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 Die Schwarze Stunde, Folge 5: Der fünfte Erzengel

Die schwarze Stunde 5


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die Erstausgabe der Kurzgeschichtensammlung "Der fünfte Erzengel" erschien im August 2000 als neunter Band der Reihe "Medusenblut" und 2004 als überarbeitete Neuausgabe und Gemeinschaftsedition der Verlage Medusenblut und Shayol. Sie kam beim Deutschen Phantastik-Preis in der Kategorie "Beste Anthologie" auf den vierten Platz. Nun wurde die titelgebende Kurzgeschichte "Der fünfte Erzengel" vom Hörspiel-Verlag vertont.

Andreas Gruber ist als Horror- und Phantastik-Autor den Genre-Fans sicherlich kein Unbekannter mehr, nicht nur mit seinen Kurzgeschichten erarbeitete er sich seinen Ruf, sondern vor allen auch mit seinem prämierten Debüt-Roman "Der Judas-Schrein". Da ist man als Hörer natürlich sehr gespannt auf den Tonträger und um es direkt vorweg zu sagen, die hohen Erwartungen werden nur bedingt erfüllt.

Die Geschichte beginnt spannend: In Wien wird Kardinal Reichenvater ermordet aufgefunden, in seiner Hand eine Visitenkarte des Reporters Erich Lohmann. Dieser wollte am Tatort eigentlich nur einen Bericht schreiben und befindet sich plötzlich auf der Flucht. Es bleibt nicht bei einem Toten und schnell gerät Lohmann in einen gefährlichen Strudel der Ereignisse. Auch wenn er nie viel mit der Kirche zu tun hatte, muss er akzeptieren, dass anscheinend die biblische Apokalypse vor der Tür steht. Moment. Apokalypse? Inklusive der sieben Siegel, Erzengel und so weiter? Schon zigmal verwurstet? Stimmt leider prinzipiell. Auch wenn Gruber eine an sich interessante Variation anfängt, bleibt die Story insgesamt eher flach und die Auflösung enttäuscht dann ganz und gar.

Gruber hetzt seinen Protagonisten von Schauplatz zu Schauplatz, was sich zwar als recht spannend entpuppt, aber den Hörer nicht wirklich zu befriedigen weiß. Denn wie gesagt, der eigentliche Plot weiß nicht wirklich zu begeistern und der Hörer kann kaum mitraten, sondern erlebt letztlich nur eine rasante Szene nach der anderen. Das erinnert vom Ablauf her stark an den Film "Das Vermächtnis des geheimen Buches" und inhaltlich ein wenig auch an "Sakrileg", wobei dessen inhaltliche Brisanz und Tragweite durch die spezielle Sicht der Erzengel durch Gruber nie erreicht wird. Gruber schreibt recht flott und gekonnt, aber man fühlt sich stellenweise schon an John Sinclair erinnert, gerade auch am Ende. Gruber legt seinem Protagonisten so manche interessante Metapher in den Mund, wobei nicht alle stimmig sind. Dazu kommt ein gewisser "Exotenbonus", denn es werden des Öfteren Begriffe aus Österreich verwendet.
Gelesen wird die Story von Hans Jörg Karrenbrock, der in der Serie Macabros den Part des Erzählers inne hat. Die tiefe und markante Stimme des Schauspielers ist zwar für düstere Themen geeignet, aber Karrenbrock hat Probleme in der Darstellung der verschiedenen Figuren, jedenfalls der Frau und des Kindes. Insgesamt aber eine akzeptable Leistung, ohne jedoch völlig begeistern zu können. Für die Musik zeichnet sich Patrik Bishay verantwortlich, sein Soundtrack ist äußerst stimmig geraten. Die stellenweise eingespielten Geräusche sind jedoch von unterschiedlicher Qualität.

Die Aufmachung des Hörbuchs ist recht künstlerisch und stimmig geraten. Das Medium CD wurde bis an seine Grenzen ausgeschöpft, denn das Hörbuch dauert knapp neunzig Minuten. Leider wurde die erstaunlich lange Laufzeit nicht genutzt, einen ausgefeilten Plot zu entwerfen.

Insgesamt nur eine Empfehlung für Gruber-Fans und Menschen, denen die Printfassung gefallen hat und die die Geschichte auch vertont genießen wollen. Die Aufmachung ist gelungen und die Vertonung akzeptabel. Wer eine spannende Horror-Geschichte hören möchte und weniger Wert auf einen wirklich einfallsreichen Plot legt, kann ebenfalls zugreifen. Ansonsten ist es schade, dass die lange Laufzeit nicht besser genutzt wurde und dem normalen Horror-Fan wird ein insgesamt gesehen nur durchschnittliches Produkt geboten. Interessanterweise wäre eine Verfilmung denkbar, als TV-Spielfilm könnte die rasante Hatz mehr Spaß machen.

Bernd Wachsmann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783939451235 | Laufzeit: 90 Minuten | Preis: 10,99 Euro

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