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John Blacksad ist ganz unten. Zu viel Alkohol, zu wenig Kunden, zu viele Erinnerungen. Dass ausgerechnet Smirnov ihn zu einem Tatort bestellt, wundert John. Da sieht er die Leiche. Natalie Wilford sieht auch mit einem Loch im Kopf noch umwerfend aus. Die Schauspielerin liegt halbnackt auf ihrem Bett und scheint an vergangene Zeiten zu denken. Zeiten, in denen John ihr Geliebter war, ihr Ein und Alles. Zeiten, die lange her sind. Doch Blacksad spürt ein Gefühl in sich aufsteigen, das der Alkohol lange vertrieben hatte. Liebe. Ja, er hat Natalie geliebt, leider liebte sie viele. Doch auch wenn er sie im Streit verlassen hat, kann er diesen Schweinehund nicht davonkommen lassen, der ihr das angetan hat. Er sinnt auf Rache. Und auch wenn Smirnov ihn warnt, sich in die Ermittlungen einzumischen - warum hat ihn der Staatsanwalt dann her gebeten?
Blacksad ermittelt. Effektiv, zielstrebig, direkt. Und nur wenige Stunden später wird er auf eine sehr brutale und sehr deutliche Art und Weise "gebeten", seine Untersuchung einzustellen. Doch ausgerechnet Smirnov, der den Fall auf höhere Weisung zu den Akten legen muss, gibt ihm Rückendeckung und fordert ihn auf, das hohe Tier, das offensichtlich hinter dem Mord steckt, zur Strecke zu bringen.
"Blacksad" ist ein Comic wie ein doppelter Espresso: bitter, ohne Zucker und sehr, sehr schwarz. Was Autor Juan Diaz Canales da zusammengebraut hat, ist eine Art gedruckter Film Noir fürs Auge, für den Verstand und fürs Herz.
Und als ob das nicht reichen würde, hat er den Figuren die Gesichter und Charaktere von Tieren gegeben. Da werden der harte Detektiv zu einem Kater, der Staatsanwalt zu einem Schäferhund, die brutalen Schläger zu Nashorn und Bär, die fiesen Ganoven zu Wieseln und Ratten, Frettchen und Schlangen. Das wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder fehl am Platz. Ganz im Gegenteil, da die Auswahl der Tiere perfekt zum jeweiligen Charakter passt und zusätzlich Garant für schwarzen Humor ist - ein gnadenloser Mörder gibt da ganz locker zu verstehen, dass er im Gegensatz zum Detektiv halt kaltblütig sein (was bei einer Echse eigentlich nichts Ungewöhnliches ist) -, muss man dem Autor und dem Illustrator Achtung zollen. Die Grundidee macht aus einer zwar harten und grandios erzählten, aber eben nicht außergewöhnlichen Geschichte ein wahres Meisterwerk.
Doch zu einem wirklichen Geniestreich wird "Blacksad" erst durch die Bilder. Hier hat Juanjo Guarnido ein traumhaftes Gespür für die Zeit der vierziger Jahre, für die düstere Geschichte, die unterschiedlichen Charaktere und die Atmosphäre bewiesen. Seine Tuschezeichnungen sind detailreich, perfekt koloriert und schön.
Wer einen düsteren Comic sucht, der gleichzeitig Krimi, tiefgründige Fabel und Hommage an den Film Noir Hollywoods ist, muss sich "Blacksad" kaufen. Dieses Album kombiniert atemberaubende Action mit wunderschönen Bildern und perfekten Dialogen. Das ist Comic-Kunst in Vollendung. Und wer dann noch nicht genug hat, kann sich den zweiten und dritten "Blacksad"-Band oder das Skizzenbuch über die Reihe kaufen.