Es gibt vielleicht nichts Spannenderes als die Natur selbst. Der Kampf ums Fortbestehen hat manchen Arten Extremes abverlangt, und viele Anpassungen an ungewöhnliche Lebensräume, Nahrungsquellen und Feinde verblüffen uns.
Im hier besprochenen Buch findet der Leser eine Fülle an faszinierenden Phänomenen aus der Natur, eingeteilt in die Rubriken

- Extreme Fähigkeiten
- Extreme Bewegung
- Extremes Wachstum
- Extreme Familien

Unter "extreme Fähigkeiten" fallen beispielsweise die explosive, ätzend-heiße Chemikalienmischung, die ein Bombardierkäfer produziert und zielgerichtet auf Feinde spritzt, die klebrige Haut des Katholikenfrosches, mit der Ameisen oder ähnliche Aggressoren wie mit Sekundenkleber "geleimt" werden, und die unstillbare Neugier der neuseeländischen Keas, die ebenfalls ein Mittel zum Überleben ist. Auch die auf raffinierte Weise Insekten fressenden Kannenpflanzen sind hier zu finden.
Extreme Bewegungen können unter vielen anderen die Schaumzikaden vollführen, kleine Insekten, die bis siebzig Zentimeter hoch springen, die Riesentrappen, die trotz ihrer 22 Kilogramm flugfähig sind, und die Blindwühlen als beste "Bohrer".
Extremes Wachstum weist zum Beispiel ein Hallimasch auf, der sich über 890 Hektar ausbreitet, ebenso ein verblüffendes Tier namens Schnurwurm, das ausgestreckt auf eine Länge von über dreißig Metern kommen kann, und die die Argentinische Ameise mit Kolonien, die mehrere Milliarden Einzelorganismen umfassen können.
Und die dargestellten Familiengeschichten haben ebenfalls Überraschungen zu bieten, so die umfangreichen Harems von Seeelefanten, die bis zu zwanzig Billionen Sporen von Riesenbovisten und die Seychellennuss als größter Same mit bis zu 22 Kilogramm Gewicht. Auch wahre Beziehungsdramen kommen aufs Tapet, so die Paarung der Zebraspinne Argiope aurantia, deren Männchen noch während der Kopulation stirbt und dem Weibchen als Nahrung dient.

Die genannten Beispiele zeigen recht gut auf, welch bunte Mischung an außergewöhnlichen Anpassungen dieses Buch enthält. Billige Effekthascherei liegt dem Autor allerdings fern. Er möchte vor allem vermitteln, dass die Natur eine faszinierende Vielfalt an Organismen hervorgebracht hat, von denen etliche wahre Überlebenskünstler sind und mit erstaunlichen "Tricks" oder Fähigkeiten aufwarten können. Dies gelingt sehr gut.
Jeder portraitierten Art ist eine Doppelseite gewidmet. Ein großformatiges Foto bildet Pflanze, Pilz, Bakterium oder Tier ab, häufig so, dass die besondere Eigenschaft im Mittelpunkt des Fotos steht. Natürlich sind diese Fotos von der herausragenden Qualität, die man von National Geographic kennt und erwartet.
Das Portrait enthält eine kurze Übersicht mit Namen des Organismus - deutsch und lateinisch -, Lebensraum und der ungewöhnlichen Eigenschaft sowie im Anschluss einen Text, der auf kurzweilige Weise alle relevanten Informationen vermittelt. Über die Hintergründe und "Techniken" des vorgestellten Wesens hinaus erfährt der Leser auch einiges über ökologische Zusammenhänge, und der Autor zieht gelegentlich Vergleiche, um aufzuzeigen, was die portraitierte Art hervorhebt.
Angesichts der hochwertigen Aufmachung und des großzügigen Formats darf man sich an dem verhältnismäßig günstigen Preis wirklich freuen.
Das Buch eignet sich für die ganze Familie: Erwachsene können sich von den faszinierenden Fotos begeistern und von den vielfältigen "Rekorden" fesseln lassen, die das Leben aufgestellt hat, und Kinder finden einen spannenden, schon für ältere Grundschüler möglichen Einstieg in die Beschäftigung mit der Natur, die, wie gesagt, Erstaunlicheres zu bieten hat, als unsere Fantasie sich auszudenken vermag.