Auf der ersten Feier, die er nach zehn Jahren der Einsamkeit besucht, verliert er die Kontrolle und prügelt einen Mann krankenhausreif. Alexander merkt, dass komische Dinge vor sich gehen, doch weiß er nicht, ob er als Filmheld den Angriff starten oder als Feigling die Flucht ergreifen soll.

Zu Beginn braucht man eine Weile bis man sich in den Schreibstil des Autors eingefunden hat. Auf der einen Seite schreibt er aus der Perspektive des Alexander Gast, auf der anderen Seite sind immer wieder ganze Abschnitte so gehalten, als wären sie einem Drehbuch entsprungen. Darüber hinaus macht der Leser immer wieder Sprünge zwischen dem Jahr 2006, in dem die Hauptgeschichte spielt, und dem Jahr 1996, in dem Alexander sein Gedächtnis verlor. Wie in jedem guten Film trägt die Vergangenheit natürlich zur Lösung der Situation bei. Durch die verschiedenen Stile ist das Buch sehr abwechslungsreich, schon ohne die eigentliche Geschichte. Dadurch wird das Buch aber auch anspruchsvoller als viele andere Thriller.

Das Wissen des Autors über die Filmwelt ist beeindruckend. Es gibt kaum einen Abschnitt, in dem sich Alexander Gast nicht an irgendeinen Film erinnert. Dabei findet man neben den Filmen aus Hollywood auch viele Filme, die man gar nicht kennt, die aber dennoch einmal gedreht wurden. Durch die zahlreichen Zitate, Vergleiche und geführte Monologe zu Filmen muss man aufpassen, dass man als Leser nicht den roten Faden verliert, wenn man sich nicht so gut mit Filmen auskennt.

Man sollte die Passagen, in denen es fast ausschließlich um Filme geht, jedoch nicht unterschätzen. Denn genau an diesen Stellen werden oftmals Hinweise zur Lösung des Plots gegeben. Somit sorgt der Autor Ulrich Hofmann bei seinem Debütroman dafür, dass der Leser beginnt, die Geschichte immer und immer wieder zu überdenken und einem Puzzle gleich die Teile zusammenzusetzen, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Die Auflösung des Plots ist dann jedoch wieder anders als erwartet und zugleich der einzige Kritikpunkt an diesem Buch. Ein bisschen bodenständiger und nicht ganz so abgehoben und unrealistisch hätte die Auflösung durchaus sein können. Dennoch muss man sagen, dass dieses Buch gut geschrieben ist und man sich auf die weiteren Werke des Autors freuen darf. Ein Buch, das aus dem Einheitsbrei durch einen anspruchsvollen Stil, etwas Humor und einer geballten Ladung Spannung hervorsticht.

Vera Schott



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2008 | ISBN: 9783746624501 | Preis: 9,95 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

Werbung

Dieser Artikel könnte interessant sein:

Zu "The End" auf Amazon

Hinweis: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.



Ähnliche Titel
Gegen alle FeindeIch bin der Herr deiner AngstIch will dich sterben sehenSchnittDer Spezialist