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"The Line" liegt unter einer weißen Schneedecke da wie gereinigt, wie sauber glänzend. Doch darunter scheint ein Abgrund des Verbrechens zu lauern, der kaum den Grund erkennen lässt. John Blacksad hat viel erlebt. Er dachte eigentlich, ihn könne nichts mehr erschüttern. Doch was die weiße Oberschicht in diesem Stadtviertel inszeniert, hat etwas von einem Genozid. Sie grenzen die Schwarzen nicht nur aus, sie wollen ihnen schlicht die Luft zum Atmen nehmen.
Und der Auftrag, der die schwarze Katze in dieses ehemals so herrschaftliche Viertel getrieben hat, passt perfekt zu der tristen Atmosphäre, zu der unter der Schneedecke lauernden Gewalt. Ein kleines schwarzes Kind ist verschwunden, vielleicht in den Händen Perverser. Die Mutter stellt keine Vermisstenanzeige, der Polizeichef legt Blacksad nahe, die Stadt zu verlassen, und die schwarzen Schlägertrupps, die gegen die Weißen aufbegehren, wollen nichts mit dem zugereisten Schnüffler zu tun haben.
So macht sich Blacksad auf, allein herauszufinden, wer die kleine Schwarze entführt, vielleicht getötet hat. Und je tiefer er in den Fall vordringt, desto angeekelter fühlt sich der Kater von den Tieren dieser Stadt. Jeder, ob schwarz oder weiß, scheint involviert zu sein in ein düsteres Verbrechen, das noch mehr als ein Opfer fordern wird, ehe John Blacksad die Wahrheit herausfindet.
Nach dem fulminanten Auftaktband "Blacksad" dauerte es zwei Jahre, bis die beiden Spanier Juan Diaz Canales und Juanjo Guarnido den zweiten Band herausbrachten. Wieder ist der schwarze Kater John Blacksad, eine Mischung aus Philip Marlowe, schwarzem Panther und Vin Diesel, in einen Kriminalfall verstrickt, der dem Leser vor lauter Spannung den Atem raubt. Man kommt sich vor wie in schlimmste Zeiten des Ku-Klux-Klans versetzt. Was die "weißen Tiere" hier inszenieren, ist markerschütternd. Und die Reaktion der "schwarzen Tiere" lässt, nicht minder grausam, kaum auf sich warten. Dazwischen spielt sich ein Familiendrama ab, das einem Hollywoodfilm entsprungen sein könnte.
Ist bereits die Story Extraklasse, faszinieren die Bilder vollends. Hier hat Juanjo Guarnido inmitten einer Schneelandschaft, düsteren Stadtfluchten und traurigen Kneipen ein Szenario für das Wirken der "Arctic Nation", wie sich die "Weißen" in diesem Comic nennen, geschaffen, das nachhaltig beeindruckt.
Seine Bilder sind wunderschön, hart, gnadenlos und ehrlich. Die Fratzen der Tiere vertiefen die Abscheu, die man beim Lesen empfindet, verstärken die Gefühle, die solcherart Ideologie auslösen. Der geniale Kniff, Tiere mit Menschenkörpern verknüpft, im Amerika der vierziger Jahre agieren zu lassen, erweist sich auch im zweiten Teil von "Blacksad" als sehr gelungen. Nicht nur die verschiedenen Charaktere der Schurken und Ganoven werden so deutlicher, auch der zynische Humor des Protagonisten erfährt so eine Überhöhung, die der Aussage des Comics dienlich ist.
Blacksad - Arctic Nation" ist eine Fabel auf die Abgründe der menschlichen Seele, die sexuellen Begierden, den Rassenwahn und die korrumpierende Wirkung einer körperlichen und vermeintlich auch geistigen Überlegenheit. Sie hinterfragt im Gewand eines Comics die Tendenz des Menschen, "unter seinesgleichen" sein zu wollen, und gibt ernüchternde Antworten.
Das alles wird verpackt in wunderschöne Bilder, eine spannende Story und ein "fabelhaftes" Szenario - "Blacksad" muss man einfach gelesen haben!